Sport mit Senioren und Hochaltrigen

Unsere Gesellschaft altert rasant. Für das Jahr 2050 ist eine Lebenserwartung von 88 Jahren für Frauen und 83,5 Jahren für Männern vorhergesagt. Neben der veränderten Lebenserwartung ändern sich auch die Begrifflichkeiten bezüglich Senioren/innen und Hochaltrigen.
Senioren und Seniorinnen stellen meist die Gruppe der Rentner ab etwa 65 Jahren, wobei von Hochaltrigen ab einem Alter von 80 Jahren gesprochen wird. Dabei ist zu erwarten, dass die Zahl der Hochaltrigen in Deutschland weiter steigen wird, denn keine Altersgruppe in Deutschland wächst so stark, wie die der Menschen über 80. Daraus ergibt sich ein neues bzw. erweitertes Feld für den Sport (vgl. Statistisches Bundesamt, 2015).

Besonderheiten und Motive

Der Anteil der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung wird in der Zukunft weiter steigen und damit als Zielgruppe immer bedeutsamer für die Sportvereine werden. Mit Zunahme des Alters steigt auch das Auftreten von Erkrankungen. Dabei zählen zu den häufigsten Erkrankungen im Alter Gelenkerkrankungen, Herzerkrankungen, Krankheiten der Blutgefäße (insbesondere Arteriosklerose), Hirngefäßerkrankungen (insbesondere Schlaganfall), Stoffwechselerkrankungen (insbesondere Diabetes mellitus) und Krankheiten des Nervensystems. Daneben existieren Probleme wie Sinnesbeeinträchtigungen (z. B. Seh- und Hörschwächen) und Demenz.
Frauen leiden im Alter eher an (chronischen) körperlichen Krankheiten und an Depressionen. Auch physische Folgen durch Stürze können eine Funktionseinschränkung oder Behinderung mit sich bringen (vgl. DOSB, 2007).
In zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass durch regelmäßige körperliche Aktivität bei Senioren/innen und Hochaltrigen viele positive Effekte erreicht werden können. Eine Übersicht wird nachstehend aufgezeigt:

  • Verzögerung der Alterungsprozesse und Verlängerung der Lebenserwartung
  • Entgegenwirkung von Herzerkrankungen und Durchblutungsstörungen
  • Blutdrucksenkung bei Hochdruckpatienten
  • Minderung des Risikos einer Krebserkrankung
  • Unterstützung der Regulierung von Stoffwechselprozessen (z. B. bei Diabetes mellitus)
  • Abbau von Körperfett und damit einhergehend Verringerung des Körpergewichts
  • Erhöhung des Mineralgehaltes und Stabilität der Knochen, was Osteoporose entgegenwirkt
  • Stärkung des Immunsystems
  • Verminderung von Angst und Depressionen
  • Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit und Verringerung des Demenzrisikos
  • Verhinderung von Stürzen durch eine Stärkung der Muskulatur und Förderung des Gleichgewichts

Wichtig im hohen Alter ist, die Kraft zu erhalten, koordinative Fähigkeiten (insbesondere das Gleichgewicht) und die Ausdauer zu trainieren. Bewegung wirkt positiv darauf ein, Aktivitäten des täglichen Lebens weiter kompetent ausführen zu können und sich damit die Selbständigkeit zu bewahren. Der Beweglichkeit kommt gerade bei hochaltrigen Menschen eine besondere Bedeutung zu, da sie die selbständige Bewältigung vieler Alltagsanforderungen, z. B. Anziehen, Körperpflege, Putzen oder Haushaltsführung ermöglicht.

Sport mit Senioren und Hochaltrigen in der Praxis

Neue Mitglieder können ein Gewinn für die Einnahmen durch Mitgliedsbeiträge sein und das Ehrenamt stärken. Eine besonders große Rolle spielen bei Senioren/innen die Themen Gesundheit, Fitness und Gemeinschaft. Hier kann eine direkte Ansprache gelingen, beispielsweise durch eine Kooperation mit einem Seniorenwohnheim. In der Praxis gibt es viele Möglichkeiten Sport für Senioren/innen und Hochaltrige anzubieten. Nachfolgend werden einige Beispiele aufgezeigt:

Beispiel: Lauftreff

Im Raum Neuwied gibt es einen Lauftreff, bei dem die Teilnehmenden im Durchschnitt 70 Jahre alt sind. Die Teilnehmer/innen treffen sich jeden Montag auf einem Trimm-Dich-Pfad, um in zwei Gruppen schnell und langsam zu laufen oder auch zu walken und zu wandern. Neben den Laufterminen hat die Gruppe ein umfangreiches Zusatzangebot mit Wanderungen, Sportabzeichen-Abnahme, Ernährungsseminaren und kulturellen Angeboten aufgebaut.

Beispiel: Angebote aus dem Gesundheits- und Rehabilitationssport

Der Seniorensportverein Aktiv-, Rehabilitations-, Gesundheits- und Seniorensportverein (ARGuS) in Schwerin bietet seniorenspezifische Angebote aus dem Gesundheits- und Rehabilitationssport an. Der Einstieg erfolgt meist über eine ärztliche Verordnung. Zudem setzt der Verein zur Mitgliedergewinnung auf Bewegungsangebote in demografisch gealterten Stadtteilen („Sport vor der Haustür“), auf Werbung an „Privaten Kaffeetafeln“ sowie auf Empfehlung durch Haus- oder Fachärzte.

Beispiel: Sturzprävention

Um seinen Vereinen im Angebot von Sturzpräventionsprogrammen Hilfestellung zu leisten, hat der Deutsche Turner-Bund (DTB) die Kurskonzeption „Fit bis ins hohe Alter“ entwickelt. Zielsetzung ist das Erhalten von Funktionsfähigkeit, Selbständigkeit und das Verhüten von Stürzen. Das Kursprogramm ist vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Bonn evaluiert und veröffentlicht worden.
Link: http://www.dtb-online.de/portal/gymwelt/aeltere/evaluiertes-kursprogramm-fit-bis-ins-hohe-alter.html

Projekt Mobilität

Im Jahr 2009 wurde die Modellmaßnahme „Sicherung der Mobilität von Menschen mit Behinderung durch spezielle Bewegungsangebote im DBS“ durchgeführt und durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert. In den vier Modellregionen Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein wurden spezifische Angebote entwickelt und Multiplikatoren/innen fortgebildet, um dieses Thema weiter zu transportieren und zu differenzieren. So wurden verschiedene Konzepte von Qualifizierungsmaßnahmen für Übungsleiter/innen, Referent/innen, FSJ-ler und Personen aus der Pflege entwickelt und durchgeführt.
Link: http://www.dbs-npc.de/tl_files/dateien/sportentwicklung/breitensport/Abschlussbericht_komplett-Endversion.pdf

Literatur

  • Deutscher Olympischer Sportbund (2007). Wissen für die Praxis: Bewegungsangebote 70 plus. Zugriff unter: richtigfit-ab50.de
  • Regelin, P., Winkler, J., Nieder, F. & Brach, M. (2011). Fit bis ins hohe Alter – Kursmanual. Aachen: Meyer & Meyer.