Sport in Werkstätten

Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) bieten Menschen die Möglichkeit zu arbeiten, wenn dies aufgrund der Art und Schwere ihrer Behinderung nicht, nicht mehr oder nicht wieder auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt möglich ist. Meist stehen individuelle, an die Bedürfnisse und Erfordernisse der Mitarbeiter/innen mit Behinderung ausgerichtete, Arbeitsplätze in unterschiedlichen Bereichen der industriellen Fertigung und Dienstleistung zur Verfügung. Die Zielgruppe der WfbM sind vor allem Jugendliche und Erwachsene mit einer geistigen Behinderung. Darüber hinaus gibt es Werkstätten, die sich auf die Zielgruppe von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen spezialisiert haben.
In der Bundesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten sind 680 Hauptwerkstätten organisiert, die in ihren 2.759 Betriebsstätten ca. 308.000 Menschen mit Behinderungen beschäftigen. Im Sinne der Inklusion und der Steigerung der Übergangsmöglichkeit in den allgemeinen Arbeitsalltag, werden so genannte Außenarbeitsplätze eingerichtet. Rechtlich gesehen gehören sie der WfbM an, jedoch sind sie in den Arbeitsalltag wirtschaftlich selbstständiger Unternehmen der freien Wirtschaft und des öffentlichen Dienstes eingebunden (vgl. BAG WfbM, 2016).
Aufgeteilt nach bestimmten Behinderungsarten zeigt sich die folgende Verteilung der Werkstattbeschäftigten (Stand 2012):

Behinderungsart der Beschäftigten

Art der Behinderung

in Prozent

körperliche Behinderung

3 %

psychische Behinderung

19 %

geistige Behinderung

78 %

Besonderheiten und Motive

Die Beschäftigten der Werkstätten für Menschen mit Behinderung verbringen einen Großteil ihrer Zeit mit Mitbewohner/innen und Arbeitskollegen/innen, wobei in sehr vielen Fällen Arbeitskollegen/innen und Mitbewohner/innen identisch sind. Außer zu professionellen Kräften besitzen viele Personen sehr wenige oder gar keine Sozialkontakte außerhalb des unmittelbaren Arbeits- und Wohnumfeldes. Freizeitaktivitäten, wozu auch der Sport zählt, werden sehr stark durch professionelle Kräfte bestimmt. Stark nachgefragte Sportarten stellen „Outdoor-Aktivitäten“ wie Radfahren oder Spaziergänge dar.
Als Motive für das Sporttreiben werden häufig Gesunderhaltung, Interesse am Sport und Freude am gemeinsamen Sporttreiben genannt (vgl. BAG WfbM).

Sport in Werkstätten in der Praxis

Viele Sportangebote für Menschen in Einrichtungen werden direkt vor Ort oder in benachbarten Sportanlagen durchgeführt. Es gibt auch hier viele Ansatzpunkte und Ideen für die eigene Praxis im Verein oder Verband. Eine Auswahl an Ideen soll nun im Folgenden dargestellt werden.

Projekt „Bewegung Leben“

Der DBS hat 2009 zusammen mit der Firma Panasonic ein Projekt namens „Bewegung Leben – Förderung von vereinsorientierten Bewegungs- und Sportprogrammen für Menschen mit Behinderung in Einrichtungen“ entwickelt. Die Leitung des Projektes lag in den Händen der DBS-Akademie. Ziel des Projektes war es, Menschen mit Behinderung in Einrichtungen, speziell in Werkstätten für Menschen mit Behinderung, in Bewegung zu versetzen. Mittels der vielfältigen Möglichkeiten und Chancen ganzheitlich ausgerichteter Bewegungs- und Sportangebote sollten auf der Basis vereinsgebundener und regelmäßig stattfindender Angebote für Menschen in Einrichtungen der bundesweiten Behindertenhilfe angeboten werden. Auf diese Weise wurden die Teilnehmer/innen an die Bewegungs- und Sportangebote der Vereine des DBS und seiner Landes- und Fachverbände herangeführt, um diese über den Projektzeitraum von etwa zwei Jahren hinaus zu diesen lebensbegleitenden Aktivitäten zu motivieren. Für die Erreichung des Projektziels wurde ein Fünf-Punkte-Plan aufgestellt:

  1. Durchführung von „Bewegungs-, Sport- und Gesundheitstagen!“ mit einer Auswahl an entsprechenden Angeboten
  2. Gründungshilfen für Bewegungs- und Sportprogramme
  3. Übungsleiter/innen werden temporär zur Verfügung gestellt (bis zu 3 Monaten)
  4. Aufbau von Vereinsstrukturen wird unterstützt
  5. Möglichkeiten und Chancen des vereinsorientierten Behindertensports werden u. a. am Beispiel des Rehabilitationssports aufgezeigt

Im Projektzeitraum konnten beinahe 30 Gruppen und damit zahlreiche Menschen mit Behinderung an bestehende Vereinsangebote herangeführt werden. Zudem wurden auf Grundlage der Interessen der Menschen mit Behinderung in Einrichtungen durch die Vereine des Deutschen Behindertensportverbandes und seiner Landesverbände neue Angebote geschaffen.

Projekt „Fit für Inklusion im Beruf“

Der Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Bayern führt in Kooperation mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und durch die Förderung des Bayerischen Sozialministeriums das Projekt „Fit für Inklusion im Beruf“ durch. Inhalt des Projekts ist die Einführung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) in Werkstätten für Menschen mit geistiger und/oder psychischer Behinderung. Ziel der Studie ist, durch körperliches Training die Gesundheit der Mitarbeiter/innen in den Werkstätten zu fördern und den, durch Bewegungsmangel auftretenden, Risikofaktoren, wie Übergewicht und Rückenschmerzen, vorzubeugen. Auch soll gezeigt werden, dass regelmäßiges Sporttreiben die Produktivität der Mitarbeiter/innen verbessert. Dies kann nicht zuletzt zu einer Steigerung der Motivation und zu einem besseren Arbeitsklima beitragen.
Link: http://bvs-bayern.com/Inklusionssport/Fit-fuer-Inklusion-im-Beruf/

Deutsche Meisterschaft Fußball der Werkstätten für behinderte Menschen

Bereits seit dem Jahr 2000 findet das Fußballturnier der Werkstätten statt. Es steht der Gedanke im Vordergrund, dass es nicht allein um den sportlichen Siegt geht. Vielmehr sollen die Sportler/innen unvergessliche Tage bei der Deutschen Meisterschaft erleben. Die Meisterschaft ist vor allem eine Plattform, um miteinander ins Gespräch zu kommen, Anerkennung für hervorragende sportliche Leistungen zu erfahren und unvergessliche Momente zu erleben. Außerdem soll durch die Meisterschaft für das aktive Sporttreiben in den Werkstätten geworben werden. Viele Werkstätten haben Mannschaften, die das ganze Jahr trainieren und spielen und sich dann in den Deutschen Meisterschaften messen. Durch die populäre Sportart Fußball erhalten die Werkstattbeschäftigten zudem die Möglichkeit jenseits ihrer Behinderung wahrgenommen zu werden.
Link: http://www.fussball-wfbm.de/index.php?SiteID=1

Kooperation zwischen Landesverband und Werkstätten

Der Behinderten-Sportverband Brandenburg e.V. unterstützt Werkstätten für Menschen mit Behinderung durch die Bereitstellung von geschulten Übungsleiter/innen. Wöchentlich werden für etwa 90 Personen Sportstunden in Leichtathletik und Schwimmen durchgeführt. Mit dem SC Potsdam besteht hierzu eine Kooperation zur Sportstättennutzung.
Link: www.bsbrandenburg.de

Weitere Informationen

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM) ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein. Sie wurde am 18. Juni 1975 in Bonn als bundesweite Interessenvertretung der Werkstätten gegründet. Ihr Sitz ist seit 1985 in Frankfurt am Main. Die Mitglieder der BAG WfbM sind Träger von Eingliederungseinrichtungen, insbesondere von Werkstätten, Förderstätten und Integrationsunternehmen. Zur Mitgliedschaft in der BAG WfbM ist keine amtliche Anerkennung erforderlich. Weitere Informationen zur BAG WfBM und ihren Aufgaben und Zielen sind auf ihrer Homepage zu finden.
Link: http://www.bagwfbm.de/