Aktuelles vom Para Schwimmen
Para Schwimmen: Erfreulicher Saisonauftakt bei der World Series

Mira Jeanne Maack und Elena Semechin haben in Barcelona die Qualifikationsnorm für die Weltmeisterschaften in Singapur Ende September geschafft und damit für einen erfreulichen Saisonauftakt der deutschen Nationalmannschaft im Para Schwimmen gesorgt. Zudem haben sich Charlotte Kast und Philip Hebmüller Podestplätze in der Jugendwertung gesichert und sich damit für die Europäischen Jugendspiele in Istanbul empfohlen.
Das Jahr 2024 verlief glänzend für die deutschen Para Schwimmer*innen: Mit zehn gewonnen Medaillen stellte man das erfolgreichste deutsche Team bei den Paralympics in Paris. In Elena Semechin, Tanja Scholz, Taliso Engel und Josia Topf hatte die Mannschaft von Bundestrainerin Ute Schinkitz vier Paralympics-Sieger*innen in den eigenen Reihen. Darüber hinaus gab es noch drei Silbermedaillen für Gina Böttcher sowie Scholz und Topf. Dazu freuten sich Mira Jeanne Maack und Maurice Wetekam über Bronze, ebenso Josia Topf, der sich einen kompletten Satz an Edelmetallen schnappte.
Zwei dieser Medaillengewinnerinnen, Maack und Semechin, starteten nun in ihre Wettkampfsaison 2025: Die beiden Berlinerinnen nahmen an den World Series Barcelona teil und sicherten sich bei ihrem ersten internationalen Wettkampf des Jahres direkt die Qualifikationsnorm für den Saisonhöhepunkt. Damit legten die beiden die Grundlage, um bei den Weltmeisterschaften in Singapur vom 21. bis 27. September dabei zu sein.
Bundestrainerin Ute Schinkitz zeigte sich nach den World Series in Katalonien zufrieden: „Unsere Zielsetzungen, die wir für Barcelona hatten, sind erfüllt: Mira und Elena sind unter der Norm geblieben.“ Mit Verzögerungen ins neue Wettkampfjahr gestartet war Malte Braunschweig, der wie Maack und Semechin dem Berliner Schwimmteam angehört, unter anderem wegen einer Weisheitszahn-Op. Die Qualifikationsnorm für die WM hat der 24 Jahre alte Berliner zwar noch nicht geknackt, seine geschwommenen Zeiten „sind aber sehr hoffnungsvoll, wenn man bedenkt, wie viel er bislang trainieren konnte“, sagte Schinkitz.
Internationale Klassifizierungen als wichtigster Zusatz der World Series

Im Mittelpunkt der World Series stehen neben dem internationalen Kräftemessen ohnehin die Klassifizierungen der Athlet*innen. Qualifikationsnormen können die Schwimmer*innen auch bei heimischen Wettkämpfen unterbieten und sich so für die WM in Singapur empfehlen. Aber nur bei den Weltserien sind internationale Klassifizierungen möglich. In Barcelona sind unter anderem Maack und Charlotte Kast (Berliner Schwimmteam) klassifiziert worden. „Da sind wir sehr zufrieden, das ist sehr gut gelaufen“, sagte die Bundestrainerin.
Kast, die bei den Europameisterschaften 2024 Silber über die 400 Meter Freistil (S7) und Bronze auf den 200 Meter Lagen (SM7) gewonnen hatte, schwamm in Barcelona auf Platz drei in der Jugendwertung über die 400 Meter Freistil und bestätigte so ihre Qualifikationsvoraussetzungen zu den Europäischen Jugendspielen in Istanbul im Juni. Dies gelang auch Philip Hebmüller (SC Düsseldorf 1898), der in der Jugendwertung Zweiter auf den 100 Meter Brust (SB13) und Dritter über die 100 Meter Schmetterling (S13) wurde. Das junge Duo hat sich damit laut Schinkitz sehr für Istanbul empfohlen.
Vor den Wettkämpfen in Barcelona machten die World Series Mitte März erstmals Station in Europa: in Lignano Sabbiadoro, Italien. „Das nutzen wir immer gerne für junge Athletinnen und Athleten“, erzählte Schinkitz, denn: „Die internationalen Einsätze sind gerade für den Nachwuchs ein großer Motivationspunkt. Diese internationalen Erfahrungen muss man auf jeden Fall sammeln.“
Anfang Mai finden die World Series dann in Paris statt. Das deutsche Team hat die Wettkämpfe in Frankreich ebenfalls eingeplant und hofft auf genügend Plätze für die Klassifizierungen: „Ich hoffe, dass wir dort drei Plätze für die Klassifizierungen der Sehbehinderungen bekommen.“ Auch drei Plätze für die Klassifizierung körperlicher Behinderungen würde sich Schinkitz wünschen, aber es ist noch nicht abzusehen, wer in Paris klassifiziert werden kann.
Medaillengewinner*innen kehren nach Paris ins Becken zurück, Engel fegt übers Tanzparkett
Was aber klar ist: Gina Böttcher, die „aktuell sehr fleißig trainiert“, Maurice Wetekam und Malte Braunschweig wollen in Paris am Start sein. Josia Topf plant ebenfalls die Rückkehr nach Paris. Taliso Engel, der in 2024 in Paris auf den 100 Metern Brust (SB13) seine Goldmedaille von Tokio verteidigte, wird – um klassifiziert werden zu können – eventuell ebenfalls mit nach Frankreich reisen: Der Nürnberger, der auf seiner Paradedisziplin neben seinen beiden Paralympics-Titeln noch drei Mal Weltmeister wurde, ist aktuell bei der bekannten TV-Show „Let’s Dance“ gefordert. Im deutschen Team fiebern einige mit, drücken dem 22 Jahre alten Schwimmer der SG Bayer die Daumen. Seine Teilnahme an der Show ist mit seinen Heimtrainern und Schinkitz abgesprochen, die seine Erfahrungen bei der Show positiv betrachten, weil er dort unter anderem seine koordinativen Fähigkeiten trainieren könne.
Der Saisonauftakt in Italien und Spanien stimmt die Bundestrainerin zuversichtlich im Hinblick auf die Europäischen Jugendspiele in Istanbul und die Weltmeisterschaften in Singapur. Der 13. April ist der Stichtag für die Nominierungen für Istanbul, am 22. Juni, der letzte Tag der Internationalen Deutschen Meisterschaften in Berlin, ist zudem der letztmögliche Nominierungstag für die WM.
„Die Athlet*innen, die bei der WM starten wollen, die werden auch ihre Erfolge aus Paris dort wiederholen wollen“, ist sich Ute Schinkitz sicher. Doch wie in jedem neuen paralympischen Zyklus werden einige Athlet*innen neu klassifiziert beziehungsweise umklassifiziert – die genaue Konkurrenz und deren Leistungsvermögen können somit erst bei der WM in Singapur so richtig eingeschätzt werden. Außerdem liegt bei einigen Athlet*innen im deutschen Team im Jahr nach den Paralympics der Schwerpunkt auf anderen Gebieten wie dem Beruf, dem Studium oder auch der Schule. So könnten die Rahmenbedingungen vergleichbar sein mit den Paralympics 2024. „Wir schicken zur WM wohl wieder ein kleines Team“, sagt Bundestrainerin Ute Schinkitz und ergänzt schmunzelnd: „Aber ganz bestimmt auch ein feines.“
Text: Patrick Dirrigl / DBS