Aktuelles von Tokio 2020
Zwölf Medaillen für deutsche Para Radsportler
Denise Schindler zum Abschluss Fünfte im Straßenrennen
Das Team Deutschland Paralympics war bei den Wettbewerben im Para Radsport mit insgesamt zwölf Medaillen – eine auf der Bahn und elf auf der Straße, davon drei Goldmedaillen – äußerst erfolgreich.
Die Para Radsportler*innen trugen ihre Wettkämpfe abseits von Tokio auf der Radrennbahn in Izu und auf dem Fuji Speedway in der Nähe des gleichnamigen Berges aus. In den Bahnwettbewerben gewann Denise Schindler in der allerersten Entscheidung der Paralympics Bronze im 3000-Meter-Verfolgungsrennen der Klassen C1 bis C3. Auf der Straße gewann das deutsche Team dann drei Goldmedaillen, vier Silber- und vier Bronzemedaillen. Denise Schindler setzte am letzten Wettkampftag den Schlusspunkt mit einem fünften Platz im kombinierten Straßenrennen der Klassen C1 bis C3.
„Es war ein bisschen zu bergig für meinen Geschmack. Es war ein gutes Rennen, aber der Berg hat hier alles entschieden, so wie ich es mir gedacht habe. Ich konnte leider am Ende die entscheidende Attacke nicht mehr mitgehen und bin am Ende Fünfte geworden, aber das ist jetzt kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken“, sagte Schindler nach dem Rennen.
Das Straßenrennen ging über drei Runden eines fordernden Kurses am und um den Fuji Speedway, insgesamt waren 39,6 Kilometer zu bewältigen. Nach einer Runde war Schindler in der Spitzengruppe, musste aber auf der zweiten Runde am längsten Anstieg abreißen lassen, als die Japanerin Keiko Sugiura attackierte und schließlich zum Solosieg fuhr. „Diese Attacke habe ich so erwartet und gehofft, dass ich mitgehen konnte, aber die Pace war enorm. Ich konnte dann noch aufschließen zur Verfolgergruppe und den Sprint für mich entscheiden, das war super, aber vorne waren sie eben weg“, meinte Schindler.
„Persönlich bin ich überglücklich, es war mein großes Ziel, auf der Bahn eine Medaille zu machen. Das habe ich erreicht, heute wäre Bonus gewesen. Ich hätte gerne noch eine Medaille mitgenommen, aber ich habe es den Mädels auch noch ein bisschen schwergemacht und gehe wirklich mit einem Lächeln nach Hause. Danke an Japan, dass sie diese tollen Spiele möglich gemacht haben, natürlich unter besonderen Umständen, aber das war etwas ganz Besonderes und hat ein tolles Signal in die Welt gesendet, das viel Hoffnung gibt.“
Medaillenflut am Zeitfahrtag
Der erfolgreichste Tag für den Para Radsport war der 31. August, an dem die Zeitfahren auf der Straße ausgetragen wurden. Annika Zeyen siegte in der Startklasse H3, Jana Majunke gewann das Zeitfahren der Dreiradfahrerinnen, in dem ihre Teamkameradin Angelika Dreock-Käser die Bronzemedaille holte. Im Zeitfahren der Klasse C1 gewann Michael Teuber ebenfalls Bronze. Als besondere Geste der Weitergabe an die nächste Generation hängte der Zeitfahrsieger der letzten vier Paralympics dem Sieger Mikhail Astashov die Goldmedaille um. Im Zeitfahren der Kategorie C3 gewannen Steffen Warias und Matthias Schindler Silber und Bronze, Vico Merklein holte Silber in der Kategorie H3.
Kerstin Brachtendorf, die sich nur wenige Wochen vor den Paralympics einer Operation unterziehen musste, gewann im Zeitfahren der Startklasse C5 Bronze und prägte das Straßenrennen mit einem langen Soloritt, bis sie kurz vor Beginn der letzten Runde eingeholt wurde. Im Straßenrennen der Dreiradfahrerinnen gewann Jana Majunke zum zweiten Mal in drei Tagen die Goldmedaille, Angelika Dreock-Käser machte mit Silber den Doppelsieg perfekt. Im kombinierten Straßenrennen der Klassen H1 bis H4 war Annika Zeyen die beste H3-Fahrerin und gewann die Silbermedaille.
Bundestrainer Tobias Bachsteffel blickte mit einem weinenden und einem lachenden Auge zurück auf die Wettbewerbe in Izu und am Fuji Speedway: „In Summe bin ich sehr zufrieden, trotzdem schmerzt das eine oder andere sehr, primär der technische Defekt von Vico Merklein in seinem Straßenrennen. Im Teamrelay hatten wir ein megagutes Rennen und wurden gegen sehr starke Konkurrenz Vierte. Da kommt eben auch das Klassifizierungsthema zum Tragen. Dass Andrea Eskau den Motor nicht so zünden konnte und Steffen Warias in einem superschweren Rennen alles getan hat, was möglich war, aber nichts dabei herauskam, finde ich auch echt schade.“
„Es gab auch Erfolgsgeschichten, Jana Majunke und Angelika Dreock-Käser haben komplett abgeräumt, Annika Zeyen hat das Zeitfahren gewonnen, Kerstin Brachtendorf Bronze im Zeitfahren, da war es ein Erfolg, dass sie überhaupt hier antreten konnte. Jetzt geht es darum, alles in Ruhe aufzuarbeiten und Richtung Paris an der einen oder anderen Stellschraube zu drehen.“