Aktuelles von Tokio 2020
Verena Schott macht das Bronze-Triple perfekt
Wie bereits auf den 200 Meter Lagen und den 100 Meter Brust hat Verena Schott auch auf den 100 Meter Rücken die Bronzemedaille gewonnen. „Bis zu den Spielen von Paris“ wolle die 32-Jährige nun weiterschwimmen. Die deutschen Para Schwimmer erreichten in Tokio insgesamt fünf Medaillen, zweimal Gold und dreimal Bronze.
Fünf Starts, vier Finals, drei Medaillen: Verena Schott machte am Freitag auf den 100 Meter Rücken (S6) das Bronze-Triple perfekt. Nachdem sie bereits auf den 200 Meter Lagen und den 100 Meter Brust Dritte wurde, schlug die amtierende Weltmeisterin über 100 Meter Rücken erneut auf Platz drei im Ziel an. 1:21,16 Minuten brauchte die 32 Jahre alte Schwimmerin vom BPRSV Cottbus - das wäre ein Weltrekord gewesen. Wenn da nicht noch Elizabeth Marks (USA, 1:19,57 Minuten) und Lingling Song (China, 1:20,65 Minuten) gewesen wären. „Etwa die beiden, die frisch aus der S7 herunter klassifiziert wurden?“, fragte die überglückliche Medaillengewinnerin schelmisch. Verena Schott zeigte am Freitag eine famose zweite Bahn. Nach 50 Metern war Schott noch Siebte. „Was habt ihr denn alle mit meiner ersten Bahn? Ihr seid echt gemein“, sagte Schott wohlwissend, dass die ersten 50 Meter nicht zu ihren großen Stärken auf den 100 Meter Rücken gehören. 40,63 Sekunden benötigte die dreimalige Bronzegewinnerin von Tokio auf der ersten Bahn. Die zweiten 50 Meter absolvierte sie in 40,53 Sekunden. „Das Ziel war es, möglichst nah an allen dranzubleiben“, erklärte die routinierte Schwimmerin ihre Strategie für die Strecke vor der Wende. Ihr Lebensgefährte und Trainer, Maik Zeh, „wusste, dass ich die zweite Bahn schneller schwimmen kann als die anderen.“ Den Gewinn einer Medaille hatte sich Schott nicht explizit vorgenommen, aber „ich wollte auf jeden Fall meinen Europarekord zurückhaben.“
Am meisten freue sich Schott auf die Heimreise: „Ich will nach Hause zu meinen beiden Monstern“, sagte die zweifache Mutter lachend. Trotz der drei Bronzemedaillen im Aquatics Centre von Tokio denkt die 32 Jahre alte Athletin noch nicht ans Aufhören. „Bis zu den Spielen in Paris werde ich schwimmen.“ Was Schott dann nachschob, klang beinahe wie eine Drohung an die Konkurrenz: „Und dann schauen wir mal, was da abgeht.“ Bei einer körperlichen und mentalen Verfassung wie bei Tokio 2020 ist der Brandenburgerin dort einiges zuzutrauen. Drei der fünf deutschen Medaillen der Para Schwimmer gingen auf Schotts Konto.
Versöhnlicher Abschluss für Böttcher
Endlich hat es geklappt: Im fünften Anlauf hat es Gina Böttcher in ihr erstes Finale bei den Paralympics geschafft. Auf den 50 Meter Rücken (S4), ihrer besten Disziplin, schwamm die 20 Jahre alte Potsdamerin eine neue Bestzeit: 54,40 Sekunden reichten Böttcher zum Sechsten Platz im Vorlauf und damit zum souveränen Einzug in den Endlauf. „Es war schön nach zehn Tagen endlich mal im Finale zu sein. Ich weiß nicht, woran es bei den anderen Rennen gelegen hat, aber meine Hoffnungen lagen von Anfang an auf den 50 Meter Rücken“, sagte Böttcher. Im Finale konnte sich die Schwimmerin vom SC Potsdam noch weiter verbessern und schlug nach 53,96 Sekunden im Ziel an. Die Zeit in Tokio sei eine „sehr, sehr schöne Erfahrung“ gewesen. Davon hätte Böttcher gerne mehr: „Ich bin bereit für Paris.“
Vierter Wettkampf, viertes Finale: Josia Topf nahm bei seinen ersten Paralympics alles mit, was ging. „Ich spüre das jetzt schon ein bisschen in den Knochen. Ich werde natürlich weiterhin alles geben, das ist überhaupt keine Frage“, sagte der 18 Jahre alte Mittelfranke bereits am Donnerstag. Sein großes Ziel war es, wie er ebenfalls am Donnerstag sagte, das Finale über die 200 Meter Freistil (S3) zu erreichen, weil ihm dies bei der Weltmeisterschaft 2019 mit Platz neun ganz knapp nicht gelungen war. In Tokio schwamm Topf seine vier Bahnen im Vorlauf in 3:53,38 Minuten und konnte sich damit als Achter für den erhofften Endlauf qualifizieren. Den deutschen Rekord aus dem Vorlauf konnte Topf im Finale nochmals um knappe vier Sekunden unterbieten. „Damit habe ich heute überhaupt nicht gerechnet. Das hat sich im Finale nicht wirklich wie eine Bestzeit angefühlt. Ich bin überglücklich, dass alles trotzdem noch so funktioniert hat“, sagte Topf und schob hinterher: Ich freue mich jetzt einfach, dass ich mit so einem positiven Ergebnis hier rausgehen kann.“ Tokio 2020 sei für ihn ein „unglaubliches Erlebnis“ gewesen.
Am zehnten und letzten Wettkampftag kam zudem Fabian Brune zu seinem ersten Auftritt im Aquatics Centre von Tokio. Der 20 Jahre alte Schwimmer der SG Bayer Wuppertal ging auf den 100 Meter Rücken (S6) an den Start. Nach 1:24,13 Minuten schlug Brune im Ziel an und wurde damit Elfter. Um in dem stark besetzten Feld ins Finale einziehen zu können, hätte der Groß- und Außenhandelskaufmann am Freitag seine persönliche Bestzeit (1:21,74 Minuten) um 61 Hundertstel unterbieten müssen.
„Ich bin unfassbar stolz auf das gesamte Team“, sagte Bundestrainerin Ute Schinkitz. „Der ganze Staff, das Team hinter dem Team: Alle haben hier wirklich tolle Arbeit geleistet“, sagte Schinkitz, die vor allem vor ihren Athletinnen und Athleten den Hut zog. Die fünf Medaillen sowie die zahlreichen Finalteilnahmen und Bestleistungen wären zudem ohne die gute Arbeit der Heimtrainer überhaupt nicht möglich gewesen. „Wir hätten auch gerne ein größeres Team mit hier her genommen, das war aber leider nicht möglich. Wie sie uns aber alle tatkräftig von zuhause aus unterstützt und angefeuert haben war einfach nur sensationell.“ Der Großteil des deutschen Teams tritt am Samstag die Heimreise nach Deutschland an.
Patrick Dirrigl