Aktuelles von Tokio 2020
Medaillenträume vom Winde verweht
Am Ende ist nichts aus den erträumten Medaillen geworden. Keine*r der sechs Para Badmintonspieler*innen, die ihr paralympisches Debüt in Tokio erlebt haben, schaffte es in die Finalbegegnungen. Valeska Knoblauch hatte sich zwar für das Viertelfinale in ihrer Startklasse WH1 qualifiziert, unterlag dort jedoch der starken Chinesin Jing Zhang. „Mein Kopf war irgendwie leer, so wie gestern schon. Ich hatte keine Idee, wie ich das Spiel gestalten kann. Und mir fehlt die Spielpraxis“, sagte die 30-Jährige. Insgesamt war es aber „mega, hier spielen zu dürfen. Nur von den Ergebnissen her war es richtig mau und weit unter dem, was ich mir vorgestellt habe.“ Wenigstens den dritten Satz hätte sie noch spielen wollen.
Die anderen fünf Spieler*innen Elke Rongen, Katrin Seibert, Thomas Wandschneider, Young-Chin Mi und Jan-Niklas Pott waren über ihre Vorrunden nicht hinausgekommen. Vor allem Thomas Wandschneider zeigte sich angesichts der knappen Dreisatz-Niederlage gegen den Favoriten Dong Seop Lee alles andere als zufrieden. „Es ist eine riesengroße Enttäuschung, dass ich nicht weitergekommen bin. Auch, wenn ich heute zeigen konnte, was ich wirklich kann. Es war ein wunderschönes Spiel, fast hätte ich es geschafft“, sagte der 57-Jährige, der in der sitzenden Klasse WH1 spielt.
Jan-Niklas Pott konnte zwar sein letztes Gruppenspiel in der stehenden Startklasse SL4 gegen Susanto Hary mit 21:15 und 23:21 gewinnen, doch schon vor der Partie war klar, dass es für die Qualifikation für das Viertelfinale nicht reicht, da in den stehenden Klassen nur die jeweiligen Gruppenersten weiterkommen. Ähnlich erging es auch Katrin Seibert in der gleichen Klasse bei den Frauen, die mit ihrem Abschluss-Match gegen die Weltranglistenerste Hefang Cheng hochzufrieden war. „Es war besser als erhofft. Ich wollte zweimal fünf Punkte holen“, sagte sie und spielte am Ende 5:21 und 11:21.
Es gilt nun, nach vorn zu schauen
Young-Chin Mi verlor hingegen beide Gruppenspiele deutlich. Die Nervosität, die vielen neuen paralympischen Eindrücke sorgten dafür, dass es in den Partien nicht rund lief. Trotzdem zeigte er Spielfreude. „Dass ich so viele Fehler gemacht habe, das verwundert mich sehr“, sagt er.
Niederlagen hagelte es ebenfalls in den Doppelpaarungen. Mi und Wandschneider, Knoblauch und Rongen sowie Pott und Seibert schafften es nicht, ihre Gegner zu bezwingen. Immer wieder erwähnten die Spieler*innen zudem den Wind, der in der großen Halle im Yoyogi National Stadium durch die installierten Klimaanlagen verursacht wird. Da fliegt der Ball nicht immer dorthin, wohin er soll und die Deutschen konnten sich genau darauf nicht schnell genug einstellen.
Unterm Strich kann Bundestrainer Christopher Skrzeba diesem ersten paralympischen Turnier in der Geschichte des Para Badmintons jedoch viel Gutes abgewinnen. „Ich glaube, das war unser Kickstart für Para Badminton in Deutschland. Dass unsere Athleten in so großer Anzahl dabei waren, das war eine gute Werbung für uns in Deutschland. Dass es nicht so erfolgreich war, ist ärgerlich. Aber am Ende stehen wir mit dem, was wir erreicht haben, da, wo wir hingehören“, resümierte er nüchtern. Nun gilt es zwar, zunächst einmal gut zu analysieren, doch viel wichtiger ist es, nach vorne zu schauen. „Wir müssen Netzwerkarbeit betreiben, um neue Menschen für Para Badminton zu gewinnen.“ In Kombination mit den vorhandenen Kaderathleten möchte er seine schlagkräftige Mannschaft so erweitern. Schließlich sind es bis zu den Paralympics in Paris nur noch drei statt der üblichen vier Jahre.
Quelle: Heike Werner