Aktuelles von Tokio 2020
Empfindlicher Dämpfer nach packendem Match
Deutschlands Sitzvolleyballer haben bei der Mission Halbfinale einen gehörigen Dämpfer erlitten. Nach der erwartbaren Auftaktniederlage gegen den Iran kassierte die Auswahl von Cheftrainer Michael Merten eine schmerzhafte 1:3-Niederlage gegen China. Damit hat das deutsche Team den Einzug ins Halbfinale nicht mehr in der eigenen Hand.
Jetzt braucht es fast schon ein Sitzvolleyball-Wunder. Deutschland kann sich den Traum vom Halbfinale nur erfüllen, wenn Paralympics-Sieger Iran die ausstehenden Partien gegen Brasilien und China ohne Satzverlust gewinnt und Deutschland zusätzlich am Dienstag im letzten Gruppenspiel Brasilien im Optimalfall mit 3:0 bezwingt – bei einem 3:1-Sieg müsste dann eine aufwendigere Rechnung erfolgen.
Den Ausgang des Duells mit China hatte sich das deutsche Team freilich ganz anders vorgestellt. „Wir waren eigentlich gut eingestellt und gut vorbereitet“, sagte Heiko Wiesenthal, der die meisten Punkte machte und eine starke Leistung bot. Der Start verlief noch verheißungsvoll, Deutschland lag meist leicht in Führung und setzte sich beim 15:11 erstmals weiter ab. Doch die Chinesen schafften mit vier Punkten in Folge ebenso den Ausgleich wie zum 23:23 nach zwischenzeitlichem 16:19-Rückstand. Und im Schlussspurt ging dann sogar China in Führung und verwandelte direkt den ersten Satzball. Der zweite Satz war ein Spiegelbild – mit umgekehrtem Ausgang. Diesmal erwischten die Chinesen den besseren Start, lagen beim 14:10 mit vier Punkten vorne – doch Deutschland gab sich nicht geschlagen, drehte das Spiel und glich nach Sätzen aus. Ähnlich lief es in Satz drei: Die Merten-Auswahl verschlief den Beginn, leistete sich zu viele Fehler, kämpfte sich aber wieder zurück und führte mit 11:10 und 18:16. Diesmal hatten allerdings wieder die Chinesen den längeren Atem und entschieden den Satz erneut mit 25:23 für sich.
„Kämpferisch und taktisch hat es gut gepasst, spielerisch haben wir uns aber einfach zu viele Fehler geleistet und uns damit selbst das Leben schwer gemacht“, erklärte Chefcoach Merten. Dies setzte sich auch im vierten Satz fort. Das deutsche Team führte mit 6:2 und entschied auch den wohl spektakulärsten Ballwechsel zum 7:4 für sich, agierte jedoch zu fehlerhaft, um sich richtig abzusetzen. So glich China erst aus und zog dann auf 16:23 davon. Entschieden war die Partie damit noch nicht, da Deutschland tolle Moral zeigte und sich auf 23:24 herankämpfte – doch China setzte den Schlusspunkt und jubelte über einen wichtigen Sieg, während die Enttäuschung bei der deutschen Mannschaft groß war.
„Leider haben wir es nicht geschafft, an unsere gute Leistung gegen den Iran anzuknüpfen. Daher sind wir erst einmal niedergeschlagen. Es war eine ganz enge Kiste und wir hätten auch gewinnen können, haben aber zu viele Bälle liegen lassen, während China ein gutes Spiel gemacht hat“, bilanzierte Cheftrainer Michael Merten und fügte an: „Es fehlen in solchen knappen Matches einfach die Automatismen und man sieht, dass wir keine Profi-Mannschaft sind.“ Routinier Heiko Wiesenthal war etwas ratlos, warum es nicht gelungen ist, die eigenen Stärken aufs Feld zu bringen. „Stattdessen hatten wir Probleme bei der Annahme und haben uns zu viele Fehler erlaubt.“ Schlussworte Merten:
„Jetzt brauchen wir doppelte Schützenhilfe vom Iran und eine sehr gute Leistung unsererseits gegen Brasilien. Das können wir schaffen, es ist noch nicht vorbei.“
Quelle: Kevin Müller