Aktuelles von Tokio 2020
Das Ziel lautet: Halbfinale
Auf den letzten Drücker haben sich Deutschlands Sitzvolleyballer das Ticket für Tokio gesichert. Beim Qualifikationsturnier in Duisburg hat sich die Mannschaft bei letzter Gelegenheit durchgesetzt – und will nun bei den Paralympics überraschen. Das Ziel: Halbfinale. Der Wunsch: eine Medaille.
Der Auftakt hat es direkt in sich. Mit dem Iran wartet der amtierende Paralympics-Sieger auf die Auswahl von Cheftrainer Michael Merten. Bereits kurz vor dem direkten Duell in der Gruppenphase trafen die beiden Teams in einem Probespiel unter Wettkampfbedingungen aufeinander – Deutschland verlor mit 1:2-Sätzen (25:23, 19:25, 14:25). „Das Spiel hat sich total gelohnt. Wir haben viele Erkenntnisse gesammelt, auch mit Blick auf den Ablauf. Das war ein ordentlicher Test und ein respektables Ergebnis. Alle zwölf Spieler sind zum Einsatz gekommen“, berichtet Merten.
Gegen den Iran hängen die Trauben zum Auftakt freilich hoch – nicht nur, weil dort mit Morteza Mehrzad der zweitgrößte Mensch der Welt gegenüber sitzt (2,46 Meter). Doch die deutsche Mannschaft ist mit dem Spielplan nicht unglücklich. „Wir wollen gegen den Iran ein gutes Spiel machen und danach kommen mit China und Brasilien zwei Gegner, die wir schlagen wollen und hoffentlich auch schlagen können“, sagt Jürgen Schrapp, der 1996 seine Premiere feierte und in Tokio seine sechsten Paralympischen Spiele erlebt. Damit zählt er zu den erfahrensten Athleten des gesamten Team Deutschland Paralympics. „Unser Ziel ist das Halbfinale – dann hätten wir zwei Chancen, um eine Medaille zu gewinnen“, betont der 47-jährige Schrapp.
Sein Gegenpart ist der 17-jährige Tom Wannemacher, Paralympics-Debütant. Für ihn sind die Tage in Tokio bislang „richtig aufregend. Schon die Eröffnungsfeier war ein geiles Erlebnis und hat richtig Spaß gemacht. Doch wir wollen auch sportlich erfolgreich sein. Unser Wunsch ist natürlich eine Medaille“, sagt Wannemacher, der gemeinsam mit Schrapp den guten Mix aus alten Hasen und jungen Wilden im deutschen Team verkörpert. „Wir haben eine richtig gute Mannschaft beisammen und müssen diese Mischung aus unterschiedlichen Spielertypen bestmöglich aufs Feld bringen“, sagt Routinier Schrapp.
Das sieht auch Cheftrainer Merten so: „Wir haben ein hohes Niveau mit Blick auf den gesamten Kader. Das gibt uns viele Möglichkeiten. Spielerisch haben wir uns in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt, so dass wir mit Mut und Selbstvertrauen an die zweifellos schweren Aufgaben gehen.“ In fünf Lehrgängen hat sich die deutsche Mannschaft seit der erfolgreichen Qualifikation im Juni akribisch auf die Paralympics vorbereitet und hart gearbeitet. „Das Qualifikationsturnier könnte ein Vorteil sein, da wir voll gefordert wurden und uns schon einspielen konnten. Andererseits hatten die anderen Teams die Möglichkeit, uns dabei zu beobachten“, sagt Michael Merten.
Daher ist der deutsche Cheftrainer auch froh, dass Brasilien und China in ihrem ersten Gruppenspiel aufeinandertreffen und sich so noch einige Erkenntnisse gewinnen lassen vor den direkten Duellen mit den beiden Teams, die in der Weltrangliste jeweils vor Deutschland stehen. Doch das ändert nichts am Ziel der deutschen Mannschaft, die zuletzt in London 2012 eine Bronzemedaille gewann. Das Motto lautet: Mit Zuversicht ins Halbfinale.