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Teilhabe VEREINfacht: Mit Herz und Engagement – Wie ein Mutter-Sohn-Duo den Kinder-Rehasport in Bremen revolutioniert

Sie bringen Bremer Kinder in Bewegung und sind dafür selbst unermüdlich unterwegs: Um möglichst vielen Kindern und Jugendlichen wohnortnahen Rehasport zu ermöglichen, haben Gaby Wolff und ihr Sohn Felix Böhnke ihre Angebote im Bremer Stadtgebiet verteilt. Mittlerweile gibt es zehn Kindergruppen, doch die Erfolgsgeschichte, geprägt von Herzblut, sozialem Engagement und familiärer Zusammenarbeit, ist noch lange nicht zu Ende erzählt.
Ursprünglich sollte der Rehasport Gaby Wolff nach einem schweren Unfall mit Wirbelbruch wieder auf die Beine bringen. Heute besitzt sie diverse Übungsleiterlizenzen und leitet gemeinsam mit ihrem Trainerteam Rehasportkurse im eigenen Verein „Reha- und Gesundheitssport Bremen e. V.“. Der Fokus lag zunächst auf Erwachsenen- und Seniorengruppen, doch die Vereinsgründerin wollte unbedingt auch den Nachwuchs dabei unterstützen, körperliche Einschränkungen durch gezielte Bewegung zu lindern. „Wir haben eine soziale Verantwortung. Kinder sind unsere Zukunft! Sie verdienen es, von klein auf zu lernen, was Bewegung für ihr Leben bedeutet“, erklärt die 61-Jährige. Tatkräftige Unterstützung erhält die Bremerin dabei aus der eigenen Familie. „Ich habe über die Jahre mitbekommen, was meine Mama aufgebaut hat, und fand es von Anfang an interessant“, sagt Gabys Sohn Felix. Ein Bandscheibenvorfall vor zwei Jahren und eigene positive Rehasport-Erfahrungen überzeugten den Fußballer und Fitnessfan schließlich. In kürzester Zeit absolvierte der heute 29-Jährige die nötigen Übungsleiterausbildungen, übernahm Rehasportgruppen für berufstätige Erwachsene und baute gemeinsam mit seiner Mutter den Kinder-Rehasport im Verein auf.
Enge Zusammenarbeit mit der Ärzteschaft
Der Weg von der Idee bis zur Umsetzung war trotz vielfältiger Erfahrungen im Seniorenbereich nicht leicht. „Es war wirklich schwer am Anfang. Die Kinderärzte wussten gar nicht, was Kinder-Rehasport ist“, erinnert sich Gaby. „Aber Kinderärzte sind natürlich die wichtigste Schnittstelle. Also bin ich zu denen hingefahren und habe die Vorzüge von Rehasport und unser Angebot vorgestellt. Das machen wir auch jetzt noch.“ Zusätzlich informiert sie die Ärzteschaft über freie Kurskapazitäten. „Ich schreibe die Ärzte direkt an: Wir haben wieder freie Plätze in dieser oder jener Gruppe, und dann kommen auch wieder Neuanmeldungen rein.“ In Fällen, in denen Eltern nicht direkt eine Verordnung für ihr Kind erhalten, leistet das Mutter-Sohn-Duo auch mal zusätzliche Überzeugungsarbeit. Aber es gibt auch Rückschläge. Zwei Kindergruppen musste der Verein bereits einstellen, weil nicht genügend Verordnungen ausgestellt wurden. Auch die teilweise willkürlich erscheinenden Ablehnungen mancher Krankenkassen sind für die Vereinsgründerin eine Herausforderung. So durfte ein zehnjähriger adipöser Teilnehmer erst bei Felix mitturnen, nachdem Gaby mehrmals mit überarbeiteten Verordnungen bei der zuständigen Krankenkasse aufgeschlagen war.
Auch die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten kostet Personalressourcen. Ohne eigene Räume müssen sich Gaby und Felix immer wieder um freie Zeiten in Sporthallen bemühen. Die ursprüngliche Idee, Kurse direkt in Kitas durchzuführen, um Fahrstrecken für Eltern zu minimieren, entpuppte sich aufgrund nicht ausreichend großer Bewegungsräume als wenig praxistauglich. Mittlerweile finden alle Kinder-Rehasportgruppen in Sporthallen statt. „Man muss einfach beharrlich sein“, erzählt Gaby. Sie sitzt regelmäßig beim Landessportbund im Hallenmanagement, prüft freie Zeiten und bucht direkt verfügbare Slots, die andere Vereine abgegeben haben. „Und dann gucken wir, ob wir in dem Stadtteil und zu der gebuchten Zeit einen Kurs starten können. Wenn wir es nicht hinkriegen, geben wir den Slot wieder frei. Aber meistens kriegen wir es hin.“
Mehr als nur Sport – Ein Ort für Gemeinschaft
Wie gut das Mutter-Sohn-Gespann es hinbekommt, beweisen auch die vielen gut besuchten Kurse und positiven Rückmeldungen. Ein Kind habe vor Kurzem sogar eine stationäre Reha abgelehnt, weil es lieber bei Felix weitermachen wollte, erzählt dieser mit einem Lächeln. Auch dem 29-Jährigen bedeutet die Zeit mit den Kindern viel. „Wenn man jede individuelle Geschichte eines Kindes und seinen Werdegang mitbekommt, eine Bindung zu jedem Kind aufbaut, spätestens dann weiß man, warum man das macht.“ Und Mutter Gaby ergänzt: „Man kann den Kindern so viel fürs Leben mitgeben – Selbstwertgefühl, Körperwahrnehmung, Gemeinschaft. Das ist mehr als nur Geld verdienen. Es macht glücklich.“ Und es verbindet die Generationen miteinander.
Dass die Kurse im Senioren- wie Juniorenbereich derart – wie die Gründerin es nennt – „durch die Decke gehen“, sei in erster Linie den engagierten Übungsleiterinnen und Übungsleitern zuzuschreiben. Für Gaby sind sie das Herzstück des Vereins. Felix, der selbst mehrere Kinder-Rehasportgruppen leitet, hebt den Mix aus jungen und älteren Übungsleiterinnen und Übungsleitern positiv hervor, denn jede Person bringe sich mit ihren eigenen Erfahrungen und ihrer Art ganz unterschiedlich mit ein und bringt damit den Verein nach vorne. Um den Übungsleiternachwuchs im Verein zu sichern, spricht der 29-Jährige gezielt junge Menschen an und nutzt dabei sein eigenes Beispiel, um andere zu motivieren. „Ich habe vor Kurzem einem früheren Kumpel von unserem Verein erzählt, als der nicht wusste, was er beruflich machen soll. Jetzt macht er die Ausbildung bei uns.“ Persönliche Ansprache, finanzielle Unterstützung bei der Ausbildung und eine familiäre Atmosphäre – so lautet die Formel, mit der der Verein Übungsleitungen langfristig an sich bindet. Zudem will das Mutter-Sohn-Gespann neue Perspektiven schaffen, indem es zusätzliche Bewegungsangebote neben dem Rehasport etabliert. „Wir wollen in Ideen investieren, bei denen sich die jungen Leute austoben können“, erzählt Gaby.
Für beide begann alles mit Schmerz und großen Herausforderungen. Mittlerweile ist der Rehasport für Gaby und Felix ein Herzensprojekt – und ein starkes Zeichen dafür, wie viel ein kleiner Verein mit Engagement, Zusammenhalt und familiärer Leidenschaft bewegen kann.
Text: DBS
Weitere Infos zum Verein Reha- und Gesundheitssport Bremen e. V.