Aktuelles aus dem Bereich Sportentwicklung
Ein Meilenstein für den Herzsport
Mit der neuen BAR-Rahmenvereinbarung sind zum 1. Januar 2022 unter anderem wichtige Neuregelungen für Herzsportgruppen in Kraft getreten. Diese können nun unter gewissen Voraussetzungen ohne die ständige Anwesenheit von verantwortlichen Ärzt*innen durchgeführt werden.
In Deutschland gibt es weniger Herzsportgruppen als benötigt, um die hohe Anzahl an Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen versorgen zu können. Diese Versorgungslücke gilt es zu schließen, schließlich sind Herzsportgruppen ein wichtiges Mittel, um das lebenslange Sportreiben von Herzpatient*innen voranzutreiben und somit einen großen Beitrag zur langfristigen Gesunderhaltung zu ermöglichen. Entgegenwirken sollen diesem Status quo einige Neuregelungen für den Herzsport. Auf Initiative des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) und in Unterstützung durch die Deutschen Gesellschaft für Rehabilitation und Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (DGPR) können Herzsportgruppen jetzt ohne die ständige Anwesenheit von verantwortlichen Ärzt*innen durchgeführt werden. Die Neuregelungen im Herzsport sind in der überarbeiteten BAR-Rahmenvereinbarung über den Rehabilitationssport und das Funktionstraining verankert, welche in ihrer neuen Fassung zum 1. Januar 2022 in Kraft getreten ist.
„Die Neuregelungen orientieren sich am medizinischen Fortschritt und verfolgen das Ziel, die notwendige medizinische Kompetenz möglichst effektiv und bedarfsgerecht einzusetzen. Dadurch wird die Zeiteinteilung für die ärztlichen Aufgaben in der Rehabilitationssportgruppe flexibler. Wir erhoffen uns, dass damit die Tätigkeit attraktiver wird, um somit einerseits den Fortbestand der Herzsportgruppen zu sichern und andererseits das Angebot möglichst ausweiten zu können“, betont Katrin Kunert, Vizepräsidentin Breiten-, Präventions- und Rehabilitationssport des DBS.
Bislang war die ständige Anwesenheit von verantwortlichen Ärzt*innen während der Übungseinheit festgeschrieben. Eine veraltete Regelung aus den 1980er Jahren, die Vereine immer wieder vor Herausforderungen stellte. Zum 1. Januar 2020 waren deutschlandweit etwa 9.000 Herzsportgruppen anerkannt. Bei maximaler Auslastung aller Herzsportgruppen können damit rund 180.000 Menschen versorgt werden – angesichts der hohen Anzahl an Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht ausreichend. Zudem verschärfte sich die ohnehin angespannte Situation zuletzt auch aufgrund der zusätzlichen Belastungen der Ärzt*innen durch die Corona-Pandemie und die Impfkampagnen.
„Die Verbesserungen in der ärztlichen Versorgung von Herzerkrankungen machen Anpassungen im Herzsport sinnvoll und möglich. So kann Herzsport weiterhin flächendeckend angeboten und gleichzeitig die Qualität optimiert werden“, erklärt Vera Jaron, leitende Ärztin für Breiten-, Präventions- und Rehabilitationssport im DBS. Durch die medizinischen Fortschritte im Bereich der Kardiologie in den vergangenen Jahrzehnten sind die Teilnehmer*innen in den Herzsportgruppen zum großen Teil leistungsfähiger und allgemein medizinisch gut versorgt.
Dass die verantwortlichen Ärzt*innen nun nicht mehr während jeder Übungsveranstaltung vor Ort sein müssen, bedeutet aber nicht, dass auf die ärztliche Betreuung verzichtet wird. Die verantwortlichen Ärzt*innen werden die Herzsportgruppen weiterhin regelmäßig, mindestens alle sechs Wochen, besuchen. Darüber hinaus stehen sie den Teilnehmer*innen und Übungsleiter*innen für Fragen über eventuelle Anpassungen des Trainings zur Verfügung. Zusätzlich wird die Absicherung von Notfallsituationen durch Rettungskräfte sichergestellt, die sich während der Übungseinheiten vor Ort oder in Rufbereitschaft befinden.
Erklärvideo: Herzsport
Die Grundlagen sind damit gelegt, nun gilt es die Vereine, Übungsleiter*innen, Ärzt*innen und Rettungskräfte über die Neuregelungen zu informieren und für den Herzsport zu gewinnen. Die wichtigsten Regelungen im Überblick haben wir für Sie in einem kurzen Erklärvideo zusammengefasst. Weitere Informationen sowie die Neuregelungen im Detail können darüber hinaus der DBS-Website entnommen werden.
Nur gemeinsam kann ein flächendeckendes Angebot an Herzsportgruppen erzielt werden. Unterstützen Sie uns gerne dabei, die Versorgungssituation für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verbessern und tragen Sie zur Verbreitung des Herzsport-Videos bei. Dann hätten wir gemeinsam viel erreicht.