Aktuelles aus dem Bereich Sportentwicklung

Barrierefreie Sportinfrastruktur: wichtigste Ressource für den Sport

Leerer Rollstuhl in einer Sporthalle
© picture alliance

Ohne Bewegungsräume, Sportstätten und Freizeitanlagen gibt es keinen Breiten- und Rehasport, keinen Leistungssport und auch keinen Schulsport. Eine gute und barrierefreie Sportinfrastruktur ist neben den zahlreichen Übungsleitenden sowie ehren- und hauptamtlich Aktiven im Sport die wichtigste Ressource für den Sport in Deutschland. Und dieser ist bekanntlich nicht nur eine reine Freizeitbeschäftigung – vielmehr ist Sport ein gesellschaftlicher Motor. Im Sportverein kommen Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten und Kulturen zusammen, Menschen verschiedenen Alters und auch Menschen mit und ohne Behinderung. Sport verbindet, schafft Begegnung, vernetzt uns und verbessert unsere Gesundheit. Eine gute Sportinfrastruktur sollte daher wie selbstverständlich im Interesse aller liegen.

Die Situation in Deutschland zeichnet aktuell jedoch ein ganz anderes Bild: 31 Milliarden Euro Sanierungsstau bei der Sportstätteninfrastruktur. Dabei sind Modernisierungsmaßnahmen oder die Umsetzung von Barrierefreiheit noch nicht berücksichtigt. Um dem zu begegnen, befasste sich am 26. Juni 2024 der Ausschuss für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen in einem öffentliches Fachgespräch mit dem Thema „Sportstätten und Stadtentwicklung“. Mit dabei für den organisierten Sport war die DOSB-Vorständin Sportentwicklung, Michaela Röhrbein.

Innerhalb des Fachgespräches wiesen verschiedene Expert*innen auf den erheblichen Sanierungsstau der Sportstätten hin, worunter auch die öffentlichen Bäder fallen. Die Abstimmung zwischen Bund, Ländern und Kommunen müsse verbessert werden und es fehle eine kontinuierliche Sportstättenförderung so die Expert*innen. Die Bedarfe und Motive der Menschen, die sporttreiben möchten, haben sich geändert und sind sehr unterschiedlich. Demnach werden auch unterschiedliche Sportstätten und Bewegungsräume gebraucht, die gut zu erreichen, zugänglich und barrierefrei sind um alle Bevölkerungsgruppen wie auch Menschen mit Behinderung zu erreichen. Dies betonte Michaela Röhrbein ebenfalls in einem Interview über ihre Eindrücke und die Bedeutung von Sportstätten.

In Deutschland ist die Zugänglichkeit zum Sport-für-Alle bereits seit 2002 im Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) mit der Verpflichtung zur Förderung der Barrierefreiheit bei öffentlichen Baumaßnahmen verankert. „Die umfassende Barrierefreiheit aller Sportstätten ist eine grundlegende Voraussetzung für die selbstbestimmte und gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Sport und damit am gesellschaftlichen Leben. Im Sinne der Inklusion und Partizipation müssen die konkreten Bedarfe von Menschen mit und ohne Behinderung bei Planung, Modernisierung und Bau von barrierefreien Sportstätten uneingeschränkt berücksichtigt werden.“, betont Benedikt Ewald, Direktor Sportentwicklung des Deutschen Behindertensportverbands. Diesbezüglich wurden bereits von verschiedenen Verbänden, Kommunen und Initiativen Leitlinien und Praxishilfen entwickelt, um die Barrierefreiheit von Sportstätten zu verbessern. „Dennoch ist der bauliche Bestand als mangelhaft in Bezug auf die Barrierefreiheit anzusehen.“, erläutert Ewald und ergänzt: „Der weitere Abbau von Barrieren ist jedoch nicht nur für den Sport von und für Menschen mit Behinderung ein zentrales Anliegen, sondern auch ein im öffentlichen Interesse liegendes Thema. Denn von Barrieren sind gerade auch die wachsende Gruppe der älteren Menschen oder Kinder bzw. ihre Eltern in hohem Maße betroffen, von einer umfassenden Barrierefreiheit profitiert daher auch die Bevölkerung ohne Beeinträchtigungen.“