Aktuelles vom Sitzvolleyball im Deutschen Behindertensportverband
Der Traum von Tokio lebt
Deutschland schlägt die USA und ist im Halbfinale. Die deutsche Sitzvolleyballnationalmannschaft hat ihr Spiel in der zweiten Gruppenphase gewonnen. Die Ukraine wartet nun.
Der heutige Gegner aus den USA hatte am Morgen kurzzeitig für Aufsehen gesorgt, als sie den Favoriten aus Kasachstan ein umkämpftes Match boten. Die deutschen Herren ließen in ihrem K.O.-Spiel am Abend aber nichts anbrennen und siegten mit 3:0 (25-14/ 25-19/ 25-17).
Das Team von Michael Merten trat heute fokussiert und entschlossen auf, wirkte aber deutlich lockerer als bei der gestrigen Niederlage gegen Kasachstan. Der Cheftrainer variierte seine Startaufstellung leicht und brachte Lukas Schiwy für Jürgen Schrapp. Von Anfang an setzten die Deutschen ihre Gegner unter Druck, punkteten zunächst viel über Dominik Albrecht, nutzten aber ihre Variabilität aus und zeigten variantenreiche Spielzüge. So gingen sie schnell mit einigen Punkten in Führung und bauten diese im Satzverlauf aus.
Der zweite Satz gestaltete sich etwas ausgeglichener, insbesondere Zachary Upp überzeugte auf Seiten der Amerikaner und startete eine gefährliche Aufschlagserie. Doch die deutsche Mannschaft blieb konzentriert und glich die kurzzeitige amerikanische Führung schnell wieder aus. Mit Selbstvertrauen, hoher Aufmerksamkeit im Block und in der Sicherung zogen Hähnlein und Co. wieder vorbei und verbuchten auch diesen Durchgang auf ihrer Seite der Anzeigetafel.
Die USA zeigten sich zwar weiterhin kämpferisch, doch Cheftrainer Merten bot ihnen in Satz 3 mit einigen Wechseln noch einmal Veränderung. Das erwies sich als erfolgreich: Bei 25-17 machte seine Mannschaft den Sack zu und zog somit in die K.O.-Phase ein. „Der Sieg wurde von uns jetzt natürlich erwartet und wir wollten die Amerikaner unbedingt schlagen“, so ein glücklicher Merten nach dem Spiel. „Wir wussten, dass wir das draufhaben und haben es umgesetzt.“ Die starke Performance der Amerikaner gegen Kasachstan am Morgen hatte aber auch den deutschen Coach kurz ins Schwitzen gebracht: „Es hat uns schlussendlich vielleicht ein bisschen in die Karten gespielt, dass sie heute Morgen ein anstrengendes Spiel hatten und vielleicht einige Körner gelassen haben. Ein bisschen nervös waren wir aber schon, denn wenn sie gewonnen hätten, hätten wir hier am Ende um Satz- oder sogar Punktverhältnisse spielen müssen. Dieser spacige Turniermodus birgt einige Fallstricke - ich hoffe, es wird nie mehr in irgendeiner Sportart so ein Modus gespielt. Uns hat er nicht geschadet, wir sind weiter, aber ich habe schon ein bisschen Magengrummeln bekommen, dass wir am Ende echt die Ballpunkte zählen müssen“, beschreibt er seine Stimmungslage.
Nach dem Sieg geht der Blick des deutschen Teams nun direkt nach vorne. Zuspieler Torben Schiewe weiß um die Stärke des Halbfinalgegners, weiß aber auch, was die eigene Mannschaft auszeichnet: „Die Vergangenheit zeigt, dass wir gerade bei engen Spielen, bei K.O. Spielen immer da sind. Wir wissen, es geht morgen gegen die Ukraine, die ein sehr starker Gegner sind. In Rio haben sie uns geschlagen, zuletzt haben wir sie zweimal deutlich geschlagen und ich glaube, auch dieses Team haben wir drauf.“
Gut vorbereitet ist die ukrainische Mannschaft allerdings auch: Sie ist in den letzten Monaten jobtechnisch kürzergetreten und hat sich in Kiew gemeinsam auf das Qualifikationsturnier vorbereitet, weiß Merten. „Es sind die gleichen Spieler, aber sie sind zurzeit einfach viel besser trainiert und spielerisch vorbereitet. Aber so ist es, wenn man zu den Paralympischen Spielen will, hat man einfach starke Gegner“, konstatiert er achselzuckend. „Vielleicht ist aber auch ein hartes Halbfinale der richtige Weg zur Vorbereitung auf ein hartes Finale.“
Aufseiten seiner Mannschaft sieht er trotzdem Vorteile: „Wir haben die bessere Bank. Die Ukraine hat zwei relevante Wechselspieler und ich habe fünf relevante Wechselspieler. Sie sind zwar eingespielter, da weiß jeder, wo der andere sitzt – aber das wissen wir eben auch von ihnen“; so Merten. Schiewe sieht es wie sein Trainer und prognostiziert: „Ich glaube, unsere Bank könnte schon der Schlüssel zum Turniersieg sein.
Das Halbfinale gegen die Ukraine findet am Freitag, 4. Juni, um 15.00 Uhr statt.
Alle Spiele werden live auf Sportdeutschland.tv übertragen: https://sportdeutschland.tv/behindertensport
Weitere Informationen finden Sie auf der nationalen Veranstaltungsseite sowie der Website des Weltverbands.