Wandschneider zieht nach Drei-Satz-Krimi ins Halbfinale ein
In einem spektakulären Para Badminton-Krimi hat sich Thomas Wandschneider in seinem zweiten Einzelspiel als Gruppenerster direkt für das Halbfinale am Sonntag qualifiziert. Mit 103 Minuten Spieldauer geht die Drei-Satz-Partie (24:22/12:21/21:16) in die noch junge paralympische Geschichte des Para Badminton ein. Länger hat bei den Spielen noch kein Match in dieser Sportart gedauert.
„Der älteste Spieler spielt die längste Partie, so lange hat noch keins meiner Spiele gedauert“, sagte der 60-Jährige nach dem nervenaufreibenden Match lachend und ergänzte: „Das Spiel hat richtig viel Kraft gekostet, aber es war ein schönes Spiel.“ Die gesamte Partie war geprägt von teils spektakuläre Ballwechseln, die das Publikum raunen ließen, „Allez Thomas“-Rufe, die fast ununterbrochen erklangen, und immer wieder die geballte Faust des späteren Siegers. „Eine solch wahnsinnige Kulisse wie heute hier in der Halle habe ich noch nicht erlebt. Selbst die Zuschauer, die eigentlich für den Chinesen waren, haben mich zwischendurch angefeuert“, zeigte sich Wandschneider beeindruckt. Für seinen Sieg ließ er sich ausgiebig vom Publikum feiern und bedankte sich von Herzen. Auf das morgige Halbfinale freut sich Wandschneider sehr. „Wenn ich eine gute Auslosung bekomme und das Halbfinale morgen gewinne, habe ich auf jeden Fall eine Medaille, die ich unbedingt wollte.“
Niederlage für Doppel sowie Adam und Hellmann im Einzel
Schon zuvor am frühen Morgen war die La Chapelle Arena voll, die Stimmung ausgezeichnet, der Geräuschpegel hoch und die Spieler ließen sich feiern. Allein dadurch wurde dieser Para Badminton-Samstag schon in der Vormittagssession ein höchst emotionaler. Um Niederlagen zu verhindern, reichte das allerdings nicht. Das Doppel Thomas Wandschneider und Rick Hellmann sowie die Einzel von Marcel Adam und Hellmann gingen allesamt verloren. Für die beiden Letzteren ist das paralympische Turnier somit beendet.
Trotz einer guten Teamleistung und attraktiven Ballwechseln, unterlag das Doppel Wandschneider/Hellmann dem Duo Noor Azwan Noorlan und Muhammad Ikhwan Ramli aus Malaysia in zwei Sätzen (19:21/17:21). Dabei wäre vor allem im ersten Satz durchaus ein Satzpunkt möglich gewesen. Die beiden Deutschen hielten ihre Gegner zunächst in Schach. Lange war es ein Spiel auf Augenhöhe. Die größte Herausforderung war nach Aussage von Wandschneider eine extrem kurze Nacht und ein wenig fehlende Frische. Rick Hellmann konnte der Partie jedoch Positives abgewinnen: „Mir hat es heute richtig Spaß gemacht, das Doppel zu spielen“, sagte und ergänzte: „Dieses positive Gefühl werde ich mit in meine Einzel nehmen.“
Gesagt, getan. Leider jedoch nicht mit dem gewünschten Ausgang. Hellmann schlug sich in seinem zweiten Gruppenspiel im Match gegen den Koreaner Sooyoung Yu insgesamt zwar achtbar und entschied den heiß umkämpften ersten Satz mit 21:18 knapp für sich. Im zweiten Satz lag Hellmann lange Zeit jedoch früh hinten und profitierte hauptsächlich von dem einen oder anderen Fehler des Koreaners. Schließlich reichte es aber nicht ganz. Satz drei ging mit 21:17 an Yu. Und auch den dritten entschied dieser für sich. Zufrieden war Hellmann mit seinem Einzel trotzdem. „Ich habe durch die jeweils drei Sätze gezeigt, dass ich in der Weltspitze durchaus mitspielen kann“, freute er sich.
Adam genießt die vollen Ränge
Nachdem Marcel Adam auch sein zweites und letztes Gruppenspiel verloren hatte, wirkte er unerwartet gelöst. „Ich wollte heute vor allem Spaß haben und dem Publikum etwas bieten“, sagte er nach seinem Spiel lächelnd und ergänzte: „Wer weiß, wann ich mal wieder vor so vollen Rängen spiele.“ Nachdem der erste Satz mit 4:21 deutlich an Fredy Setiawan aus Indonesien gegangen war, erkämpfte sich Adam im zweiten Durchgang direkt eine Dreipunkteführung. Mit vollem Einsatz und immer wieder einem Lächeln im Gesicht, blieb er bis zum Stand von 11:8 in Führung. Gegen den extrem flinken Indonesier hatte er am Ende aber nur geringe Chancen. „Er ist ein unglaublicher Angriffsspieler, wahrscheinlich einer mit den härtesten Schlägen, da muss man einfach die richtige Länge der Schläge haben. Die hatte ich in vielen Momenten leider nicht“, bedauerte Adam. Zudem erhöhte sein Gegner das Tempo und gewann am Ende mit 21:15.
Wenn Marcel Adam eines aus seinem ersten paralympischen Turnier gelernt hat, dann dass er sich „eine positive Grundstimmung angewöhnen“ und die Verbissenheit ein wenig zur Seite legen sollte. Unterm Strich zeigte er sich aber ganz zufrieden. „Vor allem im zweiten Satz habe ich gezeigt, dass ich näher an meinem Gegner dran bin als ich im ersten Satz gezeigt habe.“
Quelle: Heike Werner