Vorfreude auf die Paralympics bei den Para Schwimmer*innen

Elena Semechin beim Brustschwimmen in Aktion
Elena Semechin © Ralf Kuckuck / DBS

An Wettkampftag eins starten die deutschen Para Schwimmer*innen in die Paralympics in Paris. Die Lust auf das Highlight des Jahres ist groß im Team, das aus insgesamt zwölf Athletinnen und Athleten besteht: „Ich freue mich riesig, das ist bei mir immer so“, sagt Bundestrainerin Ute Schinkitz. Sie freue sich nicht nur auf die Arbeit im Funktionsteam, sondern auch „wirklich auf die Zuschauer, weil ich habe das schon mehrfach erlebt mit mehreren Tausend Zuschauern. Das macht so einen riesigen Spaß!“

Geschwommen wird in Paris in der La Defense Arena, ein Rugbystadion, das extra für die Olympischen und Paralympischen Spiele zu einer Schwimmarena umfunktioniert wurde. Bis zu 15.000 Zuschauer passen dort hinein. Die Vorbereitung der Athletinnen und Athleten auf die Zuschauer hat auch eine Rolle gespielt im deutschen Team: Während Paris für Johanna Döhler (Berliner Schwimmteam), Tanja Scholz (PSV Neumünster), Philip Hebmüller (Düsseldorfer SC 1898) und Maurice Wetekam (TSV Bayer 04 Leverkusen) ohnehin eine Paralympics-Premiere darstellt, sind es auch für fünf weitere Schwimmerinnen und Schwimmer die ersten Spiele mit Zuschauern: In Tokio gab es 2021 aufgrund der Corona-Pandemie keine Zuschauer im Aquatisch Centre.

Die mentale Vorbereitung darauf war ein wichtiger Aspekt im deutschen Team: „Dass man das als wirklich positiv empfindet, dass man vor so vielen Zuschauern, vor allen Dingen auch Familien und Freunden die Wettkämpfe bestreiten darf“, sagt Schinkitz, die hofft, dass die deutschen Schwimmerinnen und Schwimmer „diesen Jubel, diesen Spirit für sich selbst aufnehmen. Ich wünsche mir, dass wir das hinkriegen, dass sie es nicht als Druck empfinden, sondern als positive Energie: Dass sie rausgehen und sich freuen, vor so vielen Menschen zu schwimmen.“

Für das immer noch recht junge Team, acht von zwölf Athletinnen und Athleten sind 23 Jahre alt oder jünger, sollte das aber kein zu großes Problem darstellen, wurden in den vergangenen Jahren doch viele Erfahrungen und Erfolge bei internationalen Wettkämpfen gefeiert. Der Ehrgeiz bei einigen Schwimmerinnen und Schwimmern ist durchaus groß: „Es ist ja logisch, dass die, die bereits Medaillen bei Paralympics gewonnen haben, das jetzt wiederholen wollen“, sagt Schinkitz.

Elena Semechin (Berliner Schwimmteam, Gold über 100m Brust SB12), Verena Schott (BPRSV Cottbus, Bronze über 100m Brust SB5, 100m Rücken S6 und 200m Lagen SM6) sowie Taliso Engel (TSV Bayer 04 Leverkusen, 100m Brust SB13) sind beispielsweise die drei, die bereits in Tokio Edelmetall geholt haben. Schott (200m Lagen) und Semechin (100m Brust) gewannen zudem schon Silber bei den Paralympics 2012 in London. Maike Naomi Schwarz (SC Potsdam), die gegen Depressionen und für eine Rückkehr in den Leistungssport gekämpft hat, schnappte sich 2016 in Rio Silber (50m Freistil).

Bundestrainerin Schinkitz blickt aber nicht auf mögliche Medaillen: „Für viele in unserem Team ist es ein schwerer Weg gewesen. Zum Beispiel für Tanja. Hier in Paris antreten zu können ist schon ein großer Triumph. Mir kommen schon jetzt die Tränen, wenn ich nur daran denke.“ Die 40-Jährige Schwimmerin hat seit einem Reitunfall 2020 eine inkomplette Querschnittlähmung. Bereits zwei Jahre nach ihrem Unfall schwamm sie bei der WM auf Madeira zu Weltrekorden und Gold. „Schwimmen ist ein Stück heile Welt für mich“, sagt Scholz.

Medaillenträume, auch bei jüngeren Teammitgliedern, könne Bundestrainerin Schinkitz nachvollziehen. Aber alleine ins Finale zu kommen, sei schon „ein Riesenerfolg.“ In manchen Startklassen, wie zum Beispiel der S9, in der Malte Braunschweig (Berliner Schwimmteam) und Wetekam starten, ist die Leistungsdichte sehr hoch, es geht äußerst eng zu.

Wer besonders auf seine Wettkämpfe in Paris brennen dürfte: Josia Topf (BPRSV Cottbus). 2022 gewann er bei der WM Silber (150m Lagen SM3) und Bronze (100m Freistil S3). Die Weltmeisterschaften in Manchester (2023) verpasste er krankheitsbedingt. Bei der EM in diesem Jahr auf Madeira gewann der Erlanger drei Silbermedaillen.

„Es wird spannend für jeden und ich wünsche den Athletinnen und Athleten, dass. Sie alle gesund bleiben und das umsetzen können, was sie sich antrainiert haben.“ Viele der deutschen Sportlerinnen und Sportler betonen, dass sie sich frei im Wasser fühlen. „Und das ist so ein schönes Gefühl. Wenn wir das auch nach außen tragen können als Team, dann würde ich mich sehr freuen, wenn uns das gelingt!“