Sprint-Trio locker ins 100-Meter-Finale, Speerwerferin Herrmann Fünfte
Die Sprinter mit Prothesen lieferten einen Vorgeschmack, was am Montagabend im Stade de France los sein könnte: Ab 19.40 Uhr sprinten die einseitig oberschenkelamputierten Athleten um Weltmeister Léon Schäfer, zehn Minuten später die unterschenkelamputierten um Paralympicssieger Felix Streng und Weltrekordhalter Johannes Floors.
Denn das Trio qualifizierte sich souverän für die jeweiligen Endläufe: Schäfer rannte am Abend nach seinem enttäuschenden vierten Platz um Weitsprung ganz locker als Vorlaufsieger in 12,11 Sekunden mit der insgesamt drittschnellsten Zeit ins Finale der Klasse T63. Streng und Schäfer wurden jeweils Zweite in ihren Vorläufen und gehen in 10,79 Sekunden und 10,92 Sekunden mit der ingesamt dritt- und viertschnellsten Zeit in den Showdown der Klasse T64.
„Ich habe nicht so ganz durchgezogen. Ich kann noch mehr“, sagte Schäfer und gestand mit Blick auf den Vorabend: “Vor dem Schlafengehen habe ich mir gesagt: Ich lasse gestern, gestern sein und sobald ich aufstehe, liegt der Fokus auf den 100 Metern.“ Streng möchte seinen Paralympicssieg von Tokio wiederholen: „Wenn wir morgen alle kompakt in einem Feld sind, wird das ein ganz anderes Rennen. Ich will meinen Titel verteidigen, dafür bin ich hier. Heute ist ein guter Auftakt gewesen, morgen geht es ab.“ Floors sagte, dass „sechs, sieben Leute“ aufs Podium kommen könnten: „Ich will schnell laufen. Die Stimmung ist phänomenal.“
Francès Herrmann kommt trotz Erkältung auf Rang fünf
Francès Herrmann verpasste bei ihren fünften Spielen die vierte Medaille nach Silber in Peking mit dem Diskus sowie Bronze in Rio und Silber in Tokio im Speerwurf. Die 35-Jährige vom BPRSV aus Cottbus kam mit 17,18 Metern auf Rang fünf. Lange sah es so aus, als würden ihr zwei Zentimeter zu Bronze fehlen, dann schob sich noch die Australierin Dayna Crees mit Ozeanien-Rekord von 17,65 Metern auf Platz drei. Eine Weite, die Herrmann normalerweise auch drauf hat, doch die Woche zuvor war sie krank und froh, überhaupt starten zu können.
„Ich bin hinter meinen eigenen Erwartungen zurückgeblieben, ganz klar. Aber ich bin froh, dass mich mein Team soweit fit bekommen hat und ich halbwegs vernünftig in den Wettkampf konnte. Man hat gesehen, dass das Niveau bei mir da ist, aber dass einfach die Spritzigkeit für alles weitere fehlt, ansonsten hätte ich durchaus um die Medaillen kämpfen können, wie es auch der Plan war“, sagte Herrmann und schwärmte von der Kulisse: „Meine Eltern waren da mit selbstgemachten T-Shirts. Es ist schon eine tolle Sache, dass wir hier so wahrgenommen werden und die Franzosen uns alle gefeiert haben.“
Laura Burbulla strahlt nach ihrem Debüt als Siebte
Die 19 Jahre junge Laura Burbulla vom VfL Wolfsburg hatte vor lauter Freude glänzende Augen in der Mixed Zone: "Alle waren so laut, meine Familie und Freude waren da: Es war einfach ein wunderschönes Erlebnis. Es hatte einem schon noch einen Push gegeben und man konnte eigentlich die ganze Zeit nur lächeln, es hat einen auch angetrieben. Die Zuschauer haben für alle applaudiert und gewunken, es war einfach nur schön."
Mit 3,95 Metern sprang die angehende Studentin bei ihrem ersten internationalen Großereignis auf Rang sieben in der Klasse T37: "Ich bin glücklich, dass ich dem Druck standgehalten habe. Die Vier vorne wäre schön gewesen, aber es ist schon in Ordnung. Das motiviert einfach weiterzumachen, um so etwas noch öfters machen zu dürfen. Jeder will das noch mal erleben."
Foerder wird Siebte über 200 Meter
Auch Isabelle Foerder kam aus dem Grinsen nicht mehr heraus – und das bei ihren sechsten Paralympics: "Das Publikum trägt einen auf Händen, Füßen, Beinen – wie auch immer – durch die Bahn, durchs Stadion", sagte die 35-Jährige, nachdem sie in 34,39 Sekunden Siebte in der Klasse T35 geworden war: "Ich habe mich gut gefühlt, aber die Zeit sagt das nicht aus." Nach ihrem letzten Rennen in diesem Jahr hatte sie einen klaren Plan für die weiteren Tage in Paris: "Shopping!"
Die deutsche Para Leichtathletik wartet nach drei Wettkampftagen weiter auf die erste Medaille, spätestens am Montag soll es soweit sein. Am Vormittag ist Andreas Walser ab 10 Uhr im Weitsprung dran, Niko Kappel tritt als Weltrekordhalter und Topfavorit im Kugelstoßen ab 12.15 Uhr in den Ring, außerdem startet Merle Menje um 11.35 Uhr im Vorlauf über 1500 Meter. Am Abend steigen dann die 100-Meter-Rennen mit Léon Schäfer sowie Felix Streng und Johannes Floors.