Sitzvolleyball: Erstes Ziel ist das Halbfinale
Mit der Partie gegen Brasilien eröffnen Deutschlands Sitzvolleyballer am 30. August ihre Vorrunde bei den Paralympics in Paris. Minimalziel ist das Halbfinale, der Wunsch: eine Medaille. Für die deutsche Mannschaft wäre es der größte Erfolg seit Bronze vor zwölf Jahren in London.
Gespielt wird in zwei Gruppen. Deutschland trifft am 30. August (18 Uhr) zum Vorrundenauftakt auf Brasilien. In den weiteren Gruppenspielen warten die Ukraine und das Topteam aus dem Iran. Mit dem Iran wartet der amtierende Paralympics-Sieger auf die Auswahl von Cheftrainer Christoph Herzog. Das wird eine im besten Wortsinn Riesen-Herausforderung für die deutschen Sitzvolleyballer, die dann auf den 2,46 Meter großen Morteza Mehrzadselakjani treffen. Der Iran ist nach wie vor nur sehr schwer zu schlagen, glaubt auch Kapitän Jürgen Schrapp, der 1996 seine Premiere feierte und in Paris seine siebten Paralympischen Spiele erlebt. „Aber alle anderen Mannschaften sind total auf Augenhöhe.“
Nachdem Deutschland bei den Paralympics in Rio und Tokio jeweils das Halbfinale verpasste, lautet das primäre Ziel, die Gruppenphase zu überstehen. Danach wartet direkt die Runde der letzten Vier. „Wichtig wird sein, die ersten beiden Duelle erfolgreich zu gestalten, um gegen den Iran möglichst nicht unter Druck zu sein“, erklärt Schrapp die Ausgangslage und hält das Weiterkommen für durchaus realistisch. „Wir haben beide Gegner drauf. In der Vorbereitung haben wir Brasilien 3:0 geschlagen, gegen die Ukraine haben wir kürzlich sechsmal gespielt und fünfmal gewonnen, davon einmal experimentiert.“
Ab dem Halbfinale könne dann alles passieren. „An einem guten Tag sind wir in der Lage, auch die besten Teams zu schlagen. Ich halte die Top drei absolut für möglich, auch wenn das ein hohes Ziel ist, denn die Spitze ist mittlerweile eng zusammengerückt. Es wird sicher auf die Tagesform ankommen“, prognostiziert Schrapp. Auch Herzog traut seiner Mannschaft einiges zu. „Die Jungs sind total fokussiert und haben sich einiges vorgenommen. Wenn sie von Medaille sprechen, dann müssen sie nun auch entsprechend abliefern.“
Seit dem 25. August weilen die Sitzvolleyballer bereits in Paris – und fühlen sich richtig wohl, wie der Bundestrainer berichtet. „Wir haben es ganz wunderbar angetroffen und sind sehr zufrieden mit dem Haus und vor allem der Lage. Wir wohnen direkt an der Seine, es ist nicht zu trubelig und – was für uns ein Riesenvorteil ist – unsere Trainingshalle ist in unmittelbarer Nähe.“
Statt umständlicher und langer Fahrten bewegen sich die Athleten zum Teil mit dem Fahrrad fort. Zum Spielort im Pariser Norden gehts dann mit dem Bus. Am Dienstag durfte Herzog mit seinem Team erstmals in der Wettkampfhalle trainieren und erste Eindrücke sammeln. „Die ersten Ballbewegungen in der Halle sind immer was ganz Besonderes. Dann weiß man: Jetzt wird's ernst, und das beflügelt jeden Einzelnen nochmal“, sagt Herzog.
Mit Jürgen Schrapp, Heiko Wiesenthal und Thomas Renger hat der Coach drei erfahrene Spieler im Team. Alle drei sind bereits um die 50 Jahre alt und verfügen über die Erfahrung von zwölf Paralympics. Ihr Gegenpart ist beispielsweise der 29-jährige Lukas Schiwy. Für ihn sind die Tage in Paris bislang ziemlich aufregend. „Wir sind voller Vorfreude und freuen uns, dass es endlich losgeht“, sagt Schiwy, der als Teil der jungen Garde einen guten Mix mit den alten Hasen im deutschen Team verkörpert. „Wir haben eine gute Mannschaft beisammen und ein hohes Niveau. Das gibt uns viele Möglichkeiten“, betont Herzog. „Spielerisch haben wir uns in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt, so dass wir mit Selbstvertrauen in die Partien gehen können.“
In mehreren Lehrgängen hat sich die deutsche Mannschaft akribisch auf die Paralympics vorbereitet. Die abschließenden Trainingseinheiten in Kienbaum geben dem Coach mit Blick auf ein erfolgreiches Abschneiden ein gutes Gefühl. „Wir haben unsere Formationen eingespielt und alle haben bisher durchgehalten. Nun wollen wir zeigen, was wir draufhaben. Es wird Zeit, dass es losgeht.“
Text: Stefanie Bücheler-Sandmeier / DBS