Rollstuhltennis: Chancenlos gegen Weltranglistenerste
Für Katharina Krüger, Deutschlands einzige Rollstuhltennis-Spielerin bei den Paralympics in Paris, sind die Spiele bereits nach der ersten Runde zu Ende. Gegen die Weltranglistenerste und klare Favoritin Diede de Groot unterlag die gebürtige Berlinerin mit 1:6 und 0:6.
Sie ist die unangefochtene Nummer eins im Rollstuhltennis: Diede de Groot aus den Niederlanden – und bei den Paralympics in Paris eine Nummer zu groß für Katharina Krüger, die einzige Deutsche im Teilnehmerfeld. Die 27-jährige Weltranglistenerste, die mit 23 Titeln bei Grand-Slam-Turnieren Rekordsiegerin ist, die vergangenen 15 allesamt gewonnen hat und zwischen Januar 2021 und Mai 2024 in mehr als 140 Spielen in Serie ungeschlagen blieb, setzte sich im Damen-Einzel gegen Krüger souverän mit 6:1, 6:0 durch.
Katharina Krüger startet gut – dann kommt die Favoritin in Fahrt
Auf der roten Asche im Court Suzanne Lenglen in Roland Garros gelang Krüger ein Start nach Maß. Der Top-Favoritin nahm sie im ersten Satz gleich den ersten Aufschlag zum 1:0 ab. Die Berlinerin wusste vor allem mit ihrer wuchtigen Vorhand zu überzeugen. Die DBS-Athletin führte kurz danach sogar mit 40:0 und hatte damit mehrere Gelegenheiten, auf 2:0 davonzuziehen – aber de Groot kam plötzlich so richtig in Fahrt. „Diede startete nervös, während ich mutig begonnen habe, aber dann hat sie ihren Rhythmus gefunden. Ich wusste, auf wen ich treffe. Man hat das Gefühl, dass man bei ihr mehr machen muss als sonst.“
Immer wieder hatte sie auf Krügers teils riskante Vorhandschläge eine passende, für so manchen Zuschauer auch unglaubliche, Antwort parat. Beim zwischenzeitlichen 3:1 drängte Krüger sie abermals mit ihrer Vorhand in die Ecke, aber die Medaillenkandidatin aus den Niederlanden konterte diesen Schlag mit einer perfekten Rückhand. Die Zuschauer auf den Rängen quittierten diesen Schlag mit einer Menge Beifall. De Groot dominierte die Begegnung nach Belieben, zog auf 5:1 davon und verwandelte den zweiten Satzball zum 6:1. „Ich habe die Bälle gut aufgebaut und war in vielen Punkten drin - und dann schlägt sie ganz anders als erwartet“, resümiert Krüger. „Dann stand ich nicht mehr gut, konnte sie nicht mehr unter Druck setzen. Und sie hat dadurch die Initiative ergriffen und die Punkte gemacht.“
Katharina Krüger agiert mutig – aber de Groot ist nicht zu schlagen
Im zweiten Durchgang versuchte die in der Weltranglisten auf Rang 27 platzierte Krüger noch einmal das Ruder herumzureißen. Aber de Groot bewies an diesem Tag einmal mehr, warum sie derzeit das Nonplusultra im Rollstuhltennis ist – und das, obwohl ihr mehr Doppelfehler unterliefen als Krüger (7:5).
Wie schon im ersten Satz wusste die Niederländerin, wie sie sich aus den Drucksituationen befreien musste. Mehrfach wollten die Tausenden Zuschauer im Court Suzanne Lenglen in Roland Garros Krüger bereits für einen Punkt applaudieren, aber dann schlug die 27-Jährige zurück. Besonders beeindruckend ist die Zahl der Service Winners. Ein Service Winner ist ein Aufschlag, bei dem der*die Gegenspieler*in keine Möglichkeit mehr hat, den Ball regelkonform zurückzuspielen. De Groot zählt nach Spielende insgesamt 29 Service Winners – zum Vergleich: Krüger gelangen fünf. Nach 48 Minuten verwandelte de Groot ihren zweiten Matchball. „Wir hatten einen einjährigen Qualifikationszeitraum. Das geschafft zu haben, macht mich stolz, ebenso, dass es mit meinen 34 Jahren die fünften Paralympics gewesen sind.“
In der nächsten Runde trifft die Niederländerin entweder auf Maayan Zikri (Israel) oder Najwa Awane (Marokko). Für Krüger ist das Abenteuer Paralympics nach einem Spiel vorzeitig beendet.