Rollstuhlrugby: Deutschland verpasst Halbfinale bei den Paralympics
Die Hürde, die das deutsche Rollstuhlrugby-Team angesichts der Gruppenauslosung nehmen musste, war schon vor dem Turnierbeginn riesig. Nach zwei Spielen zeigt sich, dass die Hürde zu hoch war. Trotz einer engagierten Leistung gegen Kanada musste sich die Mannschaft von Trainer Christoph Werner mit 47:54 geschlagen geben.
Die deutsche Rollstuhlrugby-Nationalmannschaft muss bei den Paralympics in Paris weiter auf einen Sieg warten. Nach der Auftaktniederlage gegen Japan (44:55) folgte gegen Kanada – das Mutterland des Rollstuhlrugbys – ein 47:54 (12:13, 21:27, 33:40, 47:54). Nach seinem starken Aufritt gegen die Asiaten war Kapitän Marco Herbst auch gegen die „Ahornblätter“ der Spieler mit den meisten Trys (ein Try entspricht einem Punkt). Dieses Mal erzielte er 22 Trys, bei den Kanadiern war Zachary Madell bester Scorer (28 Trys).
Deutsches Team kommt gut in die Partie hinein
Die deutsche Auswahl kam zu Beginn der Partie gut aus der Kabine. Neben Marco Herbst wusste auch Josco Wilke zu überzeugen. Das Duo sorgte dafür, dass das Team um Trainer Christoph Werner im ersten Viertel immer wieder mit einem Punkt vorlegte und brachte die Champ-de-Mars-Arena (bis zu 8100 Plätze) des Öfteren „zum Kochen“. Die favorisierten Kanadier hatten allerdings stets eine Antwort parat. Allen voran Zachary Madell nutzte seine Schnelligkeit aus und sorgte für viele Punkte.
Beim zwischenzeitlichen 8:9 geriet die deutsche Auswahl erstmals in Rückstand und sorgte Sekunden vor der ersten Viertelpause für den spektakulärsten Spielzug der Partie: Nachdem Marco Herbst einen langen Pass über mehr als die Hälfte des Felds zu Josco Wilke gespielt hatte, fing Wilke den Ball zwar, fuhr einen der Torpfosten jedoch um, sodass die Unparteiischen den Try aberkennen mussten. Es wäre der Ausgleich zum 13:13 gewesen. „Solch ein Ball geht normalerweise nie rein“, analysiert Marco Herbst nach der Partie.
Zweites Viertel bringt die Vorentscheidung
Wie schon gegen Japan brachte auch das zweite Viertel gegen Kanada die Vorentscheidung. Mehrfach unterliefen dem deutschen Rollstuhlrugby-Team, das während der Partie mit etlichen Fangesängen auf den Rängen angefeuert wurde, Ballverluste. Der Favorit aus Nordamerika wusste die Chancen eiskalt auszunutzen, zog mit einem Zwischensprit zur Halbzeitpause auf 21:27 davon. „Wir hatten eine Phase im Spiel, da haben wir mehrere Bälle einfach weggeschmissen und so die Punkte gegen uns kassiert.“
Nach dem Seitenwechsel lief der Außenseiter dem deutlichen Rückstand hinterher, ehe er kurz vor dem Abpfiff noch einmal versuchte, das Ruder herumzureißen. Fünf Zeigerumdrehungen vor dem Ende lag Team Deutschland nur noch drei Punkte zurück. Zwei Ballverluste in der Vorwärtsbewegung machten die Entscheidung zu Ungunsten des DBS-Teams perfekt.
Marco Herbst sagte nach dem Spiel: „So haben wir uns die Partie nicht vorgestellt. An einem perfekten Tag schlagen wir sie.“ Und Mitspielerin Britta Kripke meint: „Ich bin sehr enttäuscht. Das hat so viel Spaß gemacht, auf dem Parkett zu stehen, bei dieser tollen Atmosphäre. Bei einem Ballgewinn hat es sich angefühlt, als seien nur deutsche Fans in der Arena gewesen. Das war schon krass.“
Deutsche Rollstuhlrugby-Nationalmannschaft muss in die Platzierungsrunde
Im letzten Gruppenspiel trifft die deutsche Mannschaft am Samstag, 31. August (11.30 Uhr), auf die USA, die bei den vergangenen Paralympics in Tokio die Silbermedaille holten. Das Halbfinale können die Spieler von Trainer Christoph Werner nicht mehr erreichen. In einer Platzierungsrunde werden sie um die Platzierungen fünf bis acht spielen.