Rollstuhlfechter Maurice Schmidt scheidet mit dem Degen vorzeitig aus
Für eine zweite Medaille hat es nicht gereicht. Nach seinem grandiosen Golderfolg mit dem Säbel am Dienstag ist Rollstuhlfechter Maurice Schmidt mit dem Degen in der zweiten Runde der Repechage ausgeschieden. Bereits im Achtelfinale gegen den starken Ukrainer kassierte er eine deutliche 7:15-Niederlage, behielt nach dem 15:13-Sieg in der ersten Runde der Repechage gegen den Polen Dariusz Pender aber die Hoffnung auf Bronze. Gegen den Italiener Matteo Dei Rossi fand er dann jedoch nicht das richtige Werkzeug und verlor mit 11:15. Damit ist für den 25-jährigen Böblinger das paralympische Turnier beendet.
Taktik geht nicht auf
Bereits im Achtelfinale hatte Schmidt deutlich die Auswirkungen der vergangenen Tage gespürt. „Das, was in den letzten zwei, drei Tagen passiert ist, das war so brutal für mich. Der positive Stress nach der Goldmedaille hat mich einfach überfordert. Und der Ukrainer Artem war heute richtig heiß. Ich wusste zwar, was ich machen will, aber das hat nicht alles funktioniert. Bei ihm hingegen hat heute einfach alles geklappt“, sagte Schmidt nach dieser Niederlage. Wenig Schlaf, viele Medienanfragen, Freunde und Familie, die ihn feiern wollten – all das hatte der jungen Fechter zu bewältigen. Auch der im Vergleich zum Säbel-Wettbewerb am Dienstag dieses Mal recht früh angesetzte Wettkampf am Vormittag sorgte offenbar dafür, dass der Böblinger noch nicht bereit war. „Ich hatte gestern Problem, einzuschlafen und bin nicht so fit in den Tag gestartet“, musste er sich eingestehen.
Körper zunächst wieder besser unter Kontrolle
In der ersten Runde in der Repechage kehrte er zunächst zu alter Stärke zurück und gewann gegen den Polen Dariusz Pender in einem spannenden Match mit 15:13. Damit hielt er die Hoffnung auf eine Bronzemedaille aufrecht. „Ich konnte inzwischen etwas essen und habe nun meinen Körper wieder mehr unter Kontrolle“, sagte Schmidt nach dem Gefecht. „Allerdings ist der Pole ein echt unangenehmer Gegner. Mein Vorteil war aber, dass er nach einer Weile von sich selbst genervt war.“ Wie viel Energie auf beiden Seiten im Spiel war, kann aus den Verwarnungen abgelesen werden. Beide Gegner kassierten jeweils eine rote und eine gelbe Karte für unerlaubtes Aufstehen und einen Frühstart. Bundestrainer Alexander Bondar kündigte deshalb an: „Wir müssen einen anderen Gurt nehmen, mit dem Maurice sich am Rollstuhl festschnallen kann, damit er beim Angriff nicht abhebt. Er ist einfach zu leicht für die Energie, die er in den Kampf bringt.“
„Bin glücklich und erleichtert, dass es vorbei ist“
In der zweiten Runde der Repechage gegen den Italiener – jeweils EM-Dritter 2024 mit dem Säbel, dem Degen und im Team sowie Team-Zweiter mit dem Degen – setzte es dann jedoch eine weitere Niederlage. „Ich wusste eigentlich, dass ich das besser kann, aber schon die Auslosung war nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich bin jetzt aber einfach erleichtert, dass es vorbei ist“, sagte Schmidt mit Tränen in den Augen. Auch Bondar sowie Degentrainer Gavrila Spiridon hatte sich diesen Tag etwas anders vorgestellt. „Maurice hat heute den einen oder anderen Fehler gemacht, der ihn am Ende eine mögliche Medaille gekostet hat. Aber die Goldmedaille mit dem Säbel nimmt ihm niemand mehr“, sagten beide unisono. Dennoch werde man die Gefechte intensiv aufarbeiten, um für das nächste Mal nicht nur gegen die Konkurrenz, sondern auch für die eigenen Emotionen besser gewappnet zu sein.
Was bleibt, ist ein überglücklicher Paralympicssieger mit dem Säbel, der nach seinem letzten Kampf von seinen Emotionen überrannt wurde. „Ich bin einfach so happy, dass ich Paralympicssieger bin. Das ist das Größte – ich kann das immer noch nicht richtig glauben. Ich werde heute im Deutschen Haus mit meinen Freunden und der Familie einfach nur noch feiern. Die nächsten Tage werde ich nur noch genießen, werde das deutsche Team anfeuern und den ganzen Stress fallen lassen!“
Text: Heike Werner / DBS