Paralympics: Zweiradfahrer*innen erwischen gebrauchten Tag
In den Straßenrennen der Startklasse C1-3 bei den Paralympics 2024 lief es für die deutschen Athletinnen und Athleten des Para Radsport-Teams am Samstag nicht wie erhofft. Medaillenhoffnung Maike Hausberger (C2) ging angeschlagen ins Rennen. Pierre Senska (C1) musste das Rennen in Clichy-sous-Bois wegen eines Defekts vorzeitig abbrechen. Michael Teuber (C1) und Matthias Schindler (C3) zeigten solide Leistungen.
Minuten nach dem Startschuss war das Straßenrennen (71km) für Pierre Senska bereits wieder beendet. Der 36-Jährige aus Berlin musste das Rennen nach 4,8km abbrechen, weil sein Vorderreifen platt war. Dass der Wechsel auf das neutrale Rad rund sechs Minuten gedauert hat und eine Platzierung im vorderen Bereich damit nahezu unmöglich wurde, war nicht das Hauptproblem. „Das Rad hat nicht richtig gepasst, sodass ich kaum Bremskraft hatte“, sagte ein sichtlich geknickter Senska. „Die steilen Abfahrten mit 60km/h zu nehmen, aber nicht richtig bremsen zu können, das war mir zu heikel. Das ärgert mich wirklich, weil ich heute richtig gute Beine hatte.“ Senska zieht nach zwei vierten Plätzen auf der Bahn und Rang vier im Zeitfahren ein durchwachsenes Fazit. „Es ist nicht einfach. Vor allem der vierte Platz in der Verfolgung wurmt mich. Aber ich kann nur betonen: Was Paris hier auf die Beine gestellt hat, ist der Wahnsinn. Das waren großartige Spiele.“
Matthias Schindler, Bronzemedaillengewinner im Einzelzeitfahren, erreichte nach 71 Kilometern den elften Rang (1:50,42 Stunden) mit mehr als sieben Minuten Rückstand auf den Sieger. Michael Teuber, der im Zeitfahren die Silbermedaille gewonnen hatte, fuhr als 19. (1:58,07 Stunden) über die Ziellinie. Dass sie kaum eine Chance auf eine Top-Platzierung haben würden, war im Vorfeld absehbar gewesen, weil die Zeiten nicht faktorisiert wurden und alle Klassen gemeinsam gewertet wurden. „Es war klar, dass nach ganz vorne nichts“, sagte Schindler (42). „Durch die Bronzemedaille bin ich einfach sehr happy. Ich war auf den Punkt fit und es zeigt, die Schinderei hat sich gelohnt. Es war eine tolle Atmosphäre und es waren einfach tolle Spiele.“ Schindler äußerte Verständnis dafür, dass die Rennen nicht im Pariser Zentrum stattfanden: „Wenn man den Aufwand sieht, die vielen Klassen, die Wettkampftage und welche Einschränkung das für die Bevölkerung ist, dann habe ich Verständnis dafür. Es geht ja nicht nur um uns.“ Schindler bestätigte, dass er das beste Jahr seiner Karriere erlebt hat: „Ich bin Weltmeister und Europameister, durfte zum Weltcup nach Australien und habe hier meine Medaille gemacht. Mit 42 Jahren, als Familienvater, da muss ich sagen, es war ein tolles Jahr.“
Ein zufriedener Teuber stand zum Abschluss in der Mixed Zone. „Mir hat es gut gefallen, ich konnte meine Form super abrufen und in meiner Klasse wäre das der dritte Platz gewesen“, sagte der 56-jährige Bayer. Nach Peking, London, Rio wäre das die vierte Medaille im Straßenrennen für den Routinier gewesen, der sich in Clichy-sous-Bois in einer schnellen Gruppe mit C1- und C2-Fahrern behaupten konnte. „Das waren fantastische Spiele aus meiner Sicht. Auch vor dem Hintergrund, dass ich vor sechs Monaten noch einen schweren Unfall hatte, hat das alles schon sehr gut gepasst.“ Teuber bestätigte, dass er in Los Angeles 2026 wieder mit dabei sein will, sofern der Körper weiter mitmacht und Chancen auf eine Medaille bestehen.
Einen gebrauchten Tag hatte Maike Hausberger erwischt. Mit einer Nasennebenhöhlenentzündung ging die zweifache Medaillengewinnerin (Bronze über die 500 Meter auf der Bahn, Gold im Zeitfahren auf der Straße) an den Start. Sie kämpfte sich durch das Rennen und kam nach 56,8km in einer Zeit von 1:45:14 Stunden (+6:26) auf den neunten Platz. Es siegte Keiko Sugiura aus Japan. „Ich bin erkältet in das Rennen gegangen und bin einfach erleichtert, dass sechs von sechs Rennen jetzt gefahren sind“, sagte Hausberger. „Ich glaube, ich hatte im Feld von allen die meisten Rennen in den beiden. Ich habe hier zwei Medaillen geholt, davon ist eine die Goldmedaille und kann mir nichts vorwerfen. Das nehme ich jetzt so mit wie es ist“, sagte Hausberger. In Paris habe sie die besten Paralympics ihrer Karriere erlebt. „Und es war die beste Entscheidung meines Lebens von der Para Leichtathletik zum Para Radsport zu wechseln“, so die 29-Jährige. Gefeiert werde am Abend noch ein letztes Mal im Deutschen Haus.
Das deutsche Para Radsport-Team in Paris:
Andrea Eskau (53 / Apolda / USC Magdeburg), Robert Förstemann (38 / Greiz / PSV Rostock), Maike Hausberger (29 / Trier / BPRSV Cottbus), Maximilian Jäger (24 / Bad Kissingen / BPSRV Cottbus), Jana Majunke (34 / Cottbus / BPRSV Cottbus), Matthias Schindler (42 / Regensburg / RV Union Nürnberg), Pierre Senska (36 / Berlin / BPRSV Cottbus), Michael Teuber (56 / Tegernsee / BSV München), Thomas Ulbricht (39 / Salzwedel / PSC Berlin), Annika Zeyen-Giles (39 / Hennef / SSF Bonn)