Paralympics Carmen Bruckmann mit deutschen Para Judoka zufrieden
In den Minuten nach der Siegerehrung ist Lennart Sass ein gefragter Mann. Nicht nur bei den Medien. Nahe der Pariser Champ-de-Mars-Arena nehmen viele französische Passanten den deutschen Para Judoka und seine gewonnene Bronzemedaille wahr. Einige gratulieren, wollen gemeinsame Fotos mit dem Paralympics-Dritten als Erinnerung haben. Sass nimmt sich die Zeit, lächelt breit, hat er doch sein zuvor eigen gestecktes Ziel durch seinen Bronze-Platz erreicht: Er wollte nicht mit einer Teilnehmerurkunde von den Paralympics in Paris zurückkehren. „Ich bin verdammt stolz, dass es bei meinen ersten Paralympics direkt mit einer Medaille geklappt hat", blickt der Weltranglisten-Zweite zurück. Enttäuschung darüber, dass Gold oder Silber möglich gewesen wären – der gebürtige Rendsburger hatte im Halbfinale mit 1:0-Wertungspunkten gegen den Kasachen Yergali Shamey geführt, wurde dann aber disqualifiziert – war Sass nicht anzumerken. Sein erstes Edelmetall wurde später zusammen mit Freunden und Familie ausgelassen gefeiert.
Bei den Para Judo-Wettbewerben holte der gebürtige Rendsburger die einzige Medaille. Isabell Thal (J2, -48 Kilogramm) verlor ihr Bronze-Match gegen die Türkin Cahide Eke. Tabea Müller (J1, -48 Kilogramm), Ramona Brussig (J2, -57 Kilogramm und Nikolai Kornhaß (J2, -73 Kilogramm) verpassten dagegen die Medaillenkämpfe. Dennoch fällt das Fazit von Bundestrainerin Bruckmann positiv aus. „Sechs Wochen vor den Spielen hatten wir mit Lennart nur einen Qualifizierten. Dass wir noch fünf weitere Athleten dabei hatten, kann mich nicht unzufrieden stimmen."
Und weiter: „Seit Tokio 2021 sind wir dabei, ein junges Team aufzubauen. Einige Athlet*innen haben wir bereits, auch weil der Deutsche Behindertensportverband ein tolles Scouting hat. Bis zu den Spielen in Los Angeles 2028 brauchen die Athlet*innen aber noch Zeit. Gebt uns die vier Jahre, Lennart haben wir in zwei Jahren für die Medaillen bereitgemacht, Isabell ist seit einem Jahr dabei."
Eine zentrale Frage, die sich die Athlet*innen mit dem Trainerteam derweil stellen müssen, ist, in welcher Gewichtsklasse sie künftig an den Start gehen wollen. Zum Hintergrund: Das Judo-Komitee beim Blindensport-Weltverband IBSA hat die Gewichtsklassen bei Frauen und Männern angepasst. Die bisherigen Klassen bei den Frauen:
- -48 Kilogramm
- -57 Kilogramm
- -70 Kilogramm
- und mehr als 70 Kilogramm bei den Frauen
sowie bei den Männern:
- -60 Kilogramm
- -73 Kilogramm
- -90 Kilogramm
- und mehr als 90 Kilogramm
werden nach Ende der Paralympics in Paris der Vergangenheit angehören.
Der Grund für die Anpassung: Nach den Paralympischen Sommerspielen 2021 in Tokio wurden die neuen Augenklassen (J1 und J2) im Parajudo eingeführt. Im Vergleich zu den früheren Kategorien (13 Medaillenwettkämpfe: sieben bei den Männern und sechs bei den Frauen) wurden – als Kompromiss – nur vier Gewichtskategorien für jede Augenkategorie und jedes Geschlecht getrennt geschaffen. Gleichzeitig erhöhte sich aber die Zahl der Medaillenwettbewerbe auf 16, teilt die IBSA mit. Seitdem seien die Gewichtsklassen Gegenstand vieler Diskussionen.
Die Frauen kämpfen künftig in folgenden Klassen:
- bis 52 Kilogramm
- bis 60 Kilogramm
- bis 70 Kilogramm
- mehr als 70 Kilogramm
Für die Männer gelten folgende Gewichtsklassen:
- bis 70 Kilogramm
- bis 81 Kilogramm
- bis 95 Kilogramm
- mehr als 95 Kilogramm
Für Lennart Sass steht bereits fest: In der Gewichtsklasse bis 70 Kilogramm will er nicht antreten. Denkbar wäre, dass 1,81 Meter große Sass in die nächsthöhere Gewichtsklasse aufsteigt, also gegen Para Judoka bis 81 Kilogramm Körpergewicht antritt. Es sei auch nicht auszuschließen, dass er langfristig den Sprung in die Klasse bis 95 Kilogramm wagt. Bundestrainerin Carmen Bruckmann erklärt: „Lennart ist ein Muskelpaket. Im Fitnessstudio muss er nur die Geräte anschauen, um drei Kilogramm Muskelmasse zuzulegen."