Para Schwimmen: Silbermedaille von Gina Böttcher zum Abschluss
Am zehnten und letzten Wettkampftag hat das deutsche Para Schwimm Team die zehnte Medaille geholt: Gina Böttcher landete auf den 50 Meter Rücken auf Platz zwei. Es ist ihre erste Medaille bei den Paralympics. Die 23 Jahre alte Athletin vom SC Potsdam schlug nach 51:40 Sekunden im Ziel an. Gold ging an Alexandra Stamatopoulou (Griechenland) in 50,12 Sekunden, Lucia Vieira da Cruz (Brasilien, 51,88 Sekunden) holte Bronze.
"Ich freue mich sehr, damit habe ich nicht gerechnet. Ich hatte auf Bronze gehofft – Silber macht mich jetzt sehr, sehr happy!" Während des Rennens sah es zwischenzeitlich so aus, als würde Böttcher Vierte werden. Diesen Platz belegte sie zuvor auf den 150 Meter Lagen (SM4), schwamm knapp an Bronze vorbei. "Natürlich wäre ich dort schon gerne auf dem Treppchen gewesen. Aber man kann eben nicht alles haben. Jetzt habe ich aber wenigstens ein Ziel für L.A.", sagte Böttcher, deren Familie in der Arena von Nanterre miterleben und mitfiebern konnte, wie sich die Potsdamerin im Schlussspurt noch auf den Silberrang schob.
"Die Brasilianerin habe ich links immer gesehen, vom Gefühl her war sie immer sehr weit vorne. Ich dachte mir nur: 'Scheiße, jetzt muss ich hier einen raushauen!'" Und das tat Böttcher dann auch. Die schnelle Chinesin auf Bahn eins, die letztendlich Vierte wurde, überholte Böttcher dort ebenso wie da Cruz. Der Plan Böttchers stand schnell nach dem Rennen fest: Im Deutschen Haus soll die Silbermedaille gefeiert werden!
Topf wird zum Abschluss Fünfter
"Nach diesen ganzen Wettkämpfen und den großen Emotionen merkt man dann schon, dass so ein Rennen nochmal ganz schön an die Substanz geht", sagte Josia Topf nach seinen 200 Meter Freistil (S3). Der Erlanger, der sich in der La Défense Arena einen kompletten Satz an Medaillen sichern konnte, kam nach 3:41,4 Minuten im Ziel an und wurde Fünfter. Im Vergleich zum Vorlauf verbesserte Topf seine Zeit um mehr als zehn Sekunden.
"Es war der letzte Wettkampf vor einer jetzt längeren Pause. Da konnte man jetzt nochmal richtig Gas geben. Sollte ich jetzt in der kommenden Woche krank werden, ist das dann doch recht irrelevant", lachte Topf und begründete damit, warum er im Finale "richtig auf Abschuss" ging.
Schott: "Die WM werde ich auf jeden Fall schwimmen"
Die dritte deutsche Starterin am Samstag war Verena Schott: Die Schwimmerin vom BPRSV Cottbus wurde über die 100 Meter Rücken Siebte, schlug nach 1:31,71 Minuten im Ziel an. "Die Spiele waren für mich durchwachsen, aber an sich waren sie sehr schön", sagte Schott, die nicht mit hundertprozentiger Fitness nach Paris gereist war: Zwischen Juli und dem Beginn der Spiele verpasste die 35 Jahre alte Schwimmerin sechs Wochen der Vorbereitung wegen eines Atemweginfekts. Schott blickt schon ein wenig nach vorne: "Ja, ich habe versprochen, nächstes Jahr die WM in Singapur zu schwimmen. Und dann werde ich sehen, wie es weitergeht. Jetzt will ich aber nur frei haben und die Füße hochlegen." Mehr habe sie sich noch nicht vorgenommen, denn: "Ich habe zwei Kinder, die übernehmen die Planung für mich – trust me!"
Starke deutsche Bilanz
Auch wenn der erfahrenen Schott aufgrund eines Infekts verwehrt blieb, sich eine Medaille zu ergattern, kann sich die Bilanz der deutschen Schwimmer*innen sehen lassen: In Elena Semechin, Tanja Scholz, Taliso Engel und Josia Topf stellte das Team von Bundestrainerin Ute Schinkitz vier Paralympicssieger*innen. Zudem gab es noch drei Silbermedaillen (Böttcher, Scholz und Topf) und je einmal Bronze für Mira Jeanne Maack, Maurice Wetekam sowie Topf. Fünf Medaillen, zwei Mal Gold und drei Mal Bronze, waren es noch in Tokio vor drei Jahren gewesen.
Elena Semechin: Fahnenträgerin bei der Abschlussfeier
Neben den vielen Medaillen gab es eine weitere positive Nachricht für die deutschen Para Schwimmer*innen: Elena Semechin, die sich nach ihrer Krebserkrankung sensationell zurück an die Weltspitze kämpfte und in Paris in Weltrekordzeit zu Gold schwamm, wird bei der Abschlussfeier der Spiele von Paris im Stade de France die Fahnenträgerin von Team D Paralympics sein. "Die Nachricht kam total unerwartet, ich habe nicht damit gerechnet. Für mich ist das der krönende Abschluss und ich werde es so richtig genießen", sagte Semechin, die auf den 100 Meter Brust ihre Goldmedaille von Tokio verteidigen konnte.
"Ich bin total stolz und fühle mich auch geehrt. Ich werde an die vielen Momente hier in Paris denken und an die Emotionen, aber auch die vergangenen Monate und Jahre werden mir wahrscheinlich durch den Kopf gehen."
Text: Patrick Dirrigl / DBS