Para Schwimmen: Silbermedaille für Josia Topf
Am fünften Wettkampftag des deutschen Para Schwimm-Teams gab es die nächste Medaille für Josia Topf: Der Erlanger holte nach seiner Goldmedaille am Sonntag über die 150 Meter Lagen (SM3) am Montag Silber auf den 50 Meter Rücken. Topf schwamm die 50 Meter in 47,06 Sekunden. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock war die erste Gratulantin von Topf.
Im Vorlauf war der Erlanger in 49,14 Sekunden der drittschnellste Schwimmer, der sich eine Nacht nach seinem fulminanten Rennen zu Gold ziemlich fit fühlte: "Beim Einschwimmen lief es ganz gut mit Rückenschwimmen, ich bin ordentlich reingekommen, habe aber auch gemerkt, dass mein Körper gestern ordentlich etwas geleistet hat", sagte Topf. Im Vorlauf ging er die ersten 15 Meter in Maximalgeschwindigkeit an, "um zu schauen, wie es mit den Kicks unter Wasser läuft. Damit wir heute Abend schauen können, ob ich nochmal zwei Kicks mehr mache oder auch nicht." Auch im Finale war der Athlet des BPRSV Cottbus auf den ersten 25 Metern der klar schnellste Athlet.
"Ich habe gesehen, dass ich zur Hälfte vorne lag. Da habe ich mir gedacht: Alles geht auf wie geplant! Ich bin noch schneller als der Ukrainer. So muss das sein'", nahm Topf die Journalisten mit auf seine Gedankenreise zwischen den Metern 25 und 35. Dann habe ich aber den Armzug von Denys Ostapchenko gesehen und dacht mir: 'Ouh, das wird eine schwierige Nummer.' Ich habe mich ganz gut geschlagen, aber letzten Endes muss man die Weltklasse von Ostapchenko einfach anerkennen." In 45,16 Sekunden schwamm der Ukrainer zu Gold. Bronze holte sich ein zweiter Ukrainer: Serhii Palamarchuk.
"Ich bin dankbar, dass ich hier starten kann"
Den ersten Auftritt in der lauten La Défense-Arena hatte am Montag zudem Elena Semechin. Die Berlinerin zog in 28,18 Sekunden als Siebte ins Finale ein. "Es ist einfach unbeschreiblich hier in Paris, man kann es eigentlich mit keinem anderen Wettkampf vergleichen. Ich war ja schon bei ein paar Spielen dabei, aber das ist einfach eine besondere Stimmung", sagte Semechin, die erst am Sonntag aus dem Höhentrainingslager nach Paris angereist war. Vor ihrem heutigen Rennen war sie "schon ein bisschen angespannt, aber ich habe es richtig genossen. Es war einfach nur schön, hier zu sein und zu schwimmen." Ihr erstes Ziel, den Finaleinzug, hat Semechin schon mal klargemacht. Im Finale will sie "noch mehr Druck machen und gucken, was dann passiert."
Im Endlauf schwamm die Athletin vom Berliner Schwimmteam auch nochmal schneller als am Vormittag: Nach 27,98 Sekunden schlug sie abends im Ziel an, zwei Zehntel schneller als im Vorlauf. Letzten Endes wurde es in einem äußerst engen Finale Platz sechs für Semechin. "Ich bin sehr zufrieden, ich wollte unter 28 Sekunden schwimmen. Das habe ich geschafft. Ich freue mich jetzt auf die 100 Meter Brust", sagte Semechin, die in Tokio Paralympics-Siegerin auf genau dieser Strecke geworden war. "Ich bin auf einem sehr guten Weg: Ich bin fit und schnell im Wasser. Das gibt mir ein gutes Gefühl."
Dass Semechin nach ihrer Krebserkrankung - kurze Zeit nach ihrer Goldmedaille von Tokio wurde ein Gehirntumor bei der Berlinerin entdeckt - wieder auf diesem hohen Niveau Leistungssport betreiben kann, ist für sie keine Selbstverständlichkeit. "Ich bin dankbar, dass ich hier starten kann. Vor drei Jahren sah es noch ganz anders aus. Aber ich habe damals schon gewusst: Ich werde dafür kämpfen, wieder zurückzukommen und wieder an meinen Top-Leistungen arbeiten. Wir sind auf einem guten Weg." Am Donnerstag stehen dann die besagten 100 Meter Brust (SB13) an - es ist die Paradestrecke Semechins.
Schwarz springt erneut ins Wasser
In ihrem Vorlauf, nur drei Bahnen neben Semechin, schwamm Naomi Maike Schwarz ihre zweite paralympische Strecke. Die Athletin vom SC Potsdam schlug nach 28,81 Sekunden im Ziel an und landete in einer engen Konkurrenz auf Platz 14. 14 der 18 Schwimmerinnen kamen innerhalb einer Sekunde (28,00 bis 29,00 Sekunden) ins Ziel. „Ich muss einfach ins Wasser springen“ - das ist das Ziel für Schwarz, vor jedem Rennen. Sie hat sich mit ihrer Depression zurück auf die größtmögliche Bühne im Para Sport gekämpft. Die 50 Meter Freistil (S13) waren ein weiterer Schritt auf ihrem gewünschten Weg zurück zu alter sportlicher Leistungsstärke.
Braunschweig und Engel mit Paris-Debüt
In der Schwimmarena in Nanterre gab es zudem zwei Paris-Premieren: Malte Braunschweig und Taliso Engel hatten ihre ersten Rennen im zum Aquatics Center umfunktionierten Rugbystadion. Braunschweig wurde in der Startklasse S9 in 26,56 Sekunden Dreizehnter auf den 50 Metern Freistil. Taliso Engel schlug in der S13, ebenfalls über 50 Meter Freistil, nach 24,72 Sekunden an schnappte sich damit den zehnten Platz.
Am Dienstag werden vier Deutsche in der La Défense Arena antreten: Verena Schott auf den 50 Meter Schmetterling (S6), Johanna Döhler, das jüngste Mitglied von Team D Paralympics, schwimmt die 200 Meter Lagen (SM13) und Philip Hebmüller sowie Taliso Engel gehen ebenfalls bei den 200 Meter Lagen (SM13) an den Start.
Text: Patrick Dirrigl / DBS