Para Schwimmen: Bronze für Mira Jeanne Maack
Am dritten Wettkampftag der Para Schwimmer gab es die zweite Medaille: Mira Jeanne Maack kam über die 100 Meter Brust (S8) als Dritte ins Ziel und verbesserte nochmals ihren deutschen Rekord vom Vormittag. Naomi Maike Schwarz feierte ein emotionales Comeback (100 Meter Rücken, S12) und schwamm ebenfalls deutschen Rekord. Johanna Döhler, die jüngste Athletin im gesamten Team D Paralympics, gab zudem ihr Debüt in Paris.
"Ich wusste, dass die Möglichkeit zu einer Medaille da war. Aber es geschafft zu haben, mit dieser guten Zeit – das ist nochmal etwas ganz anderes", sagte die glückliche Mira Jeanne Maack nach ihrer ersten paralympischen Medaille. Auf den 100 Meter Rücken (S8) schlug die Athletin vom Berliner Schwimmteam als Dritte im Ziel an. Die 1:18,36 Minuten waren zudem deutscher Rekord. Erst am Morgen war Maack schwarz-rot-goldene Bestzeit geschwommen, brauchte für die 100 Meter 1:19,69 Minuten. Sie verbesserte sich im Endlauf also nochmals um starke 1,33 Sekunden.
Bei der WM 2022 auf Madeira gewann die 20 Jahre alte Berlinerin ebenfalls Bronze auf dieser Strecke, zudem Silber auf den 200 Meter Lagen (SM7), die sie dann am Sonntag schwimmen wird. Aber Edelmetall bei den Paralympics "ist nochmal viel krasser. Ich habe mein Ziel erreicht, dafür habe ich drei Jahre trainiert", sagte Maack. Silber ging an die NPA-Athletin Viktoria Ishchiulova (1:14,97 Minuten), Gold holte Alice Tai aus Großbritannien in 1:09,06 Minuten (paralympischer Rekord).
Für Maack waren es am Samstag die ersten Auftritte in Paris, auch sie war von der stets vollen Arena in Nanterre beeindruckt: "Die Stimmung hier in der Halle ist super, einfach krass. Es ist so laut. Das pusht einen auf jeden Fall noch mehr." Vielleicht treibt die La Défense Arena die Berlinerin am Sonntag auf den 200 Meter Lagen (SM8) wieder nach vorne: "Ich hoffe dort auf jeden Fall auf eine Bestzeit, möchte unter die drei Minuten kommen."
Naomi Maike Schwarz: "Ich hätte nicht gedacht, dass ich überhaupt hier stehe"
Vor allem, wenn Französinnen und Franzosen im Becken sind, tobt es in der La Défense Arena. Das durfte Naomi Maike Schwarz am eigenen Leib erfahren: "Die Atmosphäre hier ist der Hammer, einfach der Wahnsinn. Das hat mich sehr an Rio erinnert: Dort war es auch sehr voll und sehr laut. Ich hatte in Rio das Glück, mit einer Brasilianerin zu schwimmen - und heute mit einer Französin." Die Schwimmerin vom SC Potsdam ging am Samstag auf den 100 Meter Rücken (S12) an den Start. Hinter der Silbermedaillengewinnerin von Rio 2016 (50 Meter Freistil, S12) liegt eine schwere Zeit: Wegen einer Depression hatte sie nicht bei den Spielen in Tokio 2021 teilnehmen können. Ein harter Schlag für die im japanischen Yokohama geborene Schwarz, die sich auf beeindruckende Art und Weise zurück in den Leistungssport und letztendlich nach Paris gekämpft hat.
"Es war auf jeden Fall sehr herausfordernd. Ich hätte nicht gedacht, dass ich überhaupt hier stehe. Vor allem die zwei, drei, vier Stunden vor dem Rennen habe ich ganz schön zu kämpfen und versuche alles nochmal durchzugehen, was ich in der Therapie gelernt habe", sagte Schwarz. Wie ein Uhrwerk gehe sie immer wieder ihre Ängste, Sorgen und Gedanken mit ihrem Trainer Maik Zeh durch. Am Samstag zog die Potsdamerin souverän ins Finale ein und schwamm dort dann deutschen Rekord: Nach 1:15,08 Minuten schlug sie im Ziel an. "Der Rekord war mein Wunschgedanke, ich bin sehr zufrieden. Es war einfach nur krass vor diesem Publikum."
Für Schwarz war der Samstag "ein großer Schritt zurück in Richtung Normalität." Ihre Ziele für die nächsten Tage sind dieselben wie schon vor dem Samstag: ins Wasser springen. "Das ist kein Witz, dass ich das so sage. Es ist nicht so leicht. Ich muss mich da immer ziemlich überwinden." Schwarz kämpft mit Angst und Selbstzweifeln in ihrem Alltag. "Und bei solchen Ausnahme-Events wird das alles immer doller. Deswegen: Ich muss ins Wasser springen. Anders komme ich nicht da hin, wo ich einmal war und auch wieder hin möchte." Die ersten beiden Etappen auf dem Weg dorthin hat Schwarz gemeistert.
Premiere für die jüngste Athletin im Team D Paralympics
Für die deutschen Schwimmerinnen und Schwimmer gab es am Samstag zudem eine sehr erfreuliche Premiere: Johanna Döhler, mit 14 Jahren das "Küken" der deutschen Delegation, stand das erste Rennen bei Paralympics an. Die Athletin vom Berliner Schwimmteam trat auf den 400 Meter Freistil (S13) an und wurde in 5:10,84 Minuten Neunte.
"Es war total aufregend, ich hatte vorher richtig Gänsehaut. Auch bei den anderen Läufen. Es ist wirklich ein unfassbarer Moment gewesen, hier rauszukommen", sagte die Schülerin, die am Vorabend des Rennens "richtig nervös" gewesen ist. Döhler hat am Dienstag (3. September) auf den 200 Meter Lagen (SM13) und am Donnerstag (5. September) auf den 100 Meter Brust die nächsten beiden Starts in Paris.
Am vierten Wettkampftag der Para Schwimmer*innen geht es am Sonntag für fünf Deutsche in die La Défense Arena: Verena Schott (100 Meter Brust, SB6), Tanja Scholz und Gina Böttcher (beide 150 Meter Lagen, SM4), Mira Jeanne Maack (200 Meter Lagen, SM8) sowie Josia Topf (150 Meter Lagen, SM3) dürfen sich dann in Nanterre von der tosenden Menge die Trommelfelle massieren lassen.
Text: Patrick Dirrigl / DBS