Para Leichtathletik: Hoffen auf Medaillengarant*innen
Am Freitag starten die Wettbewerbe in der Para Leichtathletik bei den Paralympics in Paris. Bundestrainerin Marion Peters kann auf eine Mischung aus Superstars und Nachwuchstalenten zählen.
Die deutschen Para Leichtathletinnen und Leichtathleten hatten noch müde Augen von der Eröffnungsfeier, bei der auch Markus Rehm als Fackelträger eine imposante Rolle eingenommen hatte – und doch leuchteten diese am Donnerstagvormittag erneut auf, als alle beim offiziellen Startertraining erstmals die lila Bahn im Stade de France ausprobieren durften. In solch einem beeindruckenden Stadion geriet auch Marion Peters ins Schwärmen – wohlwissend, welche Strahlkraft auch ihre Sportlerinnen und Sportler in den vergangenen Jahren entwickelt haben.
„Weil die Athletinnen und Athleten es wollen, verändern sie die Welt“, sagt die Bundestrainerin: „Es gibt nichts mehr, was nicht geht. Die Sichtweise auf Handicaps hat sich grundlegend verändert und das Selbstverständnis der Athletinnen und Athleten hat sich auf eine positive Art entwickelt: Sie sind selbstbewusst, kraftvoll und selbstsicher in ihrem Tun. Und so hat natürlich auch die Intensität und Leistungsdichte zugenommen – auch weil es einfach attraktiv ist, Para Leichtathletik zu machen.“
Zahlreiche deutsche Medaillenanwärter*innen
Vier Mal Gold, fünf Mal Silber und sechs Mal Bronze hatte das deutsche Team in Tokio gewonnen, die vier Paralympics-Sieger*innen von 2021 zählen natürlich auch jetzt zu den Medaillenkandidat*innen: Markus Rehm im Weitsprung, Johannes Floors über 400 Meter, Felix Streng über 100 Meter und Lindy Ave über 400 Meter – wenngleich letztere nach einer Babypause erst im Mai bei der WM im japanischen Kobe auf die internationale Bühne zurückgekehrt war, dann aber direkt Silber holte. Dazu gesellt sich Weltrekordhalter Niko Kappel, der als erster kleinwüchsiger Kugelstoßer über 15 Meter gestoßen hat und folglich jetzt der Topfavorit ist – ebenso wie Léon Schäfer, der in Kobe im Mai Doppel-Weltmeister über 100 Meter und im Weitsprung geworden war, dann aber Anfang Juli seinen Weitsprung-Weltrekord um 42 Zentimeter verloren hatte.
Aussichten auf Medaillen dürften auch Irmgard Bensusan haben, die 2023 in Paris Weltmeisterin über 200 Meter geworden war und schon fünf paralympische Silbermedaillen hat, auch die sitzende Speerwerferin Francés Herrmann ist genauso immer für eine Podestplatzierung gut wie die sehbehinderte Sprinterin Katrin Müller-Rottgardt mit ihrem Guide Noel Fiener. Überraschen könnten auch Rennrollstuhlfahrerin Merle Menje, Marcel Böttger im Sprint mit Guide Alexander Kosenkow, Ex-Kugelstoß-Weltmeister Yannis Fischer, der nach einer langwierigen Verletzung sich über das Paris-Ticket freute oder die vielen jungen Wilden wie die 18-jährige Jule Roß, Nele Moos oder Noah Bodelier.
Nachwuchs soll Erfahrung sammeln
In diversen Trainingscamps in Kienbaum, Leverkusen, Stuttgart und an der Cote d’Azur konnten sich die einzelnen Gruppen individuell auf die Spiele in Paris einstellen, insgesamt 27 Athletinnen und Athleten sowie zwei Guides zählt die deutsche Mannschaft – darunter 10 Neulinge. „Zwischenzeitig sah es mal so aus, als hätten wir weniger Plätze zur Verfügung, deshalb bin ich damit ganz zufrieden, auch wenn gerade bei den Männern wir auch tolle Athleten zuhause lassen mussten, weil die Plätze so umkämpft waren“, sagt Peters: „Wir haben uns bewusst entschieden, auch einigen Nachwuchsleuten die Chance zu geben, hier dabei zu sein, weil seit 2019 keine Junioren-WM mehr ausgetragen wurde und sie einfach auch Erfahrungen sammeln müssen.“
Im Fokus für das Gesamtergebnis wird aber stehen, dass die Top-Leute performen und möglichst wie bei den Olympischen Spielen im Stade de France dann als Paralympics-Sieger auch an der Glocke läuten dürfen. „Wir haben die luxuriöse Situation, dass wir einige verlässliche Medaillengaranten im Team haben, von denen ich hoffe, dass sie zünden“, sagt Marion Peters: „Aber auch bei einem Markus Rehm und einem Johannes Floors ist die Konkurrenz näher gekommen, Niko Kappel hat mit seinem usbekischen Konkurrenten eine harte Nuss zu knacken. Es wird sehr spannend werden, aber alle sind bestens vorbereitet und fit angereist. Das Dorf ist super. Deshalb bin ich sehr zuversichtlich, dass unsere Athletinnen und Athleten hier ihr Bestes zeigen und die hoffentlich vielen Fans begeistern können.“