Para Dressursport: Ein starkes neues Team strebt nach Edelmetall
Die Kulisse könnte nicht schöner sein: Die deutsche Equipe der Para Dressurreiterinnen wird auf dem altehrwürdigen Gelände am Schloss Versailles am 6. Wettkampftag in ihren paralympischen Wettbewerb starten. Die Stimmung unter den vier Reiterinnen und ihrem großen Team aus Pfleger*innen, Tierarzt, Teamchef, Bundestrainerin und Betreuer*innen ist gut. Alle blicken den kommenden Aufgaben positiv und zuversichtlich entgegen. Schließlich haben sie in den vergangenen Wochen und Monaten alles getan, um bei den Paralympics in Paris die bestmögliche Leistung zu zeigen.
Seit den Spielen in Tokio 2021 hat sich im Team einiges verändert. Die neue Bundestrainerin Silke Fütterer-Sommer hat 2023 das Amt von Bernhard Fliegl übernommen. Teammanager Nico Hörmann löste die langjährige Equipechefin Britta Bando ab. Und auch unter den Aktiven sind paralympische Debütantinnen zu finden. Mit Anna-Lena Niehues auf Quimbaya und Isabell Nowak auf Siracusa OLD gehören zwei Neulinge zum Team, die vor allem in der laufenden Saison durch ihre Beständigkeit überzeugt haben. „Es war nicht einfach, mich für diejenigen zu entscheiden, die tatsächlich mit nach Paris fahren dürfen“, erinnert sich Fütterer-Sommer. Neben Heidemarie Dresing auf ihrem neuen Pferd, dem Oldenburger Rappen Horse24Dooloop, liebevoll Dooly genannt, und Regine Mispelkamp mit ihrem Dunkelfuchs Highlander Delight’s schafften es Niehues und zunächst Martina Benzinger in das paralympische Aufgebot. Der dramatische Todesfall von Benzingers Lipizzanerstute Nautika Anfang August ließ jedoch Nowak nachrücken.
Starke Vorleistungen
Schon 2022 hatte das Team das ersehnte Paralympics-Ticket für Paris gebucht. Seitdem wurde extrem hart daran gearbeitet, die aussichtsreichsten und stärksten Reiterinnen für das paralympische Turnier zusammenzustellen. Und insgesamt scheint das gelungen zu sein, wenn man sich die bisherigen Ergebnisse anschaut.
Heidemarie Dresing ist mit ihrem Dooly schnell zu einer Einheit zusammengewachsen. „Da habe sich zwei gesucht und gefunden“, sagt die Bundestrainerin. Der Wallach ist ein sehr routiniertes Pferd und hat sich schnell auf Dresings Behinderung eingestellt. Er bringt eine große Gelassenheit mit, die für die in Grade II reitende 69-Jährige von großer Bedeutung ist. Mit ihm ritt sie 2023 zu EM-Doppelgold und der Silbermedaille mit der Mannschaft. 2024 gewann sie darüber hinaus bei den Deutschen Meisterschaften Einzel-Gold.
Regine Mispelkamp ist diejenige aus der deutschen Equipe, die bereits eine Bronzemedaille in der Kür von den Spielen in Tokio mitgebracht hat. Auf diesem Erfolg möchte die Grade V-Reiterin natürlich gern aufbauen.
Debütantinnen wollen oben mitspielen
Newcomerin Anna-Lena Niehues hat insbesondere nach ihrer Babypause einen regelrechten Senkrechtstart hingelegt. Die Grade IV-Reiterin hat nach den Worten von Fütterer-Sommer von Beginn an abgeliefert, so dass auch bei der Zweitplatzierten der aktuellen Weltrangliste berechtigte Hoffnungen auf Edelmetall bestehen.
Vierte im Bunde ist Isabell Nowak, die ebenso wie Mispelkamp im Grade V ins Dressurviereck gehen wird. Für sie werden ihre ersten Spiele hoffentlich eine Bestätigung ihrer bisherigen Entwicklung. Ihr Ziel: Zu zeigen, dass sie „oben mitspielen kann“, wie sie sagt.
Auf Grundlage der guten Vorarbeit unter deutlich professionelleren Bedingungen als bisher und mit einem guten Zusammenhalt im Team hofft die Bundestrainerin auf eine Team-Medaille. „Die ist auf jeden Fall realistisch. Aber erst einmal hoffe ich, dass wir gut ins Turnier starten und dann in den Flow kommen.“
Quelle: Heike Werner