Mikolaschek gewinnt sensationell Paralympics-Gold
Sandra Mikolaschek hat am vorletzten Wettkampftag der Paralympischen Spiele in Paris das erste Gold für das deutsche Para Tischtennisteam gewonnen. Die 27-Jährige besiegte in der Klasse WS4 die serbische Weltranglistenerste Borislava Peric-Rankovic 3:1 (11:5, 11:3, 6:11, 11:8) und gewinnt damit zum ersten Mal in ihrer Karriere eine Medaille bei Paralympics.
"Dass diese golden glänzt, ist umso schöner", sagte eine strahlende Siegerin. Nach zwei fünften Plätzen 2016 (Rio) und 2021 (Tokio) beschert die Spielerin von Borussia Düsseldorf dem deutschen Tischtennis-Team wie schon in Tokio (Valentin Baus) wieder eine Gold-Medaille in der Einzel-Konkurrenz. Es ist die insgesamt fünfte Medaille für das deutsche Team in Paris, das mit weiteren drei Silber- und einer Bronzemedaille aus Paris zurückkehrt.
Sandra Mikolaschek schlug die Hände vor das Gesicht, dann riss sie die Arme in die Höhe. Sie konnte kaum glauben, was ihr da gelungen war. Mit einer echten Tischtennis-Demonstration hat sie in nur 26 Minuten den größten Erfolg ihrer sportlichen Karriere perfekt gemacht. Gegen die favorisierte Peric-Rankovic, gegen die Mikolaschek in der Vergangenheit nahezu alle Duelle verloren hatte, ist ihr der bislang größte Coup gelungen. "Es ist einfach unglaublich. Ich bin wahnsinnig glücklich und stolz. Ich habe mir vorgenommen, aktiv und mutig zu spielen und die Ballwechsel zu eröffnen, das ist mir super gelungen", schwärmte eine glückliche Mikolaschek. "Ich war frei im Kopf, habe mir im Vorfeld immer wieder gesagt: Hey, ruh‘ dich nicht aus auf deiner Silbermedaille, sondern tu was, um das Finale zu gewinnen."
Ihr Mut und ihr unbekümmertes Spiel wurden belohnt. Mikolaschek, die im vergangenen halben Jahr viel an ihrem Schupfspiel gearbeitet hat, wie sie sagt, begann druckvoll und spielte vor den rund 6000 Zuschauern in der ausverkauften Arena Süd nahezu fehlerfrei. Jeweils nach fünf Minuten gewann die zweifache Paralympics-Fünfte die ersten beiden Sätze. Im dritten Durchgang lief es ebenfalls gut für die Mixed-Weltmeisterin von 2022. Einen 1:3-Rückstand drehte Mikolaschek in eine 5:3-Führung. Das Duell der beiden aktuell weltbesten Spielerinnen entwickelte sich mehr und mehr zu einem Spitzenspiel. Beide lieferten sich technisch anspruchsvolle und sehenswerte lange Ballwechsel. Sinnbildlich war Mikolascheks Punkt zum 2:3, dem ihre Gegnerin fair mit Applaus Respekt zollte. Aber auch Peric-Rankovic kam immer besser in die Partie. Mit 11:6 entschied die Weltranglistenerste den dritten Satz für sich. Gleichsam umkämpft war der vierte Satz. Erst führte die Serbin 2:0, ehe Mikolaschek wieder die Spielkontrolle übernahm. Nach 7:5 und 10:8 hatte die Deutsche zwei Matchbälle. Gleich den ersten davon nutzte sie und fiel ihren Teamkolleg*innen erleichtert in die Arme.
Bundestrainer Volker Ziegler war begeistert vom überragenden Auftritt seiner Spielerin. „Das war Tischtennis-Kunst statt Tischtennis-Arbeit. Auf den gesamten Wettbewerb bezogen muss man sagen, dass Sandra in allen kritischen Situationen im Viertel- und Halbfinale und auch dem Endspiel nicht nur stabil geblieben ist, sondern ihre besten Bälle gespielt hat. Das zeichnet einen Champion aus.“