Zweimal Silber, einmal Bronze zum Abschluss der Para Dressur
Was für ein glänzender Abschlusstag! Anna-Lena Niehues und Regine Mispelkamp haben in der Kür in ihren Grades IV und V jeweils die Silbermedaille gewonnen. Beide Para Dressurreiterinnen überzeugten die Wertungsrichter mit ihren Darbietungen. Anna-Lena Niehues erzielte darüber hinaus mit 80,900 Prozentpunkten eine persönliche Bestleistung. Heidemarie Dresing gewann im Grade II nach der Bronzemedaille im Team vor der großartigen Kulisse von Schloss Versailles nun auch Bronze in der Kür.
Anna-Lena Niehues setzte sich mit ihrem Ritt zunächst an die Spitze des Feldes, knapp vor die US-Amerikanerin Kate Shoemaker. Gold schien zum Greifen nah. Doch als letzte Reiterin ging die Niederländerin Demi Haerkens ins Viereck, die zuvor bei den Paralympics in Paris schon zweimal Gold im Einzel und im Team gewonnen hatte. „Ich wusste, dass Demi eine starke Reiterin ist. Da konnte ich mir vorstellen, dass sie auch hier wieder gewinnt. Ich habe ihren Ritt gesehen, der war natürlich fantastisch“, sagte Anna-Lena Niehues.
Regine Mispelkamp ging im Grade V als letzte der acht Reiterinnen ins Viereck. Bis dahin hatte Isabell Nowak, die sich nach ihrem Auftritt unbändig freute und angesichts der tollen Kulisse zu Tränen gerührt war, auf dem Bronzerang gelegen. Doch Mispelkamp war heute extrem stark, ihr Pferd Highlander Delight’s genoss ihren Worten nach seinen Auftritt und steigerte sich im Vergleich zu den vorherigen Aufgaben noch einmal gewaltig. Die Wertung von 80,100 und die damit einhergehende Silbermedaille war somit mehr als verdient.
„Zwei vierte Plätze für Isabell sind toll“
Für Nowak blieb so nach ihrem vierten Platz im Einzel einmal mehr Rang vier. Mit ihrem Abschneiden als Nachrückerin bei ihrem ersten paralympischen Turnier kann sie hochzufrieden sein, meinte Bundestrainerin Silke Fütterer-Sommer. „Der vierte Platz ist unheimlich toll. Wir sind hier bei dem größten Event, den paralympischen Spielen. Da muss man sich für einen vierten Platz in keiner Weise schämen“, sagte sie und ergänzte: „Die beiden haben eine gute Zukunft vor sich, Siracusa ist ein überragendes Pferd, Isabell ist eine unglaubliche gute Reiterin – das ist ein sehr harmonisches Bild.“
Als letzte Reiterin aus deutscher Sicht ging am Nachmittag Heidemarie Dresing mit Dooloop ins Dressurviereck. Und die 69-Jährige packte zum Abschluss das aus, was während der vergangenen Tage ein wenig vermisst worden war. „Ich bin heute so geritten, wie ich immer reite. Am ersten Tag hatte ich Pech, da war die Tribüne so laut, gestern waren wir ein bisschen träge unterwegs. Aber heute konnte ich Gas geben“, sagte Dresing strahlend. Sie wollte auf jeden Fall eine Medaille erreichen, wobei ihr gestern noch die Mannschaft „helfen musste“, wie Dresing sagte. „Aber heute habe ich es allein geschafft. Das ist ein schöner Abschluss.“
Sechs Medaillen – für Teamchef Hörmann keine Überraschung
Und damit sprach Heidemarie Dresing wohl das aus, was das gesamte Team dachte. „Wir hätten gern noch den letzten Schritt zu Gold gemacht, aber ich glaube, wie können mehr als zufrieden sein“, sagte Teamchef Nico Hörmann. So ganz aus dem Nichts kam dieser Mannschaftserfolg mit insgesamt sechs Medaillen allerdings nicht, wie Hörmann betonte. Bereits bei der Europameisterschaft in Riesenbeck in diesem Jahr habe man „eine Duftmarke gesetzt“. „Wir haben sehr kontinuierlich Erfolge gefeiert und wussten, was wir zu leisten imstande sind. Das auf die paralympischen Spiele zu übertragen, ist aber eine ganz andere Sache. Das haben unsere Reiterinnen überragend gemacht“, freute er sich.
Und auch die Bundestrainerin zeigte sich äußerst zufrieden mit dem Verlauf dieses paralympischen Turniers: „Unsere Ergebnisse sind überragend, ich bin super glücklich. Wir haben hier ein Zeichen gesetzt und werden weiter daran arbeiten. Nach oben ist auf jeden Fall noch Luft“, sagte die Bundestrainerin. Und so wird die Deutsche Para Dressurequipe weiterhin an den Prüfungsaufgaben feilen, die Ausbildung der Pferde und Reiterinnen vorantreiben, um dann in Los Angeles 2028 wieder ganz vorne mitzureiten.
Text: Heike Werner / DBS