Aktuelles aus Vancouver 2010
Willi Brem konzentriert sich in Vancouver auf Biathlon-Wettbewerbe
Zumindest einmal Edelmetall zu dieser Bilanz beisteuern will auch Willi Brem in der Klasse der Sehbehinderten/Blinden, und hat dabei vor allem die beiden Biathlon-Wettbewerbe im Blick. Mit seinen 32 Jahren zählt der Blinde mittlerweile auch zu den erfahrenen Athleten im DBS Skiteam nordisch, der zudem bereits seine fünften Paralympics bestreiten wird. Nach seinem sensationellen Debüt bei den Spielen 1994 als 16-Jähriger in Lillehammer mit dem zweiten Platz im Biathlon brachte er auch von den folgenden drei Paralympics in Nagano, Salt Lake City und Turin jeweils Edelmetall mit, davon jeweils einmal Gold aus Japan und den USA sowie Bronze aus Pragelato. Kein Wunder, dass er mit den Tagen von Lillehammer ("eine einmalige Atmosphäre") und Nagano ("eine wahnsinnige Erfahrung mit einer fremden Kultur") ganz besondere Erinnerungen verbindet.
Optimistisch hinsichtlich einer Wiederholung dieses Erfolgs stimmen den in Ketterschwang (Allgäu) geborenen, glühenden Bayern München-Fan gleich mehrere Faktoren. So seine Erfahrungen bei den letztjährigen Weltcuprennen auf den paralympischen Strecken von Whistler, bei denen er im Biathlon-Langstreckenrennen die schnellste Laufzeit aller Teilnehmer hinlegte. Auch der Einstand in die laufende Saison ist dem Läufer der RIG Freiburg gelungen. Nach einer längeren Pause feierte Brem in Sjusjoen (Norwegen) gleich bei der ersten Station im Dezember wieder einmal einen Sieg in einem Weltcuprennen. Zuletzt legte er beim "Heimspiel" in Oberried nach und kletterte mit dem dritten Platz in der Biathlon-Verfolgung wieder einmal auf das Siegerpodest. Und das, obwohl er den neu in das Paralympics-Programm aufgenommenen Wettbewerb eigentlich nicht so mag: "Bei der Verfolgung zieht sich alles ewig in die Länge; das Langstreckenrennen liegt mir mehr."
Die guten Platzierungen sind aber ein Zeichen dafür, dass die ausgedehnte Vorbereitung im Sommer unter Anleitung seiner seit Ende des letzten Jahres im Mutterschutz befindlichen Heimtrainerin Melanie Kirchner angeschlagen hat. Gleich von drei wechselnden Begleitläufern wird er bei seine Trainingseinheiten im Breisgau unterstützt, während bei zentralen Lehrgängen und den Wettkämpfen schon seit drei Jahren Florian Grimm aus Nesselwang als sein Guide fungiert. "Das hat sich mittlerweile gut eingespielt", so Willi Brem selbst, der allerdings noch einige Verbesserungsmöglichkeiten hinsichtlich der Wettbewerbe in Vancouver sieht. "Im Schießstand muss ich noch etwas konstanter werden", ist die eine Baustelle, an der es in der verbleibenden Wochen noch zu arbeiten gilt. Und auch skitechnisch sehen er und Bundestrainer Werner Nauber noch Luft nach oben. Zwar ordnet Nauber seinen Schützling mittlerweile nach einem wohl auch durch einige Stürze beförderten Durchhänger "technisch wieder auf dem Niveau von 2006" ein. Aber "die Gleitphase muss noch etwas länger werden", meint Willi Brem selbst, der vor allem das Abschlusstrainingslager in Toblach diesbezüglich intensiv nutzen will.
"Meine sportliche Zukunft nach Vancouver werde ich erst einmal auf mich zukommen lassen", wehrt Willi Brem derzeit Fragen nach einer möglichen sechsten Paralympics-Teilnahme 2014 in Sotschi ab. Zwar hätte er, das ist deutlich zu spüren, schon Lust, noch einmal vier Jahre dran zu hängen. Doch die Umsetzung hängt auch von seiner beruflichen Perspektive als Physiotherapeut im Olympiastützpunkt Freiburg ab. "Dort haben wir im Moment nicht so viel zu tun", lässt er Sorgen über eine Weiterbeschäftigung anklingen, nachdem er im vergangenen Jahr durch die Top-Team-Förderung Beruf und Sport noch gut hatte miteinander verbinden können.