Aktuelles von den Paralympics

Gold nach taktischer Meisterleistung

Holger Nikelis holt die dritte Medaille für das deutsche Tischtennis-Team

Holger Nikelis (RSC Köln) streckte nach dem verwandelten Matchball die Faust in die Höhe. Der letzte Punkt zum verdienten 3:1-Sieg (11:4, 11:6, 3:11, 11:6) gegen den Franzosen Jean-Francois Ducay bedeutete für den Kölner Gold – zum zweiten Mal nach 2004 in Athen. Mit Nikelis und Ducay trafen in der Wettkampfklasse 1 die beiden Rollstuhl-Tischtennisspieler aufeinander, die sich den Platz an der Spitze der Weltrangliste teilen. Doch Nikelis unterstrich von Beginn an seine gute Form, spielte starke Bälle und ließ den Franzosen nicht in die Partie kommen. Die ersten beiden Sätze dominierte der 34-Jährige klar, dann nahm Ducay eine Umstellung vor und schnappte sich den dritten Satz. „Wir haben reagiert und die Taktik geändert. Das hat gefruchtet. Holger hat tolle Aktionen gesetzt“, lobte Rollstuhl-Trainer Charly Weber. Der sonst so coole Nikelis war nach seinem Triumph vollkommen gelöst und jubelte mit Freudentränen in den Augen. „Nach dem Matchball ist die Anspannung der letzten Tage, Wochen und Monate abgefallen. Es ist unglaublich, dass es wieder mit Gold geklappt hat. Ich war sehr fokussiert auf diesen Tag, jetzt kann ich ihn genießen“, berichtete der Gold-Medaillen-Gewinner. Bundestrainer Wieland Speer fügte hinzu: „Es ist einfach bemerkenswert, wie Holger als Weltmeister und Weltranglistenerster mit dieser Situation umgegangen ist. Er hat seine Leistung bestätigt und dem Druck standgehalten.“ Vor den Augen von Familie und Bekannten sowie seinem langjährigen Heimtrainer Michael Meißner vom RSC Köln lieferte Nikelis eine souveräne Vorstellung ab und  begeisterte mit unerreichbaren Bällen mit viel Schnitt. Meißner: „Es ist der Lohn für die harte Arbeit. Holger hat auf den Punkt die richtigen Entscheidungen getroffen und die richtigen Bälle gespielt.“

Für die deutschen Paralympioniken ist die Londoner Excel-Arena ein gutes Pflaster. Im Tischtennis feierte das deutsche Team im Einzel bereits die dritte Medaille – und nach Jochen Wollmert am Sonntag die zweite in Gold. Knapp an Edelmetall vorbeigeschrammt ist Stephanie Grebe vom BSG Neumünster (WK 6). Die 24-Jährige zeigte großes Kämpferherz und bot der Weltranglistenzweiten Yuliya Klymenko (Ukraine) im Duell um Bronze bis zum Schluss Paroli, musste sich bei ihrer Paralympics-Premiere aber knapp mit 1:3 (9:11, 11:7, 5:11, 9:11) geschlagen geben. Im vierten Satz hätte Grebe das Spiel fast noch ausgeglichen, als sie eine sensationelle Aufholjagd von 2:8 auf 9:10 hinlegte. „Ich habe alles gegeben. Natürlich bin ich etwas enttäuscht, aber es hat großen Spaß gemacht. 2016 werde ich wieder angreifen“, betonte Grebe. Trainer Hannes Doesseler sagte: „Sie hat eine Duftmarke gesetzt und ihre Nominierung absolut gerechtfertigt.“ Nach einem Ruhetag am Dienstag starten am Mittwoch die Teamwettbewerbe.