Aktuelles aus dem Behindertensport

Sogar live im israelischen Sportfernsehen

Bei Israelischen Meisterschaften durften Deutschlands Nachwuchsschwimmer mitmachen - die waren sogar inklusiv.
Bei Israelischen Meisterschaften durften Deutschlands Nachwuchsschwimmer mitmachen - die waren sogar inklusiv.

Es war eine Woche voller Eindrücke. „Ein schönes und einzigartiges Erlebnis mit Training, Wettkampf und vielen Sehenswürdigkeiten“, berichtet Malte Braunschweig. Der junge Schwimmer des Berliner Schwimmteams war einer von insgesamt acht deutschen Nachwuchsathleten, die eine Woche in Israel verbringen durften. Grund dafür war das 50-jährige Bestehen der deutsch-israelischen Beziehungen. So waren die Israelis im November des vergangenen Jahres bereits zu Gast in Berlin, jetzt stand zum Ende der Sommerferien der Gegenbesuch an – und der sorgte bei den Teilnehmern für Begeisterung.

„Wir waren alle zum ersten Mal in Israel, hatten eine wunderschöne Zeit und haben sehr viele sehr liebe Menschen kennengelernt. Die Gastfreundschaft war unglaublich, wir konnten neue Freundschaften knüpfen und bestehende vertiefen“, sagt Bundestrainerin Ute Schinkitz, die den Trip gemeinsam mit Lukas Niedenzu (Nachwuchsbeauftragter der Abteilung Schwimmen im Deutschen Behindertensportverband) begleitete. Mittagspausen am Strand, Restaurants mit Meerblick, die Besichtigung von Klagemauer und Ölberg – all das wird die insgesamt zehnköpfige Gruppe aus Deutschland nicht vergessen.

Doch nicht nur deswegen war es eine mehr als gelungene Reise. Auch aus sportlicher Sicht gestaltete sich die Tour sehr erfolgreich. „Nach den Sommerferien war es der perfekte Einstieg in die neue Saison“, erklärt Lukas Niedenzu. So hatten die deutschen Nachwuchsathleten, die zwischen 12 und 17 Jahre alt waren, die Möglichkeit, sich mit den israelischen Talenten zu messen und auch andere Trainingsinhalte kennenzulernen. Nach einigen anstrengenden Einheiten folgte das Highlight: die Teilnahme an den offenen israelischen Meisterschaften, die erstmals inklusiv und damit gemeinsam mit nichtbehinderten Schwimmerinnen und Schwimmern ausgerichtet wurden. Und mittendrin das deutsche Team, das mächtig abräumte: Dreimal Gold, sechsmal Silber und zehnmal Bronze in sieben verschiedenen Wettkämpfen. „Das war richtig erfolgreich. Trotz der Sommerpause und der ungewohnten Bedingungen mit 38 Grad im Schatten und sehr hoher Luftfeuchtigkeit haben wir Topleistungen abgerufen“, sagt Niedenzu.

Mit Hannes Schürmann war auch ein WM-Teilnehmer dabei
Viele tolle Eindrücke hat die deutsche "Reisegruppe" mitgebracht, sportlich und auch kulturell.
Viele tolle Eindrücke hat die deutsche "Reisegruppe" mitgebracht, sportlich und auch kulturell.

So sprangen sogar einige neue Bestzeiten heraus. „Damit war nicht zu rechnen. Doch man hat gespürt, dass die Motivation bei allen sehr groß war“, betont Ute Schinkitz. Vielleicht lag das auch an der lautstarken Unterstützung von den Rängen. „Die Atmosphäre war wirklich super und die Wettkämpfe sind teilweise live im israelischen Sportfernsehen gezeigt worden. Da kann man sogar die Namen unserer Athleten heraushören“, freut sich Lukas Niedenzu.

Das war für fast alle der sechs Jungs und zwei Mädels aus Deutschland Neuland. Einzig Hannes Schürmann hat bereits Einblicke bei den „Großen“ gesammelt, war bereits zweimal bei Europameisterschaften dabei und feierte jüngst auch seine WM-Premiere. Statt des Kükens war der 17-jährige Remscheider diesmal der Älteste und konnte somit seine gesammelten Erfahrungen weitergeben. Und auch Hannes Schürmann, der bei der Weltmeisterschaft in Glasgow über 400 Meter Freistil den Einzug ins Finale schaffte, schwamm tolle Zeiten und stellte auf Nebenstrecken sogar neue Bestleistungen auf – obwohl er wie die Nationalmannschaftskollegen zuletzt eine wohlverdiente Pause eingelegt hatte.

In Richtung Nationalmannschaft schielen auch die anderen deutschen Schwimmerinnen und Schwimmer, die die Reise nach Israel angetreten hatten – zumindest perspektivisch. Adam Karas, Taliso Engel, Peggy Sonntag, Felicia Laberer, Malte Braunschweig, Tom Meixelsberger und Max Gelhaar gehören zu den besten Talenten im paralympischen Schwimmen und sind auf einem guten Weg. Bundestrainerin Ute Schinkitz: „Wenn sie weiterhin so fleißig trainieren und hart arbeiten, können sie künftig zu unseren Hoffnungsträgern zählen – teilweise auch schon mit Blick auf Tokio 2020.“ Und vielleicht begegnen sie dabei ja auch dem ein oder anderen Schwimmer aus Israel, den sie während der gegenseitigen Besuche kennengelernt haben. Es war eine tolle Aktion, sowohl sportlich als auch menschlich – da sind sich alle Beteiligten einig.