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Ski Nordisch: Zwei fleißige Trophäensammler
Weltcup-Auftakt: Der Freiburger Martin Fleig und die Münchnerin Clara Klug holen beim Weltcup im russischen Tyumen zusammen insgesamt sechs Biathlon-Medaillen
Zweimal Silber und viermal Bronze – das ist die positive Bilanz der deutschen Biathleten mit Behinderung nach dem Auftakt in den Weltcup-Winter des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC). In imposanter Atmosphäre des Wintersportcenters im russischen Tyumen trumpften vor allem zwei Athleten auf: Martin Fleig (Ring der Körperbehinderten Freiburg) und Clara Klug (PSV München) teilten die Medaillen untereinander auf.
Zweimal Silber und einmal Bronze gab es in drei Biathlon-Rennen für Fleig, der sich bei den Männern sitzend jeweils nur zwei Athleten des herausragenden russischen Gastgebers geschlagen geben musste. Grigory Murygin holte zweimal Gold und einmal Silber, Roman Petushkov einmal Gold. Fleig, dem der deutsche Bundestrainer Ralf Rombach „tolle Leistungen“ attestierte, zeigte sich dementsprechend glücklich über seine Resultate. „Ich bin ein wenig überrascht, dass es hier so gut lief“, sagte der 26-Jährige. Denn die Vorbereitungen der Deutschen in der Heimat waren durch die wenig winterlichen Witterungsbedingungen erschwert gewesen. In Sachen Schneekilometer im Training war ihnen die Konkurrenz daher deutlich voraus. Mit ausschlaggebend für die guten Resultate waren die starken Leistungen am Schießstand. Fleig traf bei 50 Versuchen stolze 48 Mal ins Schwarze, ebenso wie Clara Klug bei den Frauen mit Sehbehinderung. Dabei hatte das IPC zur neuen Saison den Durchmesser der Schießscheiben signifikant verringert.
Klug erstmals auf dem Podium – und das gleich dreimal
Die 21-jährige Klug zeigte aber auch in der Loipe, dass die Vorschusslorbeeren der Trainer für sie nach einer starken Vorbereitung nicht unbegründet gewesen sind. Bislang noch gänzlich ohne Podiumsplatz im Weltcup, fuhr sie an der Seite ihres Guides und bayerischen Landestrainers Martin Härtl (SK Nesselwang) dreimal hintereinander zu Bronze, jeweils hinter Mikhalina Lysova und Elena Remizova (beide Russland). Rombach stufte Klugs Auftritte als „sehr beherzt“ ein.
Die glückliche Münchnerin selbst sagte: „Gegenüber der vergangenen Saison war das eine deutliche Steigerung.“ Mit Feiern wollte sie sich aber gar nicht lange aufhalten. „Ich möchte jetzt weiter an meiner Kondition und Kraft arbeiten.“ Denn: der nächste Weltcup ist ein Heimspiel. Vom 21. bis 28. Februar ist die Weltspitze zu Gast in Finsterau im Bayerischen Wald.
Bei den übrigen vier deutschen Startern sieht die Bilanz gemischt aus. Anja Wicker (MTV Stuttgart), Gesamtweltcup-Siegerin im Biathlon sitzend der vergangenen Saison, musste sich mit drei vierten Plätzen begnügen, hatte aber aufgrund ihres Behinderungsgrades auch schwer mit dem Profil der Strecken zu kämpfen. „Es hat Spaß gemacht, wieder Wettkämpfe zu laufen, aber ich bin froh, dass ich die Serpentinen von Tyumen hinter mir habe“, sagte die 23-Jährige scherzhaft.
Hösch kämpft sich nach Zwangspause wieder heran
Vivian Hösch (Ring der Körperbehinderten Freiburg) nutzte die Weltcup-Woche in Westsibirien derweil gemeinsam mit ihrem Guide Florian Schillinger (SV Baiersbronn) zum Training unter Wettkampfbedingungen. Nach einer krankheitsbedingten zweimonatigen Zwangspause im Herbst waren ihr die fehlende Kraft und Ausdauer noch anzumerken. Immerhin: ein vierter Platz im Biathlon-Sprint über sechs Kilometer steht zu Buche. Auch Hösch will in Finsterau wieder voll angreifen.
Ihr Vereinskollege Nico Messinger, der an diesem Freitag seinen 21. Geburtstag feiert, holte mit Platz sieben über die Biathlon-Langdistanz (15 Kilometer) sein bestes Resultat. „Am Schießstand passt zurzeit alles. An meiner Laufleistung muss ich noch arbeiten“, sagte er. Als Guide stand ihm der deutsche Nachwuchsbundestrainer Michael Huhn (SV Kirchzarten) zur Seite. Messingers eigentlicher Begleitläufer Philip Burchartz (SC Langenordnach) fällt wegen eines Bruchs des Handgelenks aus.
Nach einigen Schwierigkeiten am Schießstand zu Beginn der Biathlon-Wettkämpfe gelang auch dem sechsten deutschen Starter Max Hauch (SK Nesselwang) eine Steigerung. Im Sprint fuhr der 28-Jährige bei den Schlitten auf einen achten Platz, in der abschließenden Verfolgung verbesserte er sich noch einmal um einen Rang. Für den Bundestrainer fällt die Bilanz seiner Schützlinge nicht nur aufgrund der sechs errungenen Medaillen positiv aus. „Die Reise nach Sibirien“, sagte Ralf Rombach, „hat sich gelohnt.“
Quelle: Ben Schieler