Aktuelles aus dem Behindertensport

Rollstuhlsport-Pilotprojekt in Ghana

DRS und Auswärtiges Amt leisten Hilfe zur Selbsthilfe in Accra

Der Deutsche Rollstuhl-Sportverband e. V. (DRS) und das Auswärtige Amt unterstützen die Entwicklung des Rollstuhlsports in Accra, Ghana. In dem 10-tägigen Projekt hat die DRS-Delegation intensiv strukturrelevantes und sportartbezogenes Wissen an die lokalen Multiplikatoren vermittelt, um die paralympische Bewegung und die Rehabilitationsprozesse vor Ort zu fördern.

In Ghana, einem Land in dem nach Schätzungen sieben bis zehn Prozent der Bevölkerung eine Behinderung haben, gibt es bislang kaum Angebote im Behindertensport.

DRS Rehabilitations- und Breitensportexperte, Peter Richarz, holte sich für diese Aufgabe zwei Sportprofis ins Boot: St.-Paulis Jahrhundertfußballer und Ex-Nationalspieler der Demokratischen Republik Kongo, Michél Dinzey, sowie den aus Ghana stammenden Sporttherapeut des BG Unfallkrankenhauses Hamburg, Philip Opong, der selbst ein erfahrener Rollstuhlsportler ist.

Nach einem offiziellen Empfang in Accra und einer Pressekonferenz, bei der namhafte Politiker des Landes und zahlreiche Medienvertreter anwesend waren, machte sich das Trio direkt an die praktische Arbeit. 22 Teilnehmer, darunter Trainer, Physiotherapeuten und Dozenten, die als Multiplikatoren das gelernte Wissen in Ghana verbreiten sollen, warteten gespannt auf die erste Trainingseinheit im Rollstuhlbasketball. Doch zuvor sollten die Basics der Rollstuhlbeherrschung wie Bremsen und Kurvenfahren geübt werden.

Bereits an diesem Punkt offenbarten sich die grundlegenden Probleme, mit denen der Behindertensport des westafrikanischen Landes zu kämpfen hat: Die Sporthalle war aufgrund des unebenen Bodens und der fehlenden Körbe für Rollstuhlbasketball nicht geeignet. Ebenso gab es nicht ausreichend Rollstühle. „Die Teilnehmer müssen sich zu dritt einen Rollstuhl teilen“, so Peter Richarz, der vor Ort mehrmals improvisieren musste und statt Basketballkörben Plastikstühle einsetzte.

Hohe Motivation, hoher Bedarf

Auch wenn die Infrastruktur nicht optimal ist, war das Team aus Deutschland mit dem Verlauf sehr zufrieden. „An Motivation mangelt es in Ghana niemandem. Alle Teilnehmer waren von Anfang bis Ende mit viel Engagement und Einsatz dabei", so der Rollstuhlsportexperte. „Allerdings, sind viele der Teilnehmer noch sehr unerfahren", ergänzte Richarz, der in Deutschland auch die U-23 Junioren im Rollstuhlbasketball trainiert.

Nach den praktischen Einheiten, vermittelte die deutsche Delegation während der verbleibenden sechs Tage auch theoretisches Wissen, um die Weichen für die zukünftige Entwicklung des Rollstuhlbasketballs im Land zu stellen. Dazu gehören: die Ausbildung von Trainern und Lehrern, Mobilitätsförderung, Vorbereitung eines Sportaustauschs sowie Vernetzung mit Politik und Verbänden.

Dies seien lediglich „erste Schritte“ gewesen, denn der Bedarf an Förderung und Fortbildung in Ghana sei „enorm", so Peter Richarz. Man darf hoffen, dass dies nicht der letzte Besuch der Rollstuhlsportexperten in Ghana war. Auch Michél Dinzey möchte das Projekt weiterhin begleiten.

(Quelle: Maria Surzukova, Ergänzungen DBS)