Aktuelles aus dem Behindertensport

Jochen Wollmert erhält Fair Play Preis

Der Fair Play Preis des Deutschen Sports geht in diesem Jahr an das Ruder-Duo Charlotte Arand und Barbara Karches, Tischtennis-Paralympics-Sieger Jochen Wollmert sowie den Verein fairplayer. Die Preisträger werden im Rahmen des Festes der Begegnung der Stiftung Deutsche Sporthilfe am kommenden Freitag, 12. Oktober, in Bonn durch den Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundeminister des Innern, Dr. Christoph Bergner, DOSB-Vizepräsidentin Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper und die nationale Botschafterin für Fair Play und Toleranz, Steffi Nerius, ausgezeichnet. Das gaben das Bundesministerium des Inneren (BMI) und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am Dienstag in Bonn bekannt.

Bundesinnenminister Dr. Friedrich erklärte anlässlich der Bekanntgabe: „Fair Play ist eine der wichtigsten Grundlagen des Sports. Unsere Preisträger 2012 haben das auf eindrucksvolle Weise gezeigt. Charlotte Arand, Barbara Karches und Jochen Wollmert sind Vorbilder für die vielen jungen Menschen, die tagtäglich im Verein Sport treiben. Dort setzt auch der Verein fairplayer an, der den Jugendlichen für den Sport, aber auch für das Leben außerhalb des Sports beibringt, was Fair Play konkret bedeutet und damit Fair Play mit Leben füllt. Ich gratuliere allen Preisträgern und wünsche ihnen weiterhin viel Erfolg.“

DOSB-Vizepräsidentin Gudrun Doll-Tepper sagte: „Die diesjährigen Preisträger haben gezeigt, welches Potential der Sport im Bereich von Fair Play und Toleranz besitzt. Selbst dort, wo es um Leistung und Erfolge geht, zeichnet sich der Sport durch die Werte aus. Wir haben drei Preisträger, die sich mit außergewöhnlichen Einsatz um die Fairness im Sport verdient gemacht haben. Charlotte Arand und Barbara Karches, Jochen Wollmert sowie der Verein fairplayer stehen exemplarisch für die Wertevermittlung im und durch Sport.“

Die Ruderinnen Charlotte Arand und Barbara Karches (beide Mainzer Ruder-Verein/Johannes Gutenberg Universität Mainz) erhalten den Preis in der Kategorie Nichtbehindertensport für ihr Verhalten während der Europäischen Studentenmeisterschaften 2011. Nachdem das Rennboot der Schweizer Herren bei der Anreise den Zoll nicht passieren durfte, boten Arand (24) und Karches (25) ihren Kollegen das eigene Boot an. Daran hielten die beiden Mainzer Studentinnen fest, obwohl sich kurze Zeit später herausstellte, dass durch diese Leihgabe ihr eigener Start wegen des engen Zeitplans in Gefahr geriet. Die Jury des Fair Play Preises honoriert dieses Verhalten und begründet: „Charlotte Arand und Barbara Karches haben mit ihrem Respekt und Mitgefühl gegenüber ihren Sportlerkollegen gezeigt, dass Sport mehr ist als das Gewinnen eines Wettkampfes.“

Jochen Wollmert (RBS Solingen) bestach bei den Paralympics in London nicht nur auf sportlicher Ebene. Der 47 Jahre alte Tischtennisspieler, der seit seiner Geburt versteifte Hand- und Fußgelenke hat, legte im Halbfinale gegen den Ukrainer Michailo Popow Einspruch gegen eine Schiedsrichter-Entscheidung ein, obwohl diese zu Wollmerts Gunsten ausgefallen war. Bei 7:6-Führung von Popow verlor dieser während eines Aufschlages die Kontrolle über den Ball. Daraufhin sprachen die Referees Wollmert einen Punkt zu. Dieser erkannte jedoch, dass eine Spastik in der Hand seines Kontrahenten den Fehlschlag verursacht hatte. Wollmert verzichtete deshalb auf den Punkt und den daraus resultierenden Ausgleich. Auch im Finale gegen den Briten William Bayley widersprach der Deutsche den Schiedsrichtern. Beim Stand von 4:5 revidierte er eine weitere Fehlentscheidung und gab den Punkt zurück.
Auf Grund dieser Aufrichtigkeit verleiht ihm die Jury den Fair Play Preis in der Kategorie Behindertensport. In der Begründung heißt es: „Jochen Wollmert hat mit diesen Punktrückgaben und dem spontanen Trost für seinen britischen Finalgegner nach Ende des Matches nicht nur das Publikum vor Ort und an den Bildschirmen weltweit begeistert, sondern auch ein klares Zeichen für Fairness im Hochleistungssport gesetzt.“

Der Verein fairplayer aus Bremen setzt sich in seiner Arbeit für den gewaltfreien Umgang unter Jugendlichen ein. Dafür entwickelten die Initiatoren Programme im Bereich der Gewalt-Prävention. Das Projekt fairplayer.sport verbindet dabei den Sport mit der Wertevermittlung. Respekt und Toleranz werden durch das Training miteinander vermittelt. Die Jugendlichen erfahren spielerisch soziale Kompetenzen und verbinden das gewaltfreie Miteinander mit ihrem sportlichen Interesse. Die Jury hob den professionellen Ansatz des Vereins hervor. „Die wissenschaftliche Verknüpfung von Sport und Wertevermittlung hat die Jury überzeugt“, heißt es in der Begründung zur Vergabe des Preises in der Sonderkategorie.
Der Fair Play Preis des Deutschen Sports wird wie im Vorjahr gemeinsam vom Bundesministerium des Innern und dem DOSB vergeben. Mit dem Preis werden Personen, Vereine und Initiativen ausgezeichnet, die sich im Bereich des Fair Play besonders stark engagieren. Dabei sollen die Preisträger als Vorbilder für die Gesellschaft gelten und den toleranten Umgang untereinander symbolisieren.
Vorschläge können jederzeit auf der Homepage des Fair Play Preises des Deutschen Sports unter www.fairplaypreis.de eingereicht werden. Bereits jetzt werden die Vorschläge für 2013 entgegen genommen. Die Personen, die die tatsächliche Preisträgerin/den Preisträger meldet, erhält eine Einladung zur Preisverleihung.
Weitere Informationen finden Sie unter www.fairplaypreis.de.


Die Jury:
• Prof. Dr. Manfred Lämmer (Deutsche Sporthochschule Köln) – Vorsitzender
• Frank Thomas Hartleb (Deutscher Behindertensportverband) – Stellvertretender Vorsitzender
• Dr. Michael Ilgner (Vorstandsvorsitzender Deutsche Sporthilfe)
• Harald Denecken (Präsident Deutsche Olympische Gesellschaft)
• Dagmar Freitag (Mitglied des Bundestages, Vorsitzende des Bundestag-Sportausschusses)
• Erich Laaser (Präsident Verband Deutscher Sportjournalisten)
• Christian Breuer (Vorsitzender der DOSB-Athletenkommission)
• Prof. Dr. Dr. h.c. Gudrun Doll-Tepper (Vorsitzende der Deutschen Olympischen Akademie und Vizepräsidentin des DOSB)
• Friedrich-Wilhelm Moog (Bundesministerium des Innern).

Die Preisträger der vergangenen Jahre:
1998
• Dagmar Hase (Schwimmen)
• Silke Schwarz (Rollstuhlfechten)
• Hartwig Gauder (Gehen)
• Rainer Schmidt (Tischtennis im Behindertensport)
2000
• Reinhild Möller (Verein “Behinderte helfen Nichtbehinderten”)
• Heidi Kirste (Basketballerin im Behindertensport)
• Sebastian Abramowski (Schwimmer)
• Andreas Müller (Leichtathlet im Behindertensport)
2002
• Nationalmannschaft des Deutschen Behinderten-Sportverbandes
• Bundesligamannschaft der Männer des TSV Bayer Dormagen
2003
• Nils Becker (Nachwuchssport)
• Heinrich Köberle (Rollstuhl-Marathon)
• Michael Gernandt (Berichterstattung)
2004
• Esther Weber-Kranz (Rollstuhlfechten)
• Holger Obermann (Sport-Entwicklungshilfe)
2005
• Bianca Vogel (Dressurreiten im Behindertensport)
• FSV Mainz 05 (Fanbereich)
2006
• Steffi Nerius (Engagement für den Behindertensport)
• Georg Hackl (Sportliches Lebenswerk)
2007
• Timo Boll (Tischtennis)
• Georges Papaspyratos (Integration)
• Rainer Schmidt (Lebenswerk)
2008
• Hannes und Jan-Peter Peckolt (Segeln)
• Marianne Buggenhagen (Leichtathletik)
• Kathrin Boron (Rudern)
2009
• Wiebke Kethorn (Handball-Nationalspielerin)
• Michael Teuber (Paralympics-Sieger im Radsport)
2010
• Josef Giesen (Biathlon)
• Andre Wrede (Fußball-Trainer)
2011
• Gerald Asamoah (Nicht-Behindertensport, Fußball)
• Katrin Green (Behindertensport, Leichtathletik)
• Heike Schmidt (Sonderkategorie)
• Deutscher Frisbeesport-Verband (Sonderkategorie)
2012
• Charlotte Arand, Barbara Karches (Nicht-Behindertensport, Rudern)
• Jochen Wollmert (Behindertensport, Tischtennis)
• Verein fairplayer (Sonderkategorie)