Aktuelles aus dem Behindertensport

Hörmann neuer DOSB-Präsident

Alfons Hörmann; Foto: dpa Picture Alliance

Mit 94,6 Prozent der abgegebenen 459 Stimmen wurde der Allgäuer Hörmann zum Nachfolger des DOSB-Gründungspräsidenten Thomas Bach gewählt. Bach war von den Delegierten auf Vorschlag des Präsidiums einstimmig zum Ehrenpräsidenten gewählt worden.

Hörmann, Präsident des Deutschen Skiverbandes, übernimmt – für zunächst ein Jahr, den Rest der Legislaturperiode des amtierenden Präsidiums – einen weiterhin solide finanzierten Dachverband des deutschen Sports. Künftig verfügt der DOSB auch über einen Ethik-Code, den die Delegierten einstimmig verabschiedeten. Die darin definierten Werte und Grundsätze bestimmen das Verhalten und den Umgang innerhalb des Sports und mit Außenstehenden. Zugleich kündigte der DOSB eine neue Markenstrategie mit neuem Signet an, die nach den Olympischen Winterspielen von Sotschi im kommenden Jahr gestartet werden soll.

Grundlage der Förderung des Leistungssports in Deutschland sind künftig ein neues Stützpunktkonzept, ein „Nachwuchsleistungssportkonzept 2020“, eine neue Fördersystematik für den Nichtolympischen Spitzensport und ein Berechnungsmodell für die Olympiastützpunkte.

Zudem beschloss die Versammlung mit überwältigender Mehrheit bei 13 Gegenstimmen aus Reihen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes und zwei Enthaltungen den gemeinsamen Anti-Doping-Antrag von DOSB-Präsidium und dem Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB).

Der Antrag erklärt die Bereitschaft des Sports, seinen Beitrag zur Finanzierung der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) von zwei Millionen Euro für das kommende Jahr „deutlich zu erhöhen“. Er begrüßt die im November beschlossene Verschärfung des WADA-Codes ab 2015. Er spricht sich für weitergehende strafrechtliche Regelungen einschließlich der Kronzeugenregelung und der Bündelung der einschlägigen Bestimmungen im Arzneimittelgesetz zu einem Anti-Doping-Gesetz aus. Und schließlich setzt er sich für den Straftatbestand „Dopingbetrug“ ein, ist aber gegen eine Besitzstrafbarkeit. „Das ist ein deutliches Signal“, sagte Michael Vesper, Generaldirektor des DOSB: „Es zeigt, der Sport schöpft alle Möglichkeiten aus, die rechtlich tragbar sind und die Sportgerichtsbarkeit des Sports nicht aushebeln.“

Der amtierende DOSB-Präsident Hans-Peter Krämer hatte Alfons Hörmann im Namen des Präsidiums „aufgrund der breiten Unterstützung, die aus den Mitgliedsverbänden signalisiert wurde“ vorgeschlagen. Der 53 Jahre alte Kandidat stellte sich den 464 Delegierten als Teamworker vor, der Breitensport und Spitzensport und die Strukturen des deutschen und internationalen Sports kenne.

Hörmann, mit 434 Ja-Stimmen und 25 Gegenstimmen gewählt, nahm das Votum mit einem „Vergelt’s Gott“ an und erklärte, er fühle sich gestärkt, mit einem starken Präsidium „den Marathon“ anzugehen. Mit diesem Bild zeige er, dass er gewillt sei, sein Amt auch über das Ende dieser Legislaturperiode in einem Jahr für weitere vier Jahre anzugehen, sagte er später in der Pressekonferenz.  

„Mir ist bewusst, wie umfangreich die Aufgaben sind“, sagte Hörmann in der Versammlung. „Ich weiß, wie groß die Fußstapfen von Thomas Bach sind.“ Er werde sie nicht ausfüllen können, ergänzte er. Aber er werde sich bemühen, gemeinsam mit den Mitgliedern, die Aufgabe zu erfüllen. „Ich freue mich darauf, packen wir’s an, marschieren wir los.“

Mit seinen Präsidiumskolleginnen und -kollegen wird Hörmann am 17. und 18. Dezember in einer ersten Klausurtagung die bevorstehenden Themen besprechen.
Insbesondere in der Leistungssportförderung erwartet den Sport eine intensive Diskussion mit der Politik. Das deutete Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich abermals an. Er forderte den Sport zum Maßhalten auf. „Es kann nicht sein, dass aus höher, schneller, weiter ein höher, schneller, weiter teurer wird“, sagte er. „Wenn der Topf leer ist, ist er leer. In keinem Bereich des Bundeshaushalts wachsen die Bäume in den Himmel. Zig-Millionen-Wunschzettel werden nicht weiterhelfen. Wir müssen uns konzentrieren.“ Darüber müsse gemeinsam mit dem Sport gesprochen werden.
Hans-Peter Krämer, als Präsident nach dem Rücktritt von Bach „noch nicht einmal 100, aber bewegende und bewegte Tage im Amt“, plädierte in seinem Bericht allerdings dafür, das Bild des Sports künftig selbstbewusster zu zeichnen. Er verwies insbesondere auf die jüngste Studie, die erstmals den ökonomischen Wert des Sports beziffert und den Sport dabei als „lohnendes Investment“ dargestellt hatte.

Darin werden 22,5 Milliarden Euro, die durch sportliche Aktivität insgesamt an Steuern gezahlt werden, der Summe von  9,5 Milliarden Euro entgegengesetzt, die der Sport insgesamt an Förderung. „Wir haben also einen positiven Steuersaldo, das hat in Deutschland auch nicht jeder“, sagte Krämer und zählte zusätzlich die 6,7 Milliarden Euro auf, die das ehrenamtliche Engagement des Sports in Deutschland wert sei. „Das ist das Geschenk des Sports an die Gesellschaft“, sagte er.

Deshalb sei es richtig gewesen, „auch auf Wunsch des Bundesinnenministeriums“, nach den Olympischen Spielen von London 2012 eine Analyse einzuleiten, was der Sport an nötigen Mitteln brauche, um seine ehrgeizigen Ziele zu erreichen, beispielsweise mit einem Podestplatz in der inoffiziellen Medaillenwertung auch in Sotschi. „Herausgekommen ist die Zahl von 38 Millionen Euro, die noch in keiner Form bereinigt oder als Forderung gestellt worden ist“, sagte Krämer. Darüber sei nun mit der Politik zu sprechen.

In einer selbstkritischen Analyse der abgelehnten Olympiabewerbung München 2022 setzte sich Krämer zwar dafür ein, dass Olympische Spiele in Deutschland ein Thema bleiben müssten. „Unser Land muss sich irgendwann wieder bewerben“, sagte er. Aber das sei sorgfältig zu überlegen und müsse zugleich Teil einer neuen Kommunikationsstrategie werden, die ihren Namen auch verdiene. „Wenn es uns nicht gelingt, die veröffentlichte Meinung von den Grundwerten des Sports überzeugen, wird es nicht gehen“, sagte Krämer.

Dem neuen Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach, dankte Krämer mit einer sehr persönlichen Laudatio für die siebenjährige Arbeit als Gründungspräsident. Er kenne Bach seit 20 Jahren, sagte er. Er habe nie verstanden, warum Bach von manchen doch so kritisch gesehen worden sei. „Aus der langjährigen Zusammenarbeit kenne ich ihn als einen offenen und Argumenten zugänglichen Menschen“, sagte Krämer. „Thomas Bach ist nicht der sture Dogmatiker. Er kümmert sich zukunftsweisend um die Fragen des Sports.“ Es sei „geradezu ein Witz zu behaupten, dass sich Bach schützend vor Doper stellt“, ergänzte Krämer. Bach sei ein überzeugter und überzeugender Verfechter der Theorie, dass der Sport mit seiner Gerichtsbarkeit die besseren Sanktionen aussprechen könne.

Bach dankte sichtlich bewegt und mit Tränen in den Augen. „Der DOSB war, ist und bleibt ein Teil meines sportlichen Lebens“, sagte er. Er bat das Präsidium, „den neuen Präsidenten genauso zu unterstützen wie mich, um den DOSB die nötige Dynamik und die nötige Einheit zu verleihen“.

Zu Beginn der Veranstaltung hatte der DOSB den Preis PRO EHRENAMT 2013 an Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und an den ABB-Vorstandsvorsitzenden Peter Terwiesch verliehen. Anders als in den Jahren zuvor ging der Preis damit in diesem Jahr an zwei Personen. Walter Schneeloch, der DOSB-Vizepräsident Breitensport/Sportentwicklung, zeichnete Peter Terwiesch für das bürgerschaftliche Engagement insbesondere in Partnerschaft mit Special Olympics Deutschland aus. Hannelore Kraft konnte ihren Preis nicht persönlich entgegennehmen. Er werde zu einem späteren Zeitpunkt im Rahmen eines würdigen Anlasses überreicht, sagte Schneeloch.

Quelle: DOSB