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Gauck: Paralympics waren Supralympics

Bundespräsident Joachim Gauck hat am Mittwoch die deutschen Medaillengewinnerinnen und -gewinner der Olympischen und der Paralympischen Sommerspiele 2012 in London für ihre herausragenden sportlichen Erfolge mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet. Die Ehrung der Olympioniken und Paralympioniken fand bei einer gemeinsamen Feierstunde im Berliner Schloss Bellevue statt.

Mit der Auszeichnung der Sportlerinnen und Sportler mit und ohne Behinderung unterstrich der Bundespräsident die Bedeutung aller politischen und gesellschaftlichen Anstrengungen, die dazu beitragen, eine inklusive Gesellschaft zu gestalten. Gauck hatte die Paralympics in London als Zuschauer verfolgt.

Der Bundespräsident ehrte die Athleten nicht nur als Sportler, sondern auch als Vorbilder, die keine Herausforderungen scheuen, sondern sie annehmen. Besonders würdigte Gauck in seiner Ansprache die paralympischen Sportler. "Para' steht als Vorsilbe für 'neben', für eine Art Paralleluniversum", sagte er und fügte an: "Das deckt sich so gar nicht mit meiner Erinnerung an London. Ich saß direkt an der Rennbahn, als Tobias Graf seinen Rekord erkämpft hat. Da war nichts 'para', wenn schon, dann 'supra' und ganz sicher sehr real: das Tempo der Fahrer und auch der Jubel des Publikums."

Schützin Manuela Schmermund, die dem Deutschen Behindertensportverband (DBS) die erste Medaille bei den Paralympics beschert hatte, hob in ihrem Dankeswort die Bedeutung der Auszeichnung und der Gleichstellung hervor: "Eigentlich gibt es nicht den paralympischen und den normalen Sport, sondern nur einen Sport." Auch der Leichtathlet Heinrich Popow sagte nach der Auszeichnung voller Stolz: „Es ist für mich eine große Ehre und es macht mich stolz, diese Auszeichnung vom Bundespräsidenten entgegenzunehmen. Die Atmosphäre hier in Bellevue ist schon etwas ganz besonderes.“

Das Silberne Lorbeerblatt ist die höchste staatliche Auszeichnung für Spitzenleistungen im deutschen Sport. Sie wurde 1950 vom damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss gestiftet. Bundespräsident Richard von Weizsäcker zeichnete 1993 erstmals Olympioniken und Paralympioniken in einer gemeinsamen Feierstunde aus. Erstmals sind im Programmheft des Bundespräsidialamts für diese Verleihungsfeier die olympischen und paralympischen Medaillengewinner/innen nicht getrennt, sondern gemeinsam jeweils in der Rubrik ihrer Sportarten aufgeführt, was der Präsident des Deutschen Behindertensportverbands (DBS), Friedhelm Julius Beucher, als „erfreuliches Zeichen für die erkennbaren Fortschritte bei der Gleichbehandlung“ wertete.