Aktuelles aus dem Behindertensport

60 Jahre Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Bayern

Wie sehr sich der Behindertensport in den letzten Jahren verändert hat, zeigte sich auf eindrucksvolle Weise beim 60-jährigen Jubiläum des Behinderten- und Rehabilitations-Sportverbands Bayern in Ingolstadt am 9. Juni. Da wirbelte ein Krückentänzer in bester Breakdance-Manier über die Bühne, Rollstühle wurden zu fetziger Rockmusik geschwungen, junge Judokas warfen sich bei einer anspruchsvollen Kata gegenseitig auf die Matte, und eine bunt gemischte Turngruppe zeigte Farbenspiele – alles unter dem Motto „Fit für Inklusion“. 

Das hatten sich auch die Moderatoren des Festakts, Skilegende Christian Neureuther und Paralympics-Medaillengewinner Martin Braxenthaler, auf die Fahne, oder besser gesagt, das T-Shirt geschrieben! Dass die beiden das Motto wirklich verinnerlicht hatten, bewiesen sie schon beim Auftakt, nämlich als Neureuther – musikalisch begleitet von den Blinden Musikern München – auf dem Schoss von „Braxi“ auf die Bühne gerollt kam.

Einen kurzen Rückblick in die Anfänge des Behindertensportverbands, der 1952 noch „Arbeitsgemeinschaft bayerischer Versehrtensport“ hieß, gab der Präsident des BVS Bayern, Hartmut Courvoisier, bevor er die rasante Entwicklung des Behindertensports in den letzten 60 Jahren Revue passieren ließ. In der Zukunft wird es zu den wichtigsten Aufgaben des Verbands gehören, wohnortnahe Sportangebote zu schaffen. Denn noch immer findet ein großer Teil der Menschen mit Behinderung kein passendes Sportangebot im Verein, und vielerorts gibt es weder barrierefreie Sportstätten, noch ausgebildete Übungsleiter.

Wie wichtig gute Trainingsbedingungen sind, betonte auch Denise Schindler, Behindertensportlerin des Jahres 2011 des BVS Bayern. Die amtierende Weltmeisterin im Straßenrennen nahm neben einem Blumenstrauß einen Scheck über 10.000,- EUR in Empfang. Das Preisgeld für diese Auszeichnung hatte die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) gestiftet, ebenso wie die Preisgelder für die im letzten Jahr zum ersten Mal ausgeschriebenen Medienpreise. In der Kategorie TV/Hörfunk hatte die Jury den Fernsehjournalisten Robert Freis für seinen Film über den an der Glasknochenkrankheit leidenden Rollstuhlrugby-Spieler Max Haberkorn zum Gewinner gekürt. Stellvertretend für den Preisträger nahm BR-Sportchef Werner Rabe einen Scheck über 2.000,- EUR in Empfang. „Ganz besonders normal“ hieß der Artikel von Sebastian Winter über die Sportfreunde Harteck in München, die ein in Deutschland einmaliges Projekt mit geistig behinderten Judokas gestartet haben. Damit gewann der freie Journalist den 1. Preis in der Kategorie Print. Den Sonderpreis gewann der TZ-Sportredakteur Jan Janssen, der einen Selbstversuch im Blindenbaseball gestartet hatte.

Neben zahlreichen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Medien hatten sich auch eine Reihe von Paralympics-Medaillengewinnern aus den letzten Jahrzehnten eingefunden, unter anderem die Schwimmerin und 13-fache Goldmedaillengewinnerin Claudia Hengst, seit 2010 auch in der Paralympic Hall of Fame. Den paralympischen Nachwuchs repräsentierte die in München trainierende Rollstuhlbasketball-Spielerin Johanna Welin. Sie gehört dem deutschen Nationalteam an und wird voraussichtlich für die Sommer-Paralympics in London nominiert werden.

Ein ganz besonderes Geschenk hatte Dirk Pommering von der BMW Group dabei: Einen nagelneues Fahrzeug, das die Münchner Autobauer dem BVS Bayern zum 60. Geburtstag stifteten – aus Freude am Behindertensport.

Text und Foto: BVS Bayern