Aktuelles vom Goalball im Deutschen Behindertensportverband
Überraschendes Aus: Deutsche Goalballer verpassen vorzeitiges Paralympics-Ticket
Hohe Ziele hatten sich die deutschen Goalballer gesetzt. Bei den World Games wollte sich das Team von Stefan Weil das Paralympics-Ticket sichern. Die Mannschaft schied jedoch in der Vorrunde aufgrund des Torverhältnisses vorzeitig aus. Weniger ambitioniert gingen die Goalballerinnen in das Turnier. Sie schafften es aber ins Viertelfinale und werden die World Games aber auf einer besseren Platzierung beenden.
Vor den IBSA World Games hatten sich die deutschen Goalballer einiges ausgemalt. Das Finale war das anvisierte Ziel. Damit wäre die Qualifikation für die Paralympics im kommenden Jahr in Paris sicher gewesen. Doch es kam anders: Mit neun Zählern aus sechs Vorrundenspielen holten die deutschen Goalballer genauso viele wie die Finnen, die Skandinavier weisen aber ein um acht Tore besseres Torverhältnis auf. Während die Finnen jubeln und den Sprung unter die letzten Acht geschafft haben, muss das Team um Stefan Weil vorzeitig die Koffer packen. Die erste Chance auf ein Paralympics-Ticket ist zudem dahin. „Wir sind enttäuscht, das ist ganz klar. Wir haben unser Ziel aus diversen Gründen nicht erreicht“, meint Bundestrainer Stefan Weil. Er spricht von „vielen kleineren Faktoren“, auf die er nicht näher eingehen möchte. „Das Turnier zeigt, dass viele Goalball-Nationen auf Augenhöhe sind. Das verwundert mich nicht und hängt vielleicht auch mit den Paralympics zusammen. Danach gibt es in den austragenden Ländern immer wieder einen kleinen Boom.“ Durch das vorzeitige Gruppenaus wird das Weil-Team keine Platzierungsspiele austragen.
Die zweite Chance auf ein Paralympics-Ticket gibt es im Dezember bei der Europameisterschaft. Dort muss das Team von Stefan Weil allerdings den EM-Titel gewinnen, um in Paris dabei zu sein. Freilich eine herausfordernde Aufgabe. „Dort wollen wir zeigen, dass die World Games ein Ausrutscher waren“, sagt Weil. Bis dahin gilt es, den Weg zurück in die Erfolgsspur zu finden und sich das nötige Quäntchen Glück, das bei den vergangenen Turnieren gefehlt hatte, wieder zu erkämpfen.
Für einige Spieler sei es laut des Bundestrainers ein Déjà-vu. Bei den Paralympics in Tokio hatten die deutschen Goalballer vor dem letzten Spiel die Chance auf den Gruppensieg, verloren gegen China und schieden ebenfalls aufgrund der schlechteren Torbilanz aus.
Deutsche Goalballerinnen zählen zu den Top-Acht bei den World Games
Große Chancen auf einen Triumph hatten sich die deutschen Goalballerinnen bei den World Games nicht ausgerechnet. Mit Lisa Triebel (Karriereende) und Annkathrin Denker (berufliche Gründe) fehlten Coach Jessica Bahr zwei wichtige Stützen. Dennoch gelang der jungen DBS-Auswahl trotz drei Niederlagen zum Auftakt der Sprung ins Viertelfinale Dort mussten sich die Goalballerinnen jedoch China nach einer Abbruchniederlage (0:10) klar geschlagen geben. Für Bahr ist das Aus kein Grund zum Trübsal blasen: „Fünf meiner sechs Spielerinnen haben vorher noch nie auf der weltweiten Goalball-Bühne gespielt. Außerdem sind wir im Viertelfinale neben Griechenland die einzige Nation, die kein Paralympics-Teilnehmer ist“, sagt sie. „Das große Ziel – das Erreichen des Viertelfinals – haben wir geschafft. Alles was jetzt noch kommt, ist Zugabe, zumal wir Erfahrung sammeln gegen die ganz Großen in unserem Sport.“
Die Nationaltrainerin hebt vor allem die gute Stimmung nach den klaren Niederlagen zu Turnierbeginn hervor (0:10 gegen die USA, 3:10 gegen Kanada, 1:11 gegen Brasilien). „Nach solchen Spielen zurückzukommen, wie wir es taten, ist einfach mega. Ich bin sehr stolz auf mein Team.“ Besonders das letzte Spiel gegen Finnland bleibe ihr in Erinnerung. „Wir lagen zweimal zurück, haben auf unsere Stärken vertraut und unser Ding gemacht.“ Mit einem 9:6-Erfolg gegen die Skandinavierinnen sicherte sich die DBS-Auswahl das Viertelfinal-Ticket.
In den Platzierungsspielen geht es am Samstag gegen die USA. Im Optimalfall würde das Team Rang fünf belegen. Ein vorzeitiges Ticket für die Paralympics ist damit ausgeschlossen. Um noch auf den Paralympics-Zug aufzuspringen, müssen die Deutschen im Dezember Europameister werden oder je nach Konstellation mindestens ins Finale kommen. „Für uns wurde wohl der Begriff Todesgruppe erfunden“, meint die Trainerin. Es warten Duelle mit der Türkei, die den Sport seit Jahren dominieren, Israel (Weltranglistenvierter), Großbritannien und Griechenland.
Text: Jonas Bargmann / DBS