Aktuelles vom Goalball im Deutschen Behindertensportverband
Goalballer jubeln über EM-Bronze
Deutschlands Goalballer haben die erste Medaille seit dem Titelgewinn bei der Heim-EM 2019 in Rostock gewonnen. Im kleinen Finale jubelte das Team von Bundestrainer Stefan Weil über einen deutlichen 5:0-Erfolg gegen Israel und holte damit Bronze bei den Europameisterschaften im finnischen Pajulahti. Mit Platz drei ist auch die Qualifikation für die WM 2026 gesichert. Die Damen blieben hinter den eigenen Erwartungen zurück und landeten nach einem versöhnlichen Abschluss auf Rang neun.
Souverän und ohne Gegentor haben die deutschen Goalball-Herren das kleine Finale gegen Israel gewonnen. Schon in der ersten Hälfte begab sich Deutschland mit einer konzentrierten Leistung auf die Siegerstraße und führte klar mit 4:0. Damit belohnte sich die Mannschaft für ein konstant gutes Turnier mit fünf Siegen sowie nur zwei knappen Niederlagen gegen die Finalisten Ukraine (2:4 in der Vorrunde) und Türkei (7:9 im Halbfinale). Damit unterstrich das Aufgebot von Bundestrainer Stefan Weil und Co-Trainer Reno Tiede die gute Entwicklung nach zuvor schwierigen Jahren des Umbruchs
„Die Jungs waren in der Kabine außer Rand und Band. Das haben sie sich verdient, denn es war ein sehr souveränes kleines Finale – zu Null auf diesem hohen Niveau ist einfach richtig gut. Unsere Defense stand wieder, es war eine tolle Teamleistung übers gesamte Turnier, voller Leidenschaft – und jetzt ist gute Laune angesagt“, betont der Bundestrainer und fügt an: „Die anderen mögen die Stars haben, wir haben die Mannschaft. Und wir haben uns diese Medaille einfach verdient.“
Die deutschen Goalball-Herren erlebten in den vergangenen Jahren beide Extreme des Sports. Auf die Paralympics-Teilnahme 2016 in Rio, EM-Silber 2017, die Vize-Weltmeisterschaft 2018 und den EM-Titel beim Heimturnier 2019 in Rostock folgten das Vorrunden-Aus bei den Paralympics in Tokio 2021 sowie bei den World Games 2023, Viertelfinal-Niederlagen bei den Welt- und Europameisterschaften sowie die verpasste Qualifikation für die Spiele in Paris. Nach dem größten Boom, den Goalball-Deutschland vermutlich je erlebt hatte, kam der Abschwung mit schmerzhaften Dämpfern. Stefan Weil war schon vor dem Turnier zuversichtlich, dass sein Team wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden hat. „Wir haben in der Vorbereitung gute Turniere gespielt, das Team ist zusammengewachsen und es hat sich eine neue Hierarchie gebildet. Darauf lässt sich aufbauen – und das wollen wir bei der EM zeigen“, so der Bundestrainer vor der Reise nach Finnland. Das Fazit: Gesagt, getan. Das Team hat geliefert. Und möchte bei den Weltmeisterschaften 2026 daran anknüpfen und den eingeschlagenen Weg fortsetzen.
Damen: Bittere Auftaktniederlage und Vorrunden-Aus, doch auch positive Ansätze
Die deutschen Damen erlebten hingegen nach einem zuvor enttäuschenden Turnierverlauf und dem Vorrunden-Aus zumindest einen versöhnlichen Abschluss: Gegen Spanien gewann das Team von Jessica Bahr deutlich mit 8:0 und beendete die EM damit auf Rang neun. Zufrieden war die Mannschaft dennoch nicht. Schon der Auftakt ging mit einer 2:3-Pleite gegen Polen ziemlich daneben – dabei hatte man die Polinnen im Finale der B-EM vor gut einem Jahr noch mit einem 12:2-Abbruchsieg klar bezwungen. Da auch die weiteren beiden Knackpunkt-Spiele gegen Großbritannien und das „Endspiel“ ums Viertelfinale gegen die finnischen Gastgeberinnen verloren gingen, scheiterte Deutschland schon in der Vorrunde. So blieb nur noch das Spiel um Platz neun und ein klarer Sieg gegen Spanien zum Abschluss.
„Die unerwartete Niederlage gegen Polen zum Auftakt hat uns das Genick gebrochen, da lief einfach gar nichts zusammen. Ansonsten haben wir gute Leistungen gezeigt und gute Spiele gemacht, auch wenn oft das nötige Quäntchen Glück fehlte. Zufrieden sind wir mit dem neunten Platz nicht und der Frust sitzt tief“, resümiert Cheftrainerin Jessica Bahr, die jedoch auch die positiven Ansätze sieht: „Wir haben mehr Tore geworfen als bei der letzten EM, obwohl wir weniger Spiele hatten, und beenden eine EM im A-Pool erstmals mit einer positiven Tordifferenz. Grundsätzlich stimmt daher die Richtung, doch wir müssen weiter sowohl an der Defense als auch an der Offense arbeiten und zudem einen Schwerpunkt auf die mentalen Fähigkeiten legen, damit es uns gelingt, unser Potenzial in den entscheidenden Spielen auch aufs Feld zu bringen.“
Text: Kevin Müller / DBS
Ergebnisse der Herren:
Deutschland vs. Portugal 7:4
Israel vs. Deutschland 1:5
Ukraine vs. Deutschland 4:2
Deutschland vs. Montenegro 8:4
Viertelfinale: Deutschland vs. Polen 10:7
Halbfinale: Deutschland vs. Türkei 7:9
Spiel um Platz drei: Deutschland vs. Israel 5:0
Ergebnisse der Damen:
Deutschland vs. Polen 2:3
Deutschland vs. Ungarn 7:1
Großbritannien vs. Deutschland 4:3
Türkei vs. Deutschland 9:4
Finnland vs. Deutschland 4:1
Spiel um Platz neun: Deutschland vs. Spanien 8:0
Der EM-Kader der Herren:
Daniel Arendar (24 / Gengenbach / BSS Ilvesheim), Fabian Diehm (27 / Ansbach / RGC Hansa), Oliver Hörauf (28 / Bautzen / Chemnitzer BC), Rouven Schetelich (30 / Dresden / Chemnitzer BC), Philipp Tauscher (25 / Leipzig / SGV Dresden), Thomas Steiger (29 / Ellwangen / RGC Hansa)
Der EM-Kader der Damen:
Annkathrin Denker (33 / Lübeck / SSG Blista Marburg), Charlotte Kaercher (34 / Heidelberg / RGC Hansa Rostock), Pia Knaute (29 / Magdeburg / RGC Hansa Rostock), Jennifer Koch (22 / BVSV Nürnberg), Rauan Mardnli (24 / Frankfurt / BSSA Ilvesheim), Celeste Troost (27 / Den Helder (Niederlande) / RGC Hansa Rostock)
