Aktuelles vom Goalball im Deutschen Behindertensportverband
Goalball: Erste internationale Medaille seit zehn Jahren
Deutschlands Herren waren nur von Paralympics-Sieger Litauen zu stoppen, gewinnen sensationell Silber und haben drei Joker für die Paralympics – Damen schaffen den erhofften Klassenerhalt
Die anfängliche Enttäuschung nach der Schlusssirene war spätestens bei der Siegerehrung großer Freunde gewichen. Nur von Paralympics-Sieger Litauen waren Deutschlands Goalballer nach tollen Auftritten bei der Europameisterschaft im finnischen Lahti zu stoppen. Silber bedeutet gleichzeitig die erste internationale Medaille eines deutschen Teams seit zehn Jahren, für die Herren ist es gar der größte Erfolg seit dem WM-Titel 1990 – da war der Großteil der heutigen Mannschaft noch nicht einmal geboren. Die Damen belegten am Ende den wichtigen sechsten Platz und schafften so nach dem Aufstieg im Vorjahr den Klassenerhalt.
Michael Feistle reckte nach der 3:6 (1:4)-Niederlage im Finale gegen Paralympics-Sieger Litauen stolz den großen Pokal für den zweiten Platz in die Höhe. Der zweitbeste Torschütze des Turniers hatte wie seine Teamkollegen die Silbermedaille um den Hals – ein Erfolg, den zuvor niemand erwartet hatte. „Das war eine unglaubliche Woche für uns. Sonst haben wir immer zugeschaut bei den Finalspielen und der Siegerehrung, jetzt waren wir mittendrin und haben einen Pokal und eine Medaille“, sagt Cheftrainer Johannes Günther voller Stolz auf sein Team, das übrigens das jüngste des Turniers ist.
Nach dem großen Jubel über den Finaleinzug am Vortag durch den verdienten 6:3-Erfolg gegen Schweden war Litauen der erwartet schwere Gegner. Zwar hielten die Deutschen gut mit und zeigten wieder eine starke Leistung, allerdings machte Litauens Außenspieler den Unterschied, der alle sechs Tore erzielte. „Litauen hat verdient gewonnen. Wir haben trotzdem ein tolles Turnier gespielt“, betont Günther. Vor allem in der Defensive war die Mannschaft nach zwei Veränderungen im Vorfeld des Turniers nur schwer zu bezwingen. „Wir haben einen Positionstausch vorgenommen und standen insgesamt ein Stück tiefer. Die beiden Schachzüge sind aufgegangen, nach der Vorrunde hatten wir die wenigsten Gegentreffer“, freut sich Günther. Zudem habe Michael Feistle eine unfassbare EM gespielt, nicht nur wegen seiner vielen Tore.
Beinahe noch wichtiger als die erste Medaille seit zehn Jahren und der größte Erfolg der Herren seit 1990 ist die Tatsache, dass das junge Team den Klassenerhalt geschafft hat und sich somit für die Weltmeisterschaften 2018, die World Games und die Europameisterschaften 2019 qualifiziert hat. Bei allen drei Turnieren geht es auch um die Teilnahme an den Paralympischen Spielen 2020. Cheftrainer Johannes Günther: „Wir haben uns jetzt drei Joker für Tokio erspielt, haben alle unsere Ziele erreicht und sind auch nach EM-Silber weiter hungrig.“
Zufriedenheit herrschte auch bei den deutschen Damen. Nach der knappen 2:5-Niederlage im Viertelfinale gegen die späteren Europameisterinnen aus Russland entschied Deutschland das wichtige Spiel um Platz sieben für sich. Mit einem deutlichen 6:0-Erfolg über Gastgeber Finnland gelang der angestrebte Klassenerhalt, nachdem das Team erst im vergangenen Jahr den Wiederaufstieg in die A-Gruppe gefeiert hatte.