Aktuelles vom Deutschen Behindertensportverband
Teilhabe ist nicht die Kür, sondern ein Menschenrecht
Seit nunmehr 15 Jahren gehört die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) zum geltenden Recht in Deutschland und soll Menschen mit Behinderung vor Ausgrenzung und Diskriminierung schützen. Gleichzeitig soll damit dafür gesorgt werden, dass ihr Recht auf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in jeglicher Form verwirklicht wird. Auch der Deutsche Behindertensportverband (DBS) setzt sich mit seinen 17 Landes- und zwei Fachverbänden, fast 6300 Vereinen sowie unzähligen Ehrenamtler*innen Tag für Tag dafür ein, Menschen mit Behinderungen ihr Recht auf gleichberechtigte Teilhabe allen voran im Sport zu ermöglichen. Trotz aller Fortschritte der vergangenen Jahre ist es noch ein weiter Weg, bis die flächendeckende Teilhabe am Sport von Menschen mit Behinderung in Deutschland verwirklicht ist.
„Für Inklusion braucht es einen langen Atem, und der scheint manchem in Deutschland auf halbem Wege auszugehen. Noch immer werden Inklusion und Teilhabe in der Praxis erschwert oder gar verhindert. Die Anzahl an Sportangeboten steigt zwar, aber von wohnortnah und flächendeckend sind wir noch weit entfernt“, sagt DBS-Generalsekretär Stefan Kiefer.
Ein beachtlicher Teil unserer Gesellschaft wird damit immer noch vom Vereinssport ausgeschlossen. Nicht einmal die Hälfte der Menschen mit Behinderungen treibt Sport. In Deutschland hat fast jeder zehnte Mensch eine Schwerbehinderung. Werden Behinderungen niedrigeren Grades und chronische Erkrankungen wie beispielsweise Asthma, Krebs oder Depressionen mitberücksichtigt, so lebt jeder sechste Mensch in Deutschland mit einer körperlichen, seelischen oder geistigen Behinderung. Doch an Angeboten mangelt es.
Aus diesem Grund verwies auch DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher beim 2. Bewegungsgipfel des Bundes in Berlin jüngst nochmals auf die Wichtigkeit der Umsetzung der UN-BRK: „Es braucht nach wie vor vereinfachte Antragsverfahren, eine transparente Zuständigkeit, einen politischen und gesellschaftlichen Willen, Menschen mit Behinderung nicht vom Sport auszuschließen. Denn Sport ist nicht einfach nur eine nette Freizeitbeschäftigung, sondern unerlässlich für die körperliche und psychische Gesundheit.“ Der DBS klärt bereits tagtäglich mit verschiedensten Aktionen und Projekten darüber auf, wie wichtig eine inklusive Vereinslandschaft im Sport ist – und welchen Mehrwert diese haben kann und vor allem wie einfach es sein kann, solche Angebote im eigenen Verein zu integrieren.
Hierfür gibt es unter anderem das „Handbuch Behindertensport“. Dieses zeigt, wie verschiedene Sportarten von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen ausgeübt werden können und welche Anpassungen bzw. praktischen Hilfsmittel dafür benötigt werden. Kern des Handbuchs ist die Vorstellung von 32 Sportarten. Des Weiteren gibt es ein umfassendes Kapitel mit Praxistipps im Hinblick auf verschiedene Behinderungsarten sowie Wissenswertes zu Qualifizierungsmöglichkeiten und zum Thema Barrierefreiheit.
Darüber hinaus gibt es die Online-Plattform parasport.de. Unter dem Motto #StartedeinenWeg finden Interessierte hier detaillierte Informationen zu allen paralympischen Sportarten sowie Termine, Ansprechpersonen und den Vereinsfinder, über den gezielt nach dem passenden Sportangebot in der Nähe gesucht werden kann.
Ein relativ junges Projekt ist „TeilhabeVEREINfacht“. Damit möchte sich der DBS für mehr Gleichberechtigung im Sport einsetzen und Sportvereine unterstützen, die bereit sind, neue Bewegungs- und Sportangebote für Menschen mit Behinderung, drohender Behinderung oder chronischer Erkrankung einzurichten. Das Projekt bietet neben finanzieller Unterstützung kostenlose Fortbildungsmöglichkeiten, Beratung bei der Planung und Umsetzung des Sportangebotes sowie Hilfe beim Netzwerkaufbau und in der Öffentlichkeitsarbeit.
Ebenso neu ins Leben gerufen wurde die SportWoche für Alle, die im vergangenen Jahr ihre erfolgreiche Premiere feierte. Vom 21. bis 28. September findet in diesem Jahr die zweite Auflage statt. Dabei laden die Vereine aus den 17 Landes- und zwei Fachverbänden des DBS eine Woche lang dazu ein, die Vielfalt des Sports auszuprobieren – von klassischen Behindertensportangeboten wie Rollstuhlbasketball, Sitzvolleyball oder Goalball, die auch von Menschen ohne Behinderung ausgeübt werden können, über inklusive Sportmöglichkeiten bis hin zu Disziplinen des Deutschen Sportabzeichens und Trendsportarten. Ein buntes und abwechslungsreiches Wochenprogramm soll es Menschen mit und ohne Behinderung jeglichen Alters aus dem gesamten Bundesgebiet ermöglichen, einfach und kostenlos im Sinne der „offenen Vereinstür“ in die jeweiligen Angebote hineinzuschnuppern.
Bereits eine echte Institution sind hingegen die TalentTage der Deutschen Behindertensportjugend (DBSJ), die in diesem Jahr ihren zehnten Geburtstag feiern. Pünktlich dazu gibt es eine Rekordzahl von insgesamt 37 TalentTagen im gesamten Bundesgebiet, bei denen sich der Para Nachwuchs in den verschiedensten Para Sportarten austesten kann.
Trotz dieser Vielzahl an bestehenden Angeboten wird es für den DBS auch weiterhin darauf ankommen, die UN-BRK durchzusetzen und die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Sport zu fördern. Das weiß auch Stefan Kiefer: „Wir werden unser Engagement für den Sport von Menschen mit Behinderungen unverändert und mit großer Überzeugung fortsetzen, damit eine gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen die Regel wird und nicht die Ausnahme bleibt.“ Dafür braucht es vor allem Mut und das Engagement weiterer Sportvereine, die sich dem Thema Inklusion annehmen.