Aktuelles vom Deutschen Behindertensportverband
Mr. Paralympics wird 70
Paralympics-Urgestein Dr. Karl Quade feiert am 6. Dezember seinen 70. Geburtstag. Mehr als sein halbes Leben hat er den deutschen Para Sport geprägt wie kaum ein Zweiter. Seit 1984 in New York hat er insgesamt 18 Paralympische Spiele live vor Ort miterlebt – drei als Athlet und inzwischen 15 als Chef de Mission des Team Deutschland Paralympics. In dieser Zeit durfte Quade bei Sommer- und Winterspielen über 770 deutsche Medaillen jubeln. – und steuerte als Mitglied der Nationalmannschaft Volleyball selbst zwei Medaillen bei.
Quade kam am 6. Dezember 1954 in Essen mit einer angeborenen Fußdysmelie zur Welt, die den Auswirkungen einer Vorfußamputation entspricht. Aufgehalten hat sie den l Vizepräsidenten Leistungssport im Deutschen Behindertensportverband (DBS) nie: Als aktiver Athlet gewann der mehrfache Deutsche Meister und frühere Volleyballcoach des TSV Bayer 04 Leverkusen eine goldene (1988 in Seoul) und eine silberne Medaille (1984 in New York) im Standvolleyball. Ein drittes Edelmetall blieb ihm verwehrt: Als er 1992 als Kugelstoßer nach Barcelona gereist war, wurde er vor Ort nicht „klassifiziert“. „Ein einschneidendes Erlebnis für mich, im letzten Moment zu erfahren, dass ich nicht teilnehmen kann. Solch eine Erfahrung wünsche ich wirklich niemandem.“ Ihm blieb nur, sich in den Dienst der anderen Athletinnen und Athleten zu stellen.
Es war ein Fingerzeig darauf, was ihn in den kommenden Jahren erwarten würde. Als Absolvent Studiums an der Deutschen Sporthochschule Köln, das er mit der Promotion abschloss, Erhielt er 1995 das Angebot des DBS, die deutsche Mannschaft als Chef de Mission zu den Paralympics nach Atlanta 1996 zu begleiten. Es ist die nach wie vor vorhandene Nähe zum Sport und zu den Aktiven, die Quade derart prädestiniert, Teamchef zu sein. In seiner Funktion als Spitzensportfunktionär hat der gebürtige Essener in all den Jahren seinen Anteil zur beachtlichen Entwicklung des Para Sports in Deutschland und international beigesteuert. So sorgte Quade zum Beispiel dafür, dass mittlerweile sämtliche Klassifizierungen mit weitem Vorlauf zu den Spielen erfolgen. Dies liegt freilich auch in seiner persönlichen Enttäuschung aus Barcelona begründet. Für sein Wirken rund um den Para Sport und die Paralympics erhielt er 2008 das Bundesverdienstkreuz.
Karl Quade ist fraglos der erfahrenste Zeitzeuge der deutschen Paralympics-Historie – und voller Erlebnisse und Geschichten. Selbst seine heutige Frau lernte er über die Paralympics kennen, bei den Spielen 1984 in New York: die sechsmalige Goldmedaillengewinnerin im Sprint und Weitsprung, Petra Quade, ehemals Buddelmeyer gewann mehrfach Medaillen, darunter drei Mal Gold1988 in Seoul.
Seine berufliche Karriere führt ihn von der Sporthochschule in Köln zum Bundesinstitut für Sportwissenschaft, wo er die Position des Stellv. Direktors bekleidete, bis hin zum Referatsleiter der Abteilung Sport im Bundesministerium des Innern und für Heimat.
„Der DBS darf sich glücklich schätzen, mit Karl Quade einen ausgewiesenen Fachmann in Sachen Sport in seinen Reihen zu wissen, der über ein breites Wissensspektrum aufgrund seiner Ausbildung, seinen Aktivitäten als Sportler und Trainer sowie seinem beruflichen Werdegang verfügt“, sagt der Sportdirektor des DBS, Frank-Thomas Hartleb.
Zu seinem 70. Geburtstag gratuliert der Deutsche Behindertensportverband seinem ehemaligen Athleten, Paralympics-Sieger sowie langjährigem Chef de Mission und Vizepräsidenten herzlich – alles Gute, lieber Karl, und vielen Dank für dein unermüdliches Engagement für den deutschen Behindertensport seit vier Jahrzehnten.