Aktuelles vom Deutschen Behindertensportverband
Judo-Zentrum der Gold-Kraemer-Stiftung für Menschen mit Lerneinschränkungen
Zentrum für Arbeit durch Bildung und Sport (ZABS) für junge Judoka und Fußballer in Frechen-Buschbell
Die Wege der Gold-Kraemer-Stiftung (GKS) und des Deutschen Behindertensportverbands (DBS) kreuzen sich schon seit vielen Jahren. Das liegt zum einen an den geteilten Räumlichkeiten in Frechen-Buschbell und zum anderen am großen Engagement für den Behindertensport in Deutschland. Die GKS unterstützt Athlet*innen im ID Fußball und im ID Judo dabei auf direktem Wege. Im Rahmen des Zentrums für Arbeit durch Bildung und Sport (ZABS) werden junge Fußballer und Judoka mit Lernbehinderung gefördert.
Mehr Inklusion in der Gesellschaft und eine bessere Teilhabe von Menschen mit Behinderung – dies sind wichtige Bestandteile des Leitbildes der Gold-Kraemer-Stiftung (GKS) in Frechen. Durch den Sport werden sie täglich gelebt. Nachdem die Gold-Kraemer-Stiftung im Jahr 2013 bereits ein Fußball-Zentrum für Menschen mit Lernbehinderung ins Leben gerufen hat, folgte 2019 ein Judo-Zentrum. Das Zentrum für Arbeit durch Bildung und Sport (ZABS) der GKS ermöglicht es den Judoka im Rahmen eines Außenarbeitsplatzes einer Behindertenwerkstatt, ihrem Talent und ihrer Leidenschaft für den Sport nachzugehen. Neben den Trainingseinheiten und den Wettkämpfen gehören dazu verschiedene Bildungsmaßnahmen, die zur Entwicklung der Persönlichkeit und Unabhängigkeit der Teilnehmer*innen beitragen. Koordiniert wird das ZABS-Angebot von Malte Strahlendorf, der zudem auch die Fußballmannschaft trainiert.
Durch den Sport zu mehr Teilhabe an der Gesellschaft
Das Training unter professionellen Bedingungen im Judo-Zentrum Frechen wird ergänzt durch Kooperationen mit verschiedenen Judo-Vereinen und Stützpunkten in der Umgebung, sodass die Teilnehmer*innen ganz im Sinne der Inklusion mit Menschen ohne Behinderung zusammen trainieren können. So durften die Judoka zum Beispiel bereits am Olympiastützpunkt Rheinland oder an der Deutschen Sporthochschule in Köln trainieren. Angeleitet werden die fünf Athlet*innen von ihrem erfahrenen Trainer Henning Schäfer, der zu Zeiten der Pandemie leider nur einmal täglich zum zweistündigen Training einladen kann. „Im ‚normalen‘ Alltag würden mindestens zwei Einheiten neben den Bildungsmaßnahmen wie beispielsweise Sozialkompetenzseminare oder Praktika auf dem Tagesplan stehen“, berichtet Schäfer von den sonst üblichen Bedingungen.
Das in Deutschland einmalige Projekt verhilft talentierten Sportler*innen somit über den Sport zu Bildung und Qualifikation für eine berufliche Zukunft auf dem Arbeitsmarkt. Zudem fördert es die Inklusion in der Gesellschaft. Zum Projekt gehören zwei feste Praktikumsblöcke pro Jahr, in denen die Teilnehmer*innen vom Training befreit sind und sich ganz auf ihre berufliche Zukunft nach der aktiven Zeit als Sportler*in konzentrieren können. Durch ein solches Praktikum hat Judoka Andrea Kuhne ihre Leidenschaft für die Arbeit in der Küche entdeckt und wird in Zukunft neben dem Sport bereits einen Tag dort arbeiten. „Ich habe hier viele Möglichkeiten, deshalb gefällt mir die Arbeit als Berufssportlerin beim ZABS“, sagt Kuhne. Auch den Arbeitgebern wird durch diese Begegnungsräume im Berufsleben gezeigt, wie wertvoll Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen für ihr Unternehmen sein können und wie sehr beide Seiten von einem solchen Arbeitsverhältnis profitieren können. Je nach Bedarf werden die jungen Menschen auch im Alltag unterstützt und von den Mitarbeiter*innen der GKS pädagogisch begleitet.
Mit viel Fleiß zum Erfolg - auf und neben der Matte
Andrea Kuhne und ihre Teamkolleg*innen kommen trotz aller Maßnahmen zur Eingliederungshilfe in die Gesellschaft, auch für die professionelle Ausübung ihrer Sportart zum ZABS in Frechen. Ein Trainingstag ist vielseitig gestaltet und kann praktische Einheiten auf der Matte, Krafttraining, Videoanalysen und taktische Schulungen beinhalten. Wie auch für Sportler*innen ohne Einschränkungen stellen Wettkämpfe für die Mannschaft von Henning Schäfer ein absolutes Highlight dar. Drei seiner Athletinnen waren sogar für die EM im ID Judo 2019 in Köln nominiert. Zudem hat das Team in Andrea Kuhne die amtierende Europameisterin in seinen Reihen. Bei baldiger Wiederaufnahme von Lehrgängen und Wettkämpfen erhoffen sich die Judoka von Henning Schäfer weitere internationale Erfolge.
Durch das duale Bildungsangebot in Frechen wird den Teilnehmer*innen ein Sprungbrett in eine neue berufliche Zukunft und die Chance auf ein selbständiges Leben geboten. Daher sind die Judoka stolz, Teil dieses einzigartigen Programms zu sein und ihren Traum von einer Sportkarriere in Frechen ausleben zu dürfen.