Aktuelles vom Deutschen Behindertensportverband
Das Sportartenkarussell: Die Vielfalt des Behindertensports entdecken und erleben

Wie können Kinder mit Behinderung ein abwechslungsreiches und vielseitiges Sportprogramm wahrnehmen? Eine Frage, die mit dem Sportartenkarussell, einer neuen Initiative des Deutschen Behindertensportverbands, beantwortet werden soll – ein einzigartiges, vereinsübergreifendes Projekt, das Kindern mit Behinderungen im Alter von 10 bis 14 Jahren die Möglichkeit gibt, verschiedene Sportarten auszuprobieren und ihre motorischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln.
Die Grundidee für das Sportartenkarussell entwickelte Projektleiter Rainer Kiefer aus dem bereits bestehenden Exzellenzcluster Para Ausdauer heraus. Hierbei wird die sogenannte Zwei-Sportarten-Periodisierung betrieben, das heißt, die Sportler*innen werden in mehreren Sportarten trainiert – unabhängig davon, ob sie aus dem Sommer- oder Wintersport kommen. Dadurch wird im besten Fall ein Talentetransfer ermöglicht, bei dem festgestellt wird, dass die Sportlerinnen ihre Stärken auch in anderen Sportarten einbringen können, um dort erfolgreich zu sein. „In anderen Ländern ist es bereits gang und gäbe, dass Para Sportler*innen in mehreren Disziplinen erfolgreich sind. Dort müssen wir auch hinkommen, um im Hinblick auf den Para Leistungssport weiterhin erfolgreich zu sein“, erklärt Kiefer.
Ein ähnliches Ziel verfolgt auch das Sportartenkarussell: Kinder sollen über das ganze Jahr hinweg durch verschiedenste Sportangebote begleitet werden – von Skifahren bis Rudern, von Hallensport bis Outdoor-Aktivitäten. Ziel ist es, Bewegungsfreude zu wecken, verschiedene Sportarten und Bewegungsformen kennenzulernen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln. „Durch das Sportartenkarussell wollen wir nicht nur erreichen, dass die einzelnen Sportarten voneinander profitieren, sondern auch, dass die Kinder die Gelegenheit erhalten, so viel wie möglich auszuprobieren. Denn häufig ist es so, dass Vereine nur einzelne inklusive oder behindertenspezifische Angebote machen können. Wenn diese dann gerade nicht zur Einschränkung des Kindes passen, wird die Idee schnell wieder verworfen. Durch das Sportartenkarussell haben die Kinder allerdings die Chance, vieles zu probieren, um den perfekten Sport für sich zu finden“, erläutert Kiefer.
Gleichzeitig bietet das Projekt den Sportvereinen eine Plattform, um ihre inklusiven Angebote vorzustellen, ihre Kräfte zu bündeln und sich als „sportliche Heimat“ für Kinder zu präsentieren. Ein Verein, bei dem das Sportartenkarussell bereits erfolgreich umgesetzt wird, ist der MTV Stuttgart: „Derzeit arbeiten wir mit fünf weiteren Vereinen aus der Region zusammen. Bei uns können sich die Kinder an verschiedensten Terminen in den Sportarten Blindenfußball, Rollstuhlbasketball, Para Schwimmen, Para Radsport und Para Leichtathletik ausprobieren – die übrigen Vereine bieten dann noch Rollstuhlfechten, Para Boccia, Para Tennis, Para Tischtennis und Para Segeln an“, sagt Mandy Pierer, die Inklusionsmanagerin des MTV. Sie hat einfach nach Vereinen in der Region mit inklusiven Angeboten gesucht und gefragt, ob man gemeinsam arbeiten wolle – herausgekommen ist ein Sportartenkarussell, bei dem die Kinder bis zu den Sommerferien an über 60 Terminen die Gelegenheit haben, in die verschiedensten Sportarten hineinzuschnuppern. „Es ist ein großartiges und überzeugendes Konzept, das den Kindern möglichst viele Bewegungserfahrungen bietet“, schwärmt Pierer.
Ähnlich erfolgreich wird das Ganze in Freiburg umgesetzt: Hier haben die Kinder bei insgesamt fünf Vereinen an 43 Terminen die Chance, die Disziplinen Para Langlauf, Para Klettern, Para Schwimmen, Para Leichtathletik sowie verschiedene Ballsportarten zu testen.
Zwei Beispiele, die Kiefer auf mehr hoffen lassen: „Wichtig zu wissen ist, dass nicht nur Vereine mit bereits bestehenden inklusiven Angeboten am Sportartenkarussell teilnehmen können – es kann auch der ideale Einstieg für Vereine sein, um neue Angebote zu implementieren und von den Erfahrungen anderer zu profitieren. Außerdem wird das Projekt von der Aktion Mensch gefördert, und wir als Projektkoordinatoren versuchen, die Vereine bestmöglich zu unterstützen – einfacher geht es nicht. Deshalb wünsche ich mir, dass wir irgendwann in jeder größeren Stadt oder Region ein solches Sportartenkarussell anbieten können“, hofft Kiefer.