Aktuelles vom Para Radsport im Deutschen Behindertensportverband
Para Radsport-WM 2024: Senska gelingt endlich der Sprung auf das Podest
Bei den Para Radsport-Weltmeisterschaften in Zürich (20. bis 29. September) haben die Deutschen am Freitag drei Medaillen gewonnen: C1-Fahrer Pierre Senska aus Berlin gewann Bronze im Straßenrennen. Nach zahlreichen vierten Plätzen in dieser Saison setzte er sich im Zielsprint durch. Dreiradfahrer Maximilian Jäger ist neuer Vize-Weltmeister und Angelika Dreock-Käser wurde erneut WM-Dritte. Die Nachricht vom Tod einer jungen Schweizer Radsportlerin verbreitete sich am Nachmittag und überschattet das Geschehen.
Das C1-Rennen, das über 62,7 Kilometer ging, führten zwei Ausreißer an: der favorisierte Ricardo ten Argiles (Spanien) und Zbigniew Maciejewski (Polen). Pierre Senska (39) hatte sich nach dem Start ab 8.30 Uhr in einer fünfköpfigen Verfolgergruppe festgesetzt. Mit hohem Tempo war das Feld unterwegs. Die durchschnittliche Geschwindigkeit der Verfolger rund um den Berliner lag bei rund 37 km/h. Für Senska (BPRSV Cottbus) war zwischen WM-Bronze und dem achten Platz alles möglich. Im Zielsprint zeigte der 39-Jährige, dass er ein ausgezeichneter Sprinter und Taktiker ist und zog allen davor. Senska fuhr als erster Verfolger und als insgesamt Dritter des Teilnehmerfeldes über die Ziellinie am Sechseläutenplatz. WM-Bronze ist für ihn der versöhnliche Abschluss einer langen Saison: „Ich bin jetzt sehr erleichtert. Es war eine harte Saison. Das Rennen heute war auch schwierig für mich, vielleicht habe ich nicht den besten Tag erwischt. Umso schöner ist es, dass es im Zielsprint zu Bronze gereicht hat“, sagte Senska. „Auf den letzten anderthalb Kilometern hat keiner aus der Gruppe versucht auszureißen, da war mir klar, dass ich meine Stärken im Sprint ausspielen kann.“
Weltmeister wurde der Spanier ten Argiles (1:37,45 Stunden). Für Senska (+4:05 Minuten) ist es der lang ersehnte Sprung auf das Podium. Bei den Paralympics 2024 in Paris hatte er zweimal auf der Bahn und einmal im Straßen-Zeitfahren vierte Plätze eingefahren. Im WM-Zeitfahren in Zürich gab es ebenfalls einen vierten Platz. „An der Strecke war richtig was los, es war absolut einer WM würdig. Es ist ein schöner Saisonabschluss, auch wenn ich mir eine Paralympics-Medaille erhofft hatte."
Dreiradfahrer holen zwei Medaillen
Für die Dreiradfahrer*innen der Startklasse T2 galt es, 31,8 Kilometer zu absolvieren. Angelika Dreock-Käser, die in Zürich bereits im Zeitfahren WM-Bronze gewann, zeigte auch im Straßenrennen wie erhofft eine Top-Leistung. Die 48-Jährige belegte den dritten Rang (1:08,52 Stunden), allerdings deutlich hinter Lokalmatadorin Celine van Till (Schweiz) und der späteren Siegerin Emma Lund aus Dänemark. Dreock-Käser fährt mit zwei bronzenen Medaillen zurück in die Heimat. „Natürlich freue ich mich über die beiden Medaillen, ganz zufrieden bin ich nicht. Ich hätte mir erhofft, vielleicht nach vorne angreifen zu können. Aber das war, auch aufgrund meiner Corona-Erkrankung vor gut zwei Wochen, einfach nicht drin“, sagte die Deutsche. Für Maximilian Jäger sprang nach Platz sieben im Zeitfahren noch mal ein bärenstarker zweiter Platz heraus. Jäger (24) fuhr ein gutes Rennen und hielt sich in der Führungsgruppe, die aus sieben Athleten bestand. Am Ende reichte es im Zielsprint nach 55:22 Minuten nicht ganz für den Titel, den Dennis Connors einfuhr. „Ich habe in der dritten Runde am Berg eine Attacke gefahren, konnte mich aber nicht absetzen. Im Zielsprint dachte ich: Jetzt oder nie", sagte Jäger. "Ich hatte lange gesundheitlich zu kämpfen, daher bin ich jetzt wirklich happy mit Silber. So kann man die Saison abschließen."
18-Jährige stirbt nach schwerem Unfall
Am Freitagnachmittag teilte der Weltverband UCI teilte mit, dass die 18-jährige Muriel Furrer (Schweiz) einen Tag nach ihrem Sturz bei der Straßenrad-WM gestorben ist. Furrer erlag ihren am Donnerstag bei einem Sturz erlittenen Verletzungen im Universitätsklinikum in Zürich. Wie es zu dem Sturz der 18-Jährigen an der Nordseite des Zürichsees kommen konnte, ist derzeit unklar, die Untersuchungen laufen.
Nach Wettkampftag sieben der gemeinsam ausgetragenen UCI Radsport- und Para Radsport-WM hat das deutsche Para Radsport-Team neun Medaillen gesammelt. Sofern die WM trotz des Todesfalls fortgesetzt wird, gehen zum Abschluss am Samstagmittag die Handbiker Vico Merklein und Johannes Herter (H3) sowie Zweiradfahrerin Kerstin Brachtendorf (C5) in den Straßenrennen an den Start.
Das deutsche Aufgebot bei der Para Radsport-WM 2024:
Kerstin Brachtendorf (52 / Mending / BRSV Cottbus), Julia Dierkesmann (57 / Merzhausen / GC Nendorf), Angelika Dreock-Käser (48 / Bremervörde / BPRSV Cottbus), Andrea Eskau (53 / Apolda / USC Magdeburg), Johannes Herter (40 / Lemgo / RSV Tempoliema), Maximilian Jäger (24 / Bad Kissingen /BPRSV Cottbus), Vico Merklein (46 / Berlin / GC Nendorf), Manuel Scheichl (42 / Rottenmünster / BVS München), Pierre Senska (36 / Berlin / BPRSV Cottbus), Steffen Warias (39 / Allschwil / BSV München), Annika Zeyen (39 / Hennef / SSF Bonn)
GOLD: Annika Zeyen-Giles (H3), Zeitfahren.
SILBER: Kerstin Brachtendorf (C5), Zeitfahren; Annika Zeyen-Giles (H3), Straßenrennen; Andrea Eskau (H5), Zeitfahren, Maximilian Jäger (T2), Straßenrennen.
BRONZE: Andrea Eskau (H5), Straßenrennen; Angelika Dreock-Käser (T2), Zeitfahren und Straßenrennen; Pierre Senska (C1), Straßenrennen.