Aktuelles vom Para Radsport im Deutschen Behindertensportverband
Para Radsport-Nationalteam heiß auf Saisonhöhepunkt in Kanada
Dank starker Leistungen in der laufenden Saison vertreten 14 Athletinnen und Athleten den deutschen Para Radsport bei den Weltmeisterschaften vom 11. bis 14. August im kanadischen Baie-Comeau. Trotz mancher Widrigkeiten stehen die Chancen auf Podestplatzierungen und das begehrte WM-Regenbogentrikot für einige sehr gut.
Die Weltmeisterschaften im beschaulichen Ort Baie-Comeau versprechen hochklassige Wettkämpfe im Zeitfahren und bei den Straßenrennen. Ein wenig Zeit, um sich in Kanada zu akklimatisieren, hatte das deutsche Team dank des zurückliegenden Weltcups in Québec. Dieser verlief äußerst erfolgreich mit 16 Platzierungen auf dem Podest und fünf Weltcup-Gesamtsiegen, wenngleich noch nicht die komplette Konkurrenz am Start war. Für ein gutes Abschneiden und eine realistische Chance auf das begehrte Regenbogentrikot, das die Weltmeister*innen gewinnen, hat das deutsche Team viel investiert.
Reneé Schmidt, Trainer am Paralympischen Stützpunkt Brandenburg in Cottbus, betreut das Team vor Ort in der Rolle als kommissarischer Bundestrainer. „Wir starten im bestmöglichen Trainingszustand. Alle nehmen die WM als Jahres-Höhepunkt sehr ernst. Ziel ist es, mit einem guten Teamergebnis und einigen Podiumsplätzen nach Hause zu kommen“, sagt Schmidt, fügt aber hinzu: „Man darf den Reisestress nicht unterschätzen, wir befinden uns auf einem anderen Kontinent, in einer anderen Zeitzone und hatten eine lange Busreise zum Ort der Wettkämpfe.“
Vorfreude ist dennoch zu spüren. Bestens vorbereitet haben sich die Athletinnen und Athleten wie gewohnt im Höhentrainingslager in Livigno. Auch individuell mit den Heimtrainer*innen haben alle die Grundlagen geschaffen und sich die nötige Wettkampfhärte geholt. Das Team ist in den Klassen gut aufgestellt, auch wenn namhafte Athlet*innen wie der amtierende Weltmeister Pierre Senska, der aufgrund einer Knieverletzung kurzfristig absagen musste, Denise Schindler, Bernd Jeffré, der sich von einer schweren Corona-Infektion erholt, oder die seit Monaten verletzte Andrea Eskau nicht mit dabei sind. Während Debütant Jakob Klinge (25) aus Erlangen seine erste WM erlebt und vor allem Erfahrung sammeln wird, stehen die Chancen auf Top-Resultate für andere sehr gut.
Mit dem fünffachen Paralympics-Goldmedaillengewinner Michael Teuber vom BSV München etwa ist beim Zeitfahren auf dem Zweirad (C1) immer zu rechnen. Die Zimmer-Genossinnen Annika Zeyen (Handbike) und Maike Hausberger (Zweirad) haben bereits in der Saison zahlreiche Weltcup-Erfolge und schließlich auch den Gesamtweltcup gefeiert, sodass gute WM-Ergebnisse für sie die Krönung eines bereits jetzt erfolgreichen Jahres wären. Auch der erfahrene Handbiker Vico Merklein gehört in der Startklasse H3 zur Weltspitze und visiert nach Corona-Erkrankung und damit verbundener schwieriger Vorbereitung einen Podiumsplatz an. Bei den Dreirad-Wettbewerben machen sich Jana Majunke als amtierende Weltmeisterin im Straßenrennen und Zeitfahr-Weltmeisterin Angelika Dreock-Käser (beide BPRSV Cottbus) berechtigte Hoffnungen.
„Ich traue uns viel zu. Die internationale Konkurrenz ist jedoch in keiner Klasse zu unterschätzen und gerade die Athleten aus den asiatischen Ländern sind aktuell eine große Unbekannte, da kaum gemeinsame Wettkämpfe bestritten werden konnten“, sagt Trainer Schmidt. Obwohl Maximilian Jäger der Jüngste im deutschen Nationalteam ist, darf auch er auf gute WM-Resultate hoffen. Der 22-Jährige hat auf dem Dreirad sowohl im Weltcup als auch bei den Europameisterschaften überzeugt. Den EM-Titel im Zeitfahren holte Jäger sich im Mai mit sattem Vorsprung von rund 40 Sekunden vor dem Zweitplatzierten. Deutlich knapper war’s beim jüngsten Weltcup mit weniger als vier Sekunden, doch auch hier stand der Youngster auf dem Treppchen ganz oben – und würde dies bei der WM zu gerne wiederholen.
Weitere Informationen und einen Livestream gibt es auf der Veranstaltungs-Webseite, Ergebnisse gibt es auch auf der Homepage des Weltverbands.
Quelle: Jessica Balleer
Das deutsche Team für die Para Radsport-WM:
Angelika Dreock-Käser (55 / BPRSV Cottbus / Bremervörde), Annika Zeyen (37 / SSF Bonn / Bonn) Benno Schmidt (57 / TSV Bayer Leverkusen / Gießen), Jakob Klinge (25 / RC Herpersdorf / Erlangen), Jana Majunke (31 / BPRSV Cottbus / Cottbus), Kerstin Brachtendorf (50 / BPRSV Cottbus / Mendig), Maike Hausberger (27 / BPRSV Cottbus / Trier), Manuel Scheichl (40 / BSV München / Rottenmünster), Matthias Schindler (40 / RV Union Nürnberg / Regensburg), Maximilian Jäger (22 / BPRSV Cottbus / Bad Kissingen), Michael Teuber (54 / BSV München / Tegernsee), Steffen Warias (37 / BSV München / Tübingen), Thomas Schäfer (41 / Nordharzer RSG Bad Harzburg / Wernigerode), Vico Merklein (44 / GC Nendorf / Berlin)