Aktuelles vom Para Radsport im Deutschen Behindertensportverband
Para Radsport: Kaderathlet*innen sammeln auf der Bahn DM-Titel und messen sich mit internationaler Konkurrenz

Bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften (IDM) im Para Radsport auf der Bahn in Cottbus gingen rund 30 Athlet*innen aus Deutschland, Irland, Israel, Tschechien und Brasilien an den Start. Dabei ging es nicht nur um Titel, sondern auch um die Nominierung für die Bahn-WM im Oktober in Rio de Janeiro (16. bis 19. Oktober) – und Gurkengläser.
Para Radsport-Bundestrainer Gregor Lang zog nach dem dreitägigen Wettkampf ein positives Fazit: „Es war eine perfekte Gelegenheit, um uns international zu vergleichen. Bahnrennen sind im Saisonkalender stets rar gesät.“ Lang hatte zahlreiche Mitglieder aus dem deutschen Nachwuchs- und Nationalkader im Aufgebot, darunter Paralympics-Medaillengewinner Michael Teuber und etablierte Athleten wie Pierre Senska (beide C1). Auch das Tandem Thomas Ulbricht/Robert Förstemann ging auf die Betonbahn – und überzeugte einmal mehr mit Siegen über 1000 Meter in 1:04,319 Minuten und im Teamsprint.
Die deutschen Frauentandems hatten Gelegenheit, sich mit dem starken irischen Damenteam zu messen. Bundestrainer Lang zeigte sich besonders beeindruckt von den Irinnen, die mit Top-Zeiten glänzten: „Die Irinnen haben uns gezeigt, dass wir weiter gut arbeiten müssen.“ Er kündigte an, in den kommenden Wochen die WM-Nominierungen für Rio anzugehen. „Viele haben sich hier empfohlen, wir können allerdings nicht alle mitnehmen.“

Spreewaldgurken als Preis
Im Fokus stand neben den Routiniers auch der Nachwuchs, etwa Vanessa Laws (C4) und Jakob Klinge (C5). Klinge empfahl sich bereits durch starke Platzierungen bei zwei Weltcups für die Straßen-WM im belgischen Ronse (28. bis 31. August) und glänzte in Cottbus mit vier Meistertiteln auf der Bahn (4000 Meter, 10km Scratch, 1000 Meter Zeitfahren und Ausscheidungsfahren). „Die Saison lief sportlich bislang sehr gut für mich, auch hier bei den IDM. Ich habe in den vergangenen Wochen vor allem am Material gefeilt und hart trainiert, das zahlt sich gerade aus. Auch meinen Sponsoren will ich für den Support danken“, so Klinge. Der Nachwuchsathlet freute sich nicht nur über Leistung und Medaillen, sondern auch augenzwinkernd über einen lokalen Preis: „Es gab für die Podestplatzierung ein Glas erfrischende Spreewaldgurken – genau richtig, um nach den Rennen wieder Energie zu tanken.“
Pierre Senska zeigte ebenfalls starke Auftritte. „Mit dem DM-Titel über 3000 Meter bin ich natürlich mehr als zufrieden. Gerade die Zeit von 4:04 Minuten auf der Betonbahn zeigt, dass meine Formkurve nach oben geht. Ehrlich gesagt bin ich auch etwas überrascht, dass es schon so gut läuft“, sagt der Berliner, dessen Fokus auf dem Saisonhöhepunkt Straßen-WM liegt. „Ich habe es im Winter bewusst etwas ruhiger angehen lassen, um nach den intensiven Jahren auch mental mal durchzuatmen. Jetzt finde ich langsam zurück zu meiner Form.“ Dass dies gelingt, zeigte sich auch beim Weltcup, wo ein zweiter Platz das Vertrauen in den Saisonaufbau bestätigte.
Organisiert wurde die Meisterschaft auf der Radrennbahn vom Brandenburger Präventions- und Rehabilitationssportverein e. V. (BPRSV) Cottbus – einem Zentrum der Nachwuchs- und Spitzensportförderung im Para Radsport. „Die Veranstaltung war ein Erfolg für den BPRSV Cottbus und die Teilnehmenden“, sagt Reneé Schmidt, Trainer am Paralympischen Stützpunkt Brandenburg in Cottbus. „In spannenden Wettkämpfen haben wir hervorragende sportliche Ergebnisse gesehen.“
Mit den Deutschen Straßen-Meisterschaften in Rheinbach (29. Juni) und den Zeitfahr-Meisterschaften in Leerstetten (13. Juli) stehen auf dem Weg zu den internationalen Saisonhöhepunkten weitere Prüfsteine an.
Die Ergebnisse der deutschen Meisterschaften in den Para Sportarten werden in diesem Jahr von der Heinz-Kettler-Stiftung (HKS) präsentiert, um die Aufmerksamkeit für die deutschen Meisterschaften zu erhöhen und die außergewöhnlichen Leistungen der Athlet*innen sichtbarer zu machen. Die HKS wurde von Heinz Kettler und seiner Tochter Dr. Karin Kettler bereits im Dezember 1999 gegründet, um Sportler*innen mit Behinderung in ihrer Sportausübung zu unterstützen und den Inklusionsgedanken in die Praxis umzusetzen.
Text: Jessica Balleer/DBS