Aktuelles vom Para Radsport im Deutschen Behindertensportverband
Para Radsport: In acht Tagen Welt- und Europameister
Matthias Schindler hat für die erste deutsche Goldmedaille bei den European Para Championships in Rotterdam gesorgt. Damit hat der Para Radsportler das Kunststück vollbracht, innerhalb von acht Tagen erst Weltmeister und nun auch Europameister im Zeitfahren der Startklasse C3 zu werden. Über Goldmedaillen jubelten auch die Handbikerinnen Andrea Eskau und Annika Zeyen. Darüber hinaus gewannen die Zweiradfahrerinnen Kerstin Brachtendorf und Maike Hausberger ebenso Silber wie Dreiradfahrerin Angelika Dreock-Käser.
Matthias Schindler hat selbst noch nicht richtig realisiert, was ihm da in den vergangenen acht Tagen gelungen ist. Bei den Weltmeisterschaften in Glasgow fuhr der 41-Jährige als ältester Athlet seiner Startklasse C3 zum ersten internationalen Titel seiner Karriere, nun krönte Schindler eine grandiose Saison mit dem EM-Titel – und blieb dabei wie schon bei der WM zwei Sekunden vor dem Zweitplatzierten. Hatte Schindler nach der ersten Runde noch auf Rang drei gelegen, kämpfte er sich in der Schlussrunde noch vor den Spanier Eduardo Santas Asensio und den Franzosen Thomas Peyroton Dartet auf den Platz in der Mitte des Podiums. „Das ist einfach überwältigend, was in den vergangenen acht Tagen passiert ist. Ich bin nach der WM sehr fokussiert geblieben, habe mich gut vorbereitet und wieder Bestleistung abrufen können. Daher bin ich mega happy“, sagt Schindler, der den erneuten Triumph gemeinsam mit seiner Familie genossen hat. „In Glasgow konnten sie leider nicht vor Ort sein, umso schöner ist es, dass es hier geklappt hat. Es ist immer ein schmaler Grat zwischen dem, was man sportlich erreichen möchte und dem, was wirklich wichtig ist im Leben, denn die Familie steht über allem.“
Für die Goldmedaillen Nummer zwei und drei sorgten die Handbikerinnen Andrea Eskau (H5) und Annika Zeyen (H3), die der Konkurrenz mit starken Leistungen keine Chance ließen. „Eigentlich mag ich solch flache Kurse nicht, da sie wenig Abwechslung bieten. Aber sie sind sehr ehrlich – wer am meisten arbeitet, der gewinnt in der Regel. Ich habe gut gearbeitet, alles rausgehauen und mehr riskiert als noch bei der WM“, resümiert Eskau, die 46 Sekunden schneller war als die Italienerin Ana Maria Vitelaru und fügt schmunzelnd hinzu: „Nachdem ich letztes Jahr aus verschiedenen Gründen sportlich ganz raus war, wollte ich es noch einmal versuchen. Die Ergebnisse haben gepasst, es hat mir Spaß gemacht, daher schaue ich schon noch nach Paris in Richtung Eiffelturm.“ Bester Laune war auch Teamkollegin Annika Zeyen, wenn auch platt nach den vielen Rennen. „Die vergangenen Tage waren wahnsinnig erfolgreich, aber auch wahnsinnig anstrengend. Es war sehr hart und ich habe schon so viele Rennen in den Knochen. Daher bin ich super glücklich, dass es so gut gelaufen ist“, sagt die 38-Jährige.
Freude gab es auch über reichlich Silber. Kerstin Brachtendorf schaffte es in Rotterdam auf den zweiten Platz hinter der Französin Heidi Gaugain (C5), nachdem sie bei der WM noch zweimal mit dem vierten Platz vornehmen musste. Wieder jubeln durfte auch Maike Hausberger, die nach kurzfristiger Nominierung von Cottbus nach Rotterdam reiste und ihre Ausbeute von fünf Medaillen bei den Weltmeisterschaften in Glasgow nun mit EM-Silber erweiterte. Damit ist es schon jetzt ein gelungener Ausflug. Ebenfalls Silber gewann Dreiradfahrerin Angelika Dreock-Käser, die sich der Schweizerin Celine van Till geschlagen geben musste. Michael Teuber wurde von einem Defekt an seinem Rad ausgebremst und wurde Vierter, Vico Merklein landete auf Rang 13.
Die Nationalmannschaft von Bundestrainer Gregor Lang hat bisher dreimal Gold, dreimal Silber sowie einmal Bronze im gestrigen Team Relay auf dem Medaillenkonto. Am Wochenende geht es weiter mit den Straßenrennen: Am Samstag kämpfen die Zweiradfahrer*innen um EM-Medaillen, am Sonntag finden zum Abschluss die Handbike- und Dreirad-Wettbewerbe statt.
Der Kader für Rotterdam:
Kerstin Brachtendorf (51 / Mending / BRSV Cottbus), Angelika Dreock-Käser (47 / Bremervörde / BPRSV Cottbus), Andrea Eskau (52 / Apolda / USC Magdeburg), Maike Hausberger (28 / Trier / BPRSV Cottbus), Vico Merklein (45 / Berlin / GC Nendorf), Matthias Schindler (41 / Regensburg / RV Union 1886 Nürnberg), Michael Teuber, (55 / Tegernsee / BSV München), Annika Zeyen (38 / Bonn / SSF Bonn)