Aktuelles vom Para Radsport im Deutschen Behindertensportverband
Im Fotofinish zu Gold gerast
Andrea Eskau krönt das Jahr 2018 mit außergewöhnlicher Leistung. Bronze für Vico Merklein und Jana Majunke.
Durch einen überragenden Zielsprint hat Andrea Eskau nach Silber im Zeitfahren mit dem Sieg im Straßenrennen den insgesamt 24. Weltmeister-Titel ihrer Karriere gefeiert. Und das nur viereinhalb Monate nach ihren überragenden Leistungen bei den Winter-Paralympics in PyeongChang. Zweifache Paralympics-Siegerin im Winter und nun Handbike-Weltmeisterin im Sommer – das muss der 47-jährigen Ausnahmeathletin erst einmal jemand nachmachen. Jeweils über Bronze freuten sich bei der Para Radsport-WM im italienischen Maniago zudem Vico Merklein und erneut Jana Majunke.
Auf der mit Kopfsteinpflaster versehenen Zielgeraden entwickelte sich ein packender Zweikampf zwischen der Niederländerin Laura de Vaan und Andrea Eskau. Doch nach dem Fotofinish durfte die deutsche Para Radsportlerin jubeln. Obwohl sich der Rennverlauf enger gestaltete als erhofft, war sich Eskau ihrer Erfahrung und Stärke bewusst: „Es hat genau gepasst. Nach all den Jahren kann ich vieles sehr gut einschätzen. In der Vergangenheit habe ich natürlich auch schon Sprints verloren. Daraus habe ich allerdings meine Lehren gezogen und war mir heute sicher, dass ich es schaffen werde, sollte es zu einem kurzen Zielsprint kommen.“ Trotz ihrer zahlreichen Titel in der Vergangenheit war dieser Sieg ein ganz besonderer für sie, schließlich waren neben einigen Freunden sogar ihre Eltern nach Italien gekommen, um sie anzufeuern. „Natürlich habe ich mir so sehr erhofft, ihnen diese Freude zu machen. Wer weiß, wie oft sie es aufgrund ihres hohen Alters noch an die Strecke schaffen. Von daher bin ich überglücklich, dass es geklappt hat.“
Auch Vico Merklein hatte Grund zur Freude. Der 41-Jährige vom GC Nendorf kämpfte sich nach Zusammenstößen mehrfach stark ins Rennen zurück und krönte seine Leistung mit dem dritten Platz. „Einer meiner Kontrahenten ist mir gleich mehrmals hinten reingefahren. Dadurch bin ich mit dem Körper nach vorne gerutscht und habe meine Schaltung verdreht. Glücklicherweise konnte ich es beheben, aber es hat mir das Leben auf der Strecke extrem schwer gemacht“, berichtet Merklein und fügt an: „Als ich in den Schlussanstieg hineingefahren bin, wusste ich, dass ich es schaffen will – egal wie.“ Und es scheint so, als hätten die zwischenzeitlichen Schwierigkeiten den Ehrgeiz des Berliners erst so richtig geweckt.
Die dritte deutsche Medaille des Tages schnappte sich Jana Majunke mit einer tollen Leistung in einem sehr ausgeglichenen Fahrerfeld. Nach der Bronze-Medaille im Zeitfahren wiederholte sie das Ergebnis im Straßenrennen eindrucksvoll und bekam ihr breites Lächeln danach gar nicht mehr aus dem Gesicht. „Nach diesem taktisch geprägten Rennverlauf war es nicht selbstverständlich, eine WM-Medaille zu holen. Ich bin sehr glücklich über das Ergebnis“, sagt die Cottbuserin.
Die letztjährige Doppel-Weltmeisterin im Handbike, Christiane Reppe (30 / Dresden / GC Nendorf), musste ihr Rennen aufgrund eines Sturzes frühzeitig beenden, blieb aber bis auf kleinere Blessuren glücklicherweise unverletzt. Schlimmer noch traf es Hans-Peter Durst (60 / Kaufbeuren / RuMC 1925 Sturm Hombruch Dortmund), der im Vorjahr ebenfalls sowohl das Zeitfahren als auch das Straßenrennen bei der WM gewann. Aus gesundheitlichen Gründen konnte Durst nicht starten und verpasste damit den gesamten Saisonhöhepunkt. Mit Mariusz Frankowski (26 / Neustadt (Polen) / TV Waldstraße Wiesbaden) und Bernd Jeffré (54 / Kiel / GC Nendorf), die jeweils Sechster wurden, erreichten zwei weitere deutsche Handbiker Top 10-Ergebnisse in ihren Startklassen.
Damit hat die Mannschaft von Bundestrainer Patrick Kromer nach drei von vier Wettkampftagen zweimal Gold, dreimal Silber und dreimal Bronze auf dem Medaillenkonto. Am morgigen Sonntag finden zum Abschluss der Para Radsport-WM in Maniago die Straßenrennen der Tandem- und Zweirad-Spezialisten sowie das Team Relay statt.
Quelle: Niklas Klütsch