Aktuelles vom Para Radsport im Deutschen Behindertensportverband
„Die Bahn wird brennen“: Medaillenjagd auf der Radrennbahn
Bei den Paralympics in Tokio treten 14 deutsche Radsportler*innen an. Fünf von ihnen werden auf der Radrennbahn in Izu auf Medaillenjagd gehen
Gleich am ersten Wettkampftag geht’s rund für Deutschlands Para Radsportler*innen, wenn Denise Schindler am 25. August in der Einerverfolgung der Startklasse C3 auf Medaillenjagd geht. Einen Tag später werden Pierre Senska und Michael Teuber, einer der beiden deutschen Fahnenträger bei der Eröffnungsfeier, ebenfalls die Einerverfolgung bestreiten, ehe am 28. August mit dem 1000-Meter-Zeitfahren der Höhepunkt für das Tandem Kai Kruse und Robert Förstemann auf dem Programm steht.
Für Kruse ist es bereits die dritte Paralympics-Teilnahme: 2012 gewann er mit dem Ruder-Vierer mit Steuermann Silber, danach wechselte er zum Bahnradsport. 2016 holte der Athlet vom PSV Rostock, der kürzlich seinen 30. Geburtstag feierte, im 1000-Meter-Zeitfahren die Bronzemedaille, damals noch mit Stefan Nimke als Pilot. Förstemann gibt sein paralympisches Debüt, erlebte dafür bereits 2008 und 2012 die Olympischen Spiele und gewann in London Bronze im Teamsprint. 2019 wechselte der Mann mit den kräftigen Oberschenkeln zum Para Radsport und bildet seitdem mit Kruse ein starkes Team.
Bei den Weltmeisterschaften Anfang 2020 im kanadischen Milton belegte das Duo Platz drei – und auch in Japan streben die beiden eine Medaille an: „Prinzipiell fährt man immer zu einem Wettkampf, um zu gewinnen. Wir werden alles geben, um für uns eine persönliche Bestzeit zu fahren. Die liegt nach wie vor noch bei 1:01,678 von der WM in Milton. Wir hoffen, an die Minutengrenze zu fahren oder sie zu knacken und werden am Ende sehen, was wir damit erreichen. Bei den Paralympics ist immer alles möglich, man weiß nie, ob wir einen guten Tag haben oder die anderen einen schlechten Tag. Fakt ist: Wir wollen eine Medaille holen“, sagt Förstemann.
„Unsere stärksten Konkurrenten sind die Briten Neil Fachie/Matthew Rotherham und James Ball/Lewis Stewart“, berichtet Förstemann mit Blick auf die amtierenden Weltmeister und Vizeweltmeister. „Dazu kommt noch Raphaël Beaugillet aus Frankreich mit seinem Piloten François Pervis. Pervis ist 1000-Meter-Weltrekordhalter, ein sehr guter Mann, gegen den ich schon oft gefahren bin bei Sechstagerennen oder Weltmeisterschaften.“
Seit 2019 arbeiten Kruse und Förstemann zusammen und sind innerhalb kurzer Zeit zu einer Einheit geworden. So ärgerlich sie war, kam ihnen die Verschiebung der Paralympics in mancher Hinsicht entgegen: „Wir konnten uns beim Material verbessern. In Milton waren wir noch mit einem Alu-Tandem am Start, jetzt haben wir ein Karbon-Rad, das allerdings erst auf den letzten Drücker fertig geworden ist. Je besser wir wurden, desto mehr haben wir an dem Rad kaputtgemacht. Und jedes Einzelteil musste einzeln angefertigt werden, so dass wir nur begrenzt gemeinsam auf dem Tandem trainieren konnten. Letzte Woche hatten wir noch einen schweren Sturz in Frankfurt/Oder, wir haben ihn gut überstanden, hatten dann aber keine Wettkampflaufräder mehr. Unser Ausrüster FES hat alles gegeben und uns pünktlich zum Abflug neue konkurrenzfähige Wettkampflaufräder überreicht, was für uns im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert ist“, erklärt der 35-Jährige.
„Jetzt geht es endlich los. Wir haben zwar eigene Überprüfungen gemacht in den letzten anderthalb Jahren, doch das ist einfach nicht dasselbe. Jetzt können wir endlich wieder vor Kameras fahren und den Leuten zeigen, was wir können und wie professionell man Para Sport betreiben kann“, freut sich Förstemann auf den Wettkampf. „Für mich persönlich ist es ein besonderes Highlight, nach zwei Olympischen Spielen jetzt bei den Paralympics dabei zu sein. Kai ist auch positiv und motiviert, er hat sich großartig verbessert im Vergleich zu den letzten Weltmeisterschaften und den letzten Paralympics. Wenn wir fahren, wird die Bahn brennen – und es wird ein Kampf um die Medaillen, wie wir ihn noch nie gesehen haben!“